Fröndenberg. Thorben Segreff und Nils Funken arbeiten im Integrationsbetrieb des Schmallenbach-Hauses in Fröndenberg. Sie leben selbstbestimmt trotz Handicap.
Auf eigenen Beinen stehen, selbstbestimmt leben, auch mit eigenem Geld. Für viele Menschen mit Behinderungen ist das nicht so leicht oder gar nicht möglich. Integrationsbetriebe wie das Schmallenbach-Haus in Fröndenberg geben diese Chance. Nils Funken und Thorben Segreff stehen für zwei Erfolgsgeschichten.
Beide arbeiten seit etwa vier Jahren in der Senioreneinrichtung auf dem Hirschberg. Seit gut einem Jahr aber sind sie auch noch ein Stück mehr in Fröndenberg angekommen. Weil sie nun auch hier leben. Das erste Mal wirklich auf eigenen Beinen und selbstbestimmt. Nils Funken ist 23 Jahre alt und stammt aus Olsberg. Lange fuhr er jeden Tag mit dem Zug aus der sauerländischen Heimat an den Arbeitsplatz nach Fröndenberg. „Er hat so sehr um den Job bei uns gekämpft", spricht Dorothe Braukmann ein großes Lob an Funken aus. Vorher war er im Josefsheim in Bigge-Olsberg beschäftigt.
Das Sprechen fällt dem 23-Jährigen schwer, er stottert, tut sich auch schwer mit dem Lernen. Eine reguläre Ausbildung wäre wahrscheinlich eine zu große Hürde für den jungen Mann. Aber etwas anderes zeichnet ihn umso mehr aus, erzählt Braukmann. „Er hat immer ein strahlendes Gesicht. Ich habe ihn noch nie anders erlebt.“ Eine Herzlichkeit, die auf Mitarbeiter wie Bewohner des Hauses ausstrahlt und ebenso im Gespräch, als Funken bestätigt, wie sehr ihm die Arbeit Freude bereitet. Auch deshalb etwa, weil ein weiterer Kollege und Freund, den er schon aus dem Josefsheim kennt, auch im Schmallenbach-Haus arbeitet.
Hol- und Bringedienste, Müllentsorgung von den Stationen, Verteilen der Mahlzeiten und einige anderen Handreichungen im Bereich der Haustechnik sind seine Aufgabe. Immer mit einem Lachen im Gesicht. In seiner Freizeit fährt er schon mal gerne nach Dortmund, durch die Stadt bummeln, oder zu seiner Schwester nach Köln. Nur die tägliche Pendelei mit dem Zug aus Olsberg bei Wind und Wetter musste irgendwann nicht mehr sein. So hat Nils Funken für die Arbeitswoche nun eine kleine Wohnung auf dem Gelände des Schmallenbach-Hauses im Marienheim, dem ehemaligen Krankenhaus, wo früher ein Pflegebereich war und nun seit ein paar Jahren Apartments für Senioren. An den Wochenenden geht es dann meistens zu den Eltern ins Sauerland zurück.
Per Interrail die halbe Welt erkundet
Gependelt ist auch Thorben Segreff lange, und zwar aus Balve-Mellen. Dort war der 27-Jährige, wie es sich im Sauerland eigentlich gehört, auch schon Jungschützenkönig in der Bruderschaft. Verbunden ist er seiner Heimat natürlich immer noch, aber auch er wohnt nun in Fröndenberg, mitten in der Innenstadt. Verkehrsgünstig gelegen, wenn man nicht selber Auto fahren kann.
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Segreff hat eine Halbseitenparese, die linke Körperhälfte ist gelähmt. Hinzu kommt eine Epilepsie. Das alles macht das große Hobby des 27-Jährigen umso bemerkenswerter. Er ist gewissermaßen ein Weltenbummler, hat mit der Bahn dank Interrail schon fast die halbe Welt erkundet. Bis hin zu den Nordlichtern in Skandinavien bei Temperaturen von locker -20 Grad. Alles an der Fahrt plant Thorben Segreff selber und macht sich dann auch alleine auf den Weg. Nächstes Ziel könnte Irland werden, genau steht das aber noch nicht fest.
An seinem Arbeitsplatz im Schmallenbach-Haus ist er der Herr der Zahlen, in der Verwaltung etwa für die Barbetragsverwaltung zuständig. Gelernt hat er das alles im Rahmen der kaufmännischen Ausbildung in einem Krankenhaus in Lüdenscheid. „Es ist doch spannend zu sehen, wie so ein Haus im Hintergrund funktioniert“, erklärt er seine Faszination für diese Tätigkeit. Gut, dass in seinem Büro auch immer wieder Bewohner des Hauses vorbeischauen. „Mit manchen von denen hat man doch sehr viel Spaß“, sagt Segreff mit einem Lachen.
Elf Mitarbeiter beschäftigt
Insgesamt sind momentan elf Mitarbeiter im Integrationsbetrieb beschäftigt. Und es sollen schon bald mehr werden (siehe Infobox). Aber den Schritt zu diesem festen Job schafft auch nicht jeder. Funken und Segreff haben großen Ehrgeiz und Durchhaltewillen bewiesen, sagt Dorothe Braukmann. In der Senioreneinrichtung haben sie feste Ansprechpartner, vor allem werden sie aber auch durch eine externe Ergotherapeutin betreut, die vor allem die gesundheitliche Schwierigkeiten und Notwendigkeiten kennt. Je nach Fähigkeit und Belastbarkeit kann der Job einer vollen Stelle entsprechen oder auch einen geringeren Umfang haben.
Nils Funken und Thorben Segreff haben diesen Chance auf dem Arbeitsmarkt mit voller Kraft ergriffen und genutzt.