Menden. . Der Breitbandausbau in Menden gerät ins Stocken. Die Provider bieten nur Zwischenlösungen an. Oesbern könnte einen neuen Funkmasten bekommen.
„Es gibt einige Sachen, die gehören zur Grundversorgung“, sagt Bürgermeister Martin Wächter über die Anbindung der Hönnestadt an das schnelle Netz. Doch genau das bereitet den Mendenern in einigen Ortsteilen Probleme – sie erhalten nicht die Internetgeschwindigkeit, die ihnen von Anbietern zunächst zugesagt wurde.
So habe der Provider von Michael Birke in Hüingsen eine Anbindung von 50 MBit/Sek versprochen. Doch davon sei er weit entfernt. Demnach könne die Telemark die angekündigte Geschwindigkeit gerade einmal zur Hälfe erfüllen; an manchen Tagen falle die Telefonverbindung gar ganz aus. Kunden gibt er inzwischen nur noch seine Handynummer – zu unsicher scheint ihm die Festnetzverbindung. „Nicht nur in meiner Straße gibt es gravierende Unterschiede“, sagt Birke. So komme es vor, dass die direkten Nachbarn teilweise komplett andere Verbindungswerte erhalten als er. Zwar komme er auf eine zehnmal höhere Internetgeschwindigkeit als zuvor, doch zufriedenstellend sei dies nicht. Hüingsen sei „weit hinten“, was die Anbindung an das schnelle Netz angeht. Doch woran liegen unterschiedliche Verbindungen?
Idealfall nicht umsetzbar
Laut der Telemark liegt das Problem vor allem an veralteten Kabeln. So sind in den meisten Straßen Mendens Kupferkabel verlegt, die mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel haben, wie Andreas Griehl, Geschäftsführer der Telemark, auf WP-Anfrage erklärt. Der Idealfall wäre, Glasfaserkabel bis in jedes Haus zu verlegen. Doch das ist für die meisten Provider derzeit einfach noch zu teuer. Stattdessen setzen Unternehmen wie die Telemark auf eine Zwischenlösung. Glasfaserkabel werden von den Knotenpunkten an die Multifunktionskästen verlegt; von dort führen dann die Kupferkabel in die Haushalte. Das sei zwar nicht ideal, aber momentan die beste Lösung, so Griehl.
VDSL-Verbindungen schwanken pro Haushalt
Ein großes Problem, so Telemark-Geschäftsführer Andreas Griehl, ist, dass das Signal aus den Multifunktionskästen künstlich verlängert wird.
So hat nicht jedes Haus, vor dem sich ein Verteilerkasten befindet, auch die schnellste Verbindung. Teilweise wird das Signal über hunderte Meter umgeleitet, um stabilere Verbindungen zu gewährleisten.
Die Schwankungen in den zunächst versprochenen Verbindungen hänge mit der Infrastruktur zusammen. Die Provider geben bei Infoveranstaltungen Richtwerte an, die sie sich laut Angaben der Bundesnetzagentur in einem bestimmten Gebiet versprechen. Die reale Internetgeschwindigkeit ist erst nach dem Endausbau absehbar. Sogenannte Dämpfungswerte beeinflussen die Geschwindigkeiten. Diese Werte setzen sich aus der Dicke sowie der Länge und dem Alter der Kabel zusammen. Je älter und länger die Kupferkabel sind, desto schlechter ist die Verbindung. „Das ist ein Prozess. Für manche Bürger gibt es daher Verschiebungen, die so nicht vorauszusehen sind“, erklärt Andreas Griehl die Schwankungen von zunächst erwarteten und realen Internetgeschwindigkeiten.
Die Hönnestadt hatte im Frühjahr einen Rückschlag beim Breitbandausbau hinnehmen müssen. Denn die RWE-Tochter Innogy war im April von ihren Ausbauplänen abgerückt. Die Verwaltung habe den Breitbandausbau aber im Blick, wie Bürgermeister Martin Wächter kürzlich in einem Gespräch mit dem Landtagsabgeordnetem Marco Voge (CDU) deutlich machte. So soll das Gewerbegebiet Hämmer II bis Ende 2022 vollständig an das schnelle Netz angebunden werden. „Es muss aber auch praktikabel für die Menschen vor Ort sein“, machte Voge deutlich. So müsse Menden aufpassen, dass „der Zug nicht in die falsche Richtung abfährt“.
Weil immer mehr Menschen mit dem Smartphone surfen – und nach wie vor noch nicht alle weiße Flecken auf der Landkarte abgedeckt sind – will Voge sich auch für den Funkmastenausbau einsetzen. So habe er Oesbern auf der Agenda für einen von NRW-weit 1300 neuen Funkmasten.