Menden. Die Telekom wirbt mit in Menden mit dem städtischen Ersten Beigeordneten Sebastian Arlt für schnelles Internet. Arlt weiß aber gar nichts davon.

Die Stadt Menden macht in einem Schreiben offensiv Werbung für die Telekom. Der erste Beigeordnete und CDU-Bürgermeister-Kandidat Sebastian Arlt wirbt auf Telekom-Briefpapier sogar persönlich für Abschlüsse beim Bonner Unternehmen. Das habe er nicht gewollt, betont Arlt.

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Arlt betont auf Nachfrage, dass er dem Zitat in dieser Form überhaupt nicht zugestimmt habe. Die zitierte Äußerung stellt sich bei der WP-Recherche tatsächlich als Versehen heraus. Die Mitteilung könnte Kunden in Verträge gedrängt haben, die sie gar nicht wollten: Stadt und Telekom verschwiegen, dass Kunden zwischen vielen unterschiedlichen Anbietern auswählen können.

Arlt: Habe dieses Zitat an die Telekom gar nicht freigegeben

Sebastian Arlt bei seiner Nominierung als CDU-Bürgermeister-Kandidat mit Familie (Ehefrau Eva und Sohn Michael).
Sebastian Arlt bei seiner Nominierung als CDU-Bürgermeister-Kandidat mit Familie (Ehefrau Eva und Sohn Michael). © WP | Thomas Hagemann

„Wir freuen uns, dass die Vermarktung der Telekom jetzt losgeht“, erklärt Sebastian Arlt wörtlich in dem Schreiben, in dem auch die Telekom-Hotline, der Telekom-Shop und ein Besuch beim sogenannten Info-Mobil der Telekom empfohlen werden. Vor diesem Mobil, das gerade in den Mendener Stadtteilen unterwegs ist, haben sich Arlt und der städtische Breitband-Beauftragte Frank Wagenbach auch gemeinsam mit den Telekom-Verantwortlichen und einem dicken Kabel fotografieren lassen. Die Telekom-Werbung wurde durch die städtische Pressestelle an einen größeren Verteiler verschickt.

„Ich habe die letzte Version der Mitteilung gar nicht gesehen“, sagt Arlt. Er habe einem Zitat, das ihm zunächst von der Telekom in den Mund gelegt worden sei, auch gar nicht zugestimmt. „Uns geht es nicht darum, ein Unternehmen zu bewerben. Wir wollten deutlich machen, dass wir uns darüber freuen, dass es mit dem Breitbandausbau voran geht.“ Er bedauere zutiefst, wenn der Eindruck entstehe, dass die Stadt für ein Unternehmen werbe, zumal die Stadt die Mitteilung sogar verschickt hatte. „Es ist natürlich so, dass die Kunden zwischen verschiedenen Anbietern auswählen können.“ Das könnte Sie auch interessieren: Breitbandausbau stockt – Innogy zieht sich aus Menden zurück.

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Stadtsprecher Johannes Ehrlich erklärt: „Ich nehme diesen Fehler voll auf meine Kappe.“ Er habe versehentlich gegenüber der Telekom das nie gesagte Arlt-Zitat freigegeben und sei vielleicht auch etwas zu unvorsichtig mit der Weiterleitung der Telekom-Werbung gewesen. Sebastian Arlt habe ausdrücklich nur den Ausbau der Infrastruktur begrüßt. Er bedauere diesen Fehler.

Telekom: Das ist geübte Praxis

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Telekom-Sprecher George-Stephen McKinney wundert sich, dass man die Werbung überhaupt in Frage stelle: Schreiben wie das verschickte seien „geübte Praxis seit vielen Jahren“. Es komme häufig vor, dass sich Bürgermeister oder deren Vertreter positiv über abgeschlossene Telekom-Bauvorhaben äußern. „Das ist ja eine Aufwertung der städtischen Infrastruktur.“

Getätigt haben die Bürgermeister ihre Aussage übrigens häufiger nicht selbst. Manchmal lege ihnen die Telekom die Worte in den Mund, die Telekom lasse sich das aber selbstverständlich freigeben: „Wir bitten um einen Vorschlag oder machen selbst einen Vorschlag“, sagt McKinney. Aus seiner Sicht spreche ja auch nichts dagegen, wenn sich eine Stadtverwaltung für Vertragsabschlüsse bei der Telekom ausspreche: „Wir sind ja ein freies Land.“

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