Menden. . Zehntausende Mendener müssen vorerst weiter mit lahmen Internetleitungen auskommen. Innogy zieht sich vom Breitbandausbau zurück.
Energieversorger Innogy zieht sich komplett vom Breitbandausbau in Menden zurück. Das teilt die Stadtverwaltung mit. Damit werden mehrere zehntausend Mendener Internetnutzer weiter vom Hochgeschwindigkeitsnetz abgehängt bleiben. Die RWE-Tochter hatte sich die Ausbau-Rechte für weite Teile des Stadtgebietes gesichert. Innogy wollte in den kommenden Monaten 140 Kabelverzweiger (graue Kästen) austauschen, aufgeteilt in 92 Projektabschnitte auf Mendener Stadtgebiet.
Der städtische Breitbandbeauftragte Frank Wagenbach zeigt sich enttäuscht: „Das ist nicht nur überraschend, sondern auch ganz besonders ärgerlich.“ Wagenbach will nun so schnell wie möglich andere Anbieter für den Breitbandausbau in Menden gewinnen.Er führe bereits Gespräche. „Wir müssen jetzt schnell versuchen, ein anderes Unternehmen zu motivieren, das die so entstandene Lücke schließt.“ Grundsätzlich dürfte Interesse da sein, weil es sich auch um dichtbesiedelte Gebiete handelt.
Innogy muss Verteiler freigeben
Wagenbach erklärt im Gespräch mit der Redaktion, dass Innogy zunächst die Rechte am Ausbau zurückgeben muss. Das sei noch nicht geschehen. Innogy habe aber im Gespräch mit der Stadt angekündigt, die sogenannten Kabelverzweiger wieder bei der Bundesnetzagentur freizugeben.
Wagenbach betont in einer Mitteilung, dass die Stadtverwaltung den Ausbau nicht alleine vorantreiben kann, weil der Ausbau privatwirtschaftlich vorangetrieben wird. Die Anbieter haben in einem Vergabeverfahren ihre Claims abgesteckt. Es darf immer nur das Unternehmen ausbauen, das die Rechte besitzt. Später müssen allerdings die Leitungen auch – gegen Miete – für andere Anbieter freigegeben werden. Kunden können weiter bei ihren alten Anbietern bleiben. Wagenbach: „In der Öffentlichkeit haben wir dann schnell den schwarzen Peter, obwohl wir gar nichts dafür können.“
Auch aus anderen Städten kommen ähnliche Meldungen von einer Absage durch Innogy. Das erfuhr auch Frank Wagenbach. „Ähnliche Meldungen und Erfahrungen höre ich zurzeit auch aus anderen Städten, die sich auf Innogy verlassen hatten.“ Der Ausbau in Menden sollte im zweiten oder dritten Quartal dieses Jahres beginnen. Innogy wollte Glasfaser bis zu den Verteilkästen legen. Die „letzte Meile“ zwischen Verteilerkasten und Haus sollte weiter mit herkömmlichen und bereits verlegten Kupferleitungen geschlossen werden.
Das Unternehmen war auf WP-Nachfrage zu den Gründen für die Absage am Mittwochabend nicht zu erreichen. Die noch junge RWE-Tochter Innogy soll an E.On verkauft werden. Es ist offen, wie der neue Eigentümer mit dem Breitbandausbau umgehen will.