Menden. Die Stadt Menden lässt ein Gebäude an der Gartenstraße verkommen. Das Haus hat eine lange Vorgeschichte. Die Schuld schob man lange anderen zu.

Die Stadt Menden lässt selbst als Eigentümer seit Jahren ein Haus an der Gartenstraße verfallen. Die Stadtverwaltung rechtfertigt sich mit dem gescheiterten Bau des Nordwallcenters. In der Frage um die Eigentumsverhältnisse hatte die Stadtverwaltung die Öffentlichkeit lange im Dunkeln tappen lassen. Bei Diskussionen über Vandalismus und Kriminalität um die Immobilien an der Gartenstraße war die Verantwortung stets dem vermeintlichen Eigentümer, der Düsseldorfer ITG, zugeschrieben worden. Dem Investor, der das Center bauen wollte, gehört aber nur das vordere Wohnhaus am Nordwall.

Immobilie für das Nordwallcenter angekauft

Die Ansicht von der Gartenstraße. Vögel fliegen aus den geöffneten Fenstern.
Die Ansicht von der Gartenstraße. Vögel fliegen aus den geöffneten Fenstern. © Westfalenpost | Arne Poll

Die Stadt habe die Immobilie vor Jahren angekauft, um den Bau des Nordwallcenters zu ermöglichen, erklärt Stadtsprecher Johannes Ehrlich auf Nachfrage der Redaktion. Allerdings sollte auf dieser Fläche nie tatsächlich ein Center gebaut werden. Das Grundstück wurde benötigt, um dort Ersatz für die Gartenstraße zu schaffen. Wäre das Center gebaut worden, wäre die Gartenstraße im Bogen hinten um das Center herumgeführt worden. Die Straße wäre dann unterhalb des Hanges im Bereich des heutigen Schotterplatzes wieder auf den Nordwall getroffen.

Ursprünglich sollte das Haus mit der Nummer 12 also abgerissen werden. Daraus wurde aber bis heute nichts. „Wer hätte ahnen können, dass sich die Pläne der ITG einmal erledigt haben“, sagt Stadtsprecher Johannes Ehrlich. Der zuständige städtische Eigenbetrieb Immobilien (ISM) habe bis heute keinen Anlass gesehen, das Gebäude abzureißen. Ehrlich verweist auf die hohen Abrisskosten und die Entsorgung.

Tummelplatz für kriminelle Szene

Auf der Vorderseite ist das Haus komplett von Efeu bewachsen.
Auf der Vorderseite ist das Haus komplett von Efeu bewachsen. © Westfalenpost | Arne Poll

Die Immobilie hat sich wie die vorderen Häuser zum Tummelplatz für Jugendliche und Kriminelle entwickelt. Fast alle Fenster sind zerstört. Es kommt regelmäßig zu Einbrüchen. Nachdem die ITG ihre Gebäude weiter vorne besser gesichert hat und gegen Einbrecher vorging, hat sich die Szene in das schlechter gesicherte hintere Gebäude in Stadtbesitz verlagert. Die Immobilienabteilung habe sich tatsächlich sogar einmal Gedanken über die Reaktivierung als Wohnhaus gemacht, sagt Ehrlich. Davon sei aber wieder Abstand genommen worden.

Nachbarn klagen schon länger über Werteverluste an ihren Immobilien, über Belästigungen durch die Szene. Warum lässt gerade eine Stadt ihre eigene Immobilie so verkommen? Ehrlich verweist auf hohe Abrisskosten. Darüber hinaus sei das Haus gesichert. Der Stadtsprecher stellt in Aussicht, dass jetzt ohnehin über die zukünftige Nutzung des Geländes diskutiert werde und sich vielleicht bald eine gute Lösung ergebe.

Auch in der Politik wissen nur wenige Bescheid

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Auch in politischen Kreisen war man immer davon ausgegangen, dass man als Stadt gar keinen Zugriff auf die Immobilie habe. Möglicherweise hätte sich schon längst ganz andere Möglichkeiten der Entwicklung geboten, heißt es. Die Stadtverwaltung hatte auf WP-Nachfrage zu den verfallenden Gebäuden an der Gartenstraße wiederholt erklärt „keine Handhabe“ zu haben.

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