Menden. Nur Eltern, die in „kritischer Infrastruktur“ arbeiten, erhalten ab Montag Kita-Plätze. Für alle anderen gelten Betretungsverbot und Rückzahlung.

Das wird für viele junge Eltern ein böses Erwachen geben. Zwar werden am Montag alle Kindergärten geöffnet sein. Doch wer sein Kind am kommenden Montag wie gewohnt in die Kita bringen will, stößt zunächst auf ein striktes Betretungsverbot. Und dieses Verbot wird nur dann aufgehoben, wenn beide Elternteile oder der oder die Alleinerziehende in „kritischer Infrastruktur“ arbeitet und das auch nachweisen kann. Man muss also zum Beispiel Arzt, Polizistin, Feuerwehrmann oder Pflegekraft sein und daher in der Coronakrise besonders dringend zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und des Gesundheitswesens gebraucht werden. Eine Liste mit den betreffenden Bereichen hat das Land NRW gerade herausgegeben.

Abweisungen an der Kita-Pforte: „Land lässt keine andere Möglichkeit“

Für alle anderen Eltern und ihre Kinder, und wenn sie noch so dringend eine Betreuung brauchen, wird es dagegen Abweisungen geben. „Eine andere Möglichkeit lässt uns das Land nicht“, erklärte der Erste Beigordnete Sebastian Arlt auf Anfrage der WP am Samstagnachmittag nach der Sitzung des Krisenstabes im Rathaus. Die Stadt habe zwar bis zur Rede von Ministerpräsident Armin Laschet einen Plan B gehabt, doch der dürfe nicht mehr zum Zuge kommen. Stattdessen werde es bei den Abweisungen jetzt sicherlich auch Härtefälle geben.

Privatinitiative: Olaf Jäger plant Nachbarschaftshilfe

Während die Stadt noch die Organisation von Hilfeleistungen plant, hat der Mendener Olaf Jäger bereits in sozialen Netzwerken dazu aufgerufen, den Nachbarn zur Seite zu stehen, wo es nötig ist.

Olaf Jäger hat nach eigenen Angaben mehrere tausend Flugblätter mit Hilfsangeboten an Nachbarn beauftragt. Die Idee: Diese Flyer, die in Geschäften ausliegen sollen, kann jede(r) ausfüllen und möglicherweise hilfsbedürftigen Menschen in der Umgebung in den Briefkasten stecken.

Im Netz stieß der Vorstoß des Mendeners auf Begeisterung (die WP berichtet noch).

Doch letztlich gehe es darum, größere Menschenansammlungen zu vermeiden, um das enorme Ansteckungsrisiko durch das Coronavirus zu mindern, sagte Arlt. „Und dabei wäre natürlich niemandem geholfen, wenn ein und derselbe Kindergarten nur in ,Not-Kita’ umbenannt würde, um aber von ebensovielen Kindern wie sonst auch bespielt zu werden.“

Eltern jetzt auf Verwandte und Bekannte angewiesen – oder sie bleiben zuhause

Damit wird vielen Mendener Eltern, insbesondere berufstätigen Alleinerziehenden, diesmal tatsächlich nichts anderes übrig bleiben, als im Vorfeld Unterstützung von Verwandten und Bekannten zu erbitten - oder nicht zur Arbeit zu gehen. Das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen hat dazu in einer Pressemitteilung erklärt: „Zum Betretungsverbot wird es für Kinder, deren Eltern nachweisen, dass sie in kritischen Infrastrukturen arbeiten, Ausnahmen geben, zum Beispiel für Ärztinnen und Ärzte, Pflegepersonal und weiteres Personal, das notwendig ist, um intensivpflichtige Menschen zu behandeln, für Eltern, die in Bereichen der öffentlichen Ordnung oder anderer wichtiger Infrastruktur arbeiten. Details werden zeitnah in Abstimmung mit den Trägern und kommunalen Spitzenverbänden geregelt.“

Für Eltern, die ihre Kinder jetzt nicht mehr in die Kita schicken können, werden Erstattungsmöglichkeiten der Elternbeiträge geprüft. Gleiches gilt für die Erstattung von Eintrittskarten zu städtischen Veranstaltungen oder Musikschulbeiträge.

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Ansonsten werde jetzt vieles auf nachbarschaftliche Hilfe und Aufmerksamkeit ankommen, betont Sebastian Arlt. So sei bei der Stadt zum Beispiel eine Versorgung von alleinlebenden älteren Menschen oder Menschen mit einer Immunschwäche vorgesehen, die niemanden haben, der für sie einkaufen geht oder andere Erledigungen macht. „Hier bitten wir alle Mendenerinnen und Mendener, die solche Menschen und deren Notlage kennen, uns diese Mitbürger zu melden.“ Dafür soll es in Kürze eine telefonische Anlaufstelle geben. Als Helferinnen und Helfer könnten die städtischen Kräfte in Betracht kommen, deren Einrichtungen in großer Zahl bis zum 19. April geschlossen worden sind.

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Nach dem Debüt der mit vier Kräften besetzten Servicehotline 02373 903-1234 an diesem Wochenende wird auch hier in der kommenden Woche geregelt, zu welchen Zeiten diese Telefonnummer auch weiterhin als Kontaktmöglichkeit für die Mendenerinnen und Mendener bereitstehen wird, erklärte Sebastian Arlt weiter. Auf der Internetseite der Stadt werden zudem die am häufigsten gestellten Fragen der Bürgerinnen und Bürger gesammelt und nach Möglichkeit beantwortet. Unter www.menden.de/corona-info wird es regelmäßig aktuelle Informationen geben.

Generell wird es auch weiterhin regelmäßige Mitteilungen aus dem „Stab für außergewöhnliche Ereignisse“ geben.