Menden. Die Ev. Jugendhilfe Menden macht sich stark für schwer traumatisierte Kinder. Mithilfe des Spendenfeuerwerks soll es eine Ponyfreizeit geben.
Missbrauch, Gewalt und Vernachlässigung: Kinder, die die evangelische Jugendhilfe Menden betreut, haben mitunter Schlimmes erlebt. Für die Pflegekinder kann es schwer sein, ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu entwickeln und zuzulassen. Einrichtungsleiterin Claudia Schirmer weiß: Die Angst verlassen zu werden oder ähnliche Situationen wieder erleben zu müssen, ist bei den Kindern immer wieder da. Sicherheit und Stabilität seien unerlässlich. „Kinder dürfen keine Angst haben“, sagt sie. Der Kontakt zu Tieren tue den Kindern gut. Deshalb organisiert die Jugendhilfe regelmäßig Pony-Freizeiten, bei denen die schwer traumatisierten Kinder auf andere Gedanken kommen können. Um die nächste Aktion finanzieren zu können, bittet die Stiftung jetzt um Hilfe. Sie macht beim Spendenfeuerwerk mit und wünscht sich 1000 Euro.
Die Jugendhilfe
Die Stiftung evangelische Jugendhilfe gehört seit 1995 zum Verbundsystem Westfälischer Pflegefamilien. Insgesamt hat sie mehr als 260 Kinder in ihrer Obhut und vermittelt diese an Pflegefamilien. Die Kinder und Jugendlichen sind zwischen null und zwölf Jahre alt.
Auch interessant
Ein wichtiger Aspekt der Jugendhilfe ist die Bindungspädagogik. Mit viel Therapie und Zeit versuchen die Betreuer und die jeweiligen Pflegeeltern, den Kindern einen neuen, glücklichen Weg durchs Leben zu zeigen. Ziel ist es, ihnen bewusst zu machen, dass sie sich niemals fürchten müssen – auch nicht, wenn sie Fehler machen. Während der Therapie zeichnen die Kinder gerne. „Ein Kind hat dieses Bild nachgemalt, das steht symbolisch dafür, wie stark die Pflegekinder werden“, erzählt Claudia Schirmer und zeigt auf die Zeichnung. Zu sehen ist Abenteurerin Pippi Langstrumpf, die ein Pferd mit ihren bloßen Händen stemmt.
Die Aktion
Bereits zum fünften Mal möchte die Stiftung die Pony-Freizeit organisieren. In den Sommerferien fahren dann 22 schwer traumatisierte Kinder auf einen Reiterhof bei Hamm. Eine Woche lang können sie dort neue Kraft und Mut sammeln, Spaß haben und die anderen Kinder kennenlernen. Insgesamt sind zwölf Betreuer vor Ort, sagt Claudia Schirmer. „Deshalb brauchen wir auch das Geld. Zuletzt haben wir die Freizeit immer durch eigene Spendengelder finanziert, doch diese werden mittlerweile knapp.“ Die Pflegekinder brauchen eine intensive Betreuung, die sei wiederum sehr kostspielig. Die Einrichtungsleiterin freut sich vor allem über eine Tatsache: „Viele Jugendliche, die früher selbst Pflegekinder bei uns waren, fahren im Jahr 2020 als Betreuer mit.“ Das sei vor allem toll für die jüngeren traumatisierten Kinder. „So können sich alle gegenseitig helfen und stärken.“
Auch interessant
Der Umgang mit Tieren sei für die Kinder sehr wertvoll. „Die Kids haben während der gesamten Freizeit das gleiche Pony, sie müssen es sauber machen und pflegen“, erklärt Claudia Schirmer. So soll die Bindung gestärkt werden. Die Pflegekinder lernen, eine Beziehung zu dem Tier aufzubauen. Das sei sehr wichtig, um Traumata zu verarbeiten. Ebenfalls vermittelt wird während der Freizeit eine angenehme Esskultur. „Die Kinder müssen merken, dass es genug zu essen gibt. Sie dürfen auch sehen, wo es steht und wie viel da ist.“ Einige würden das aus ihrem Elternhaus nicht kennen.
Ev. Jugendhilfe Menden
Die Fachkräfte machen sich auch für eine interkulturelle Pflegekinderhilfe stark.
Außer der Vermittlung bietet die Jugendhilfe auch Beratung für Pflegefamilien an.
Kontakt zur Stiftung Ev. Jugendhilfe Menden: Droste-Hülshoff-Str. 70, 58708 Menden. Telefonisch erreichbar unter: 02373/96720
Die Erfahrungen
Bettina Burgfeld ist Bereichsleiterin bei der Jugendhilfe und fährt jedes Jahr mit zur Freizeit. Sie erzählt von schönen Momenten: „Wenn die Kinder auf ihren Ponys sitzen, stehen sie in einer Reihe. Dann heißt es ,Pony 1 geh einen bestimmten Weg’; die Kinder applaudieren und die Entwicklung der Kids wird deutlich. Sie strahlen und zeigen manchmal sogar noch Kunststücke.“ Abseits von der Reittherapie soll es auch einen Filmabend, Bastelstunden, Entspannungsabende und ein Besuch im Schwimmbad geben.
Die Jugendhilfe möchte mit der Freizeit nicht nur den Pflegekindern eine schöne Zeit bereiten, sondern auch Pflegeeltern entlasten, die sich intensiv um die Kinder kümmern. Häufig seien es seelische Verletzungen, die Menschen traumatisieren, sagt Schirmer. Sie hofft, dass genug Spenden zusammenkommen, um den Kindern zeigen zu können, dass sie Spaß am Leben haben können.
Mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus Menden und Umgebung!