Menden. . Der 17-jährige Ramazan aus Albanien ist vor zwei Jahren ohne seine Eltern nach Deutschland gekommen. Jetzt macht er eine Ausbildung zum Koch.

Fast ein Jahr lang ist Ramazan jeden Tag von Lendringsen nach Fröndenberg gefahren – mit dem Fahrrad. Keinen Tag hat er gefehlt, sein unbezahlter Praktikumsplatz war ihm extrem wichtig. Der Lohn: Jetzt macht Ramazan in dem Betrieb eine Ausbildung zum Koch. „Und er ist ein Vorbild für viele andere Kinder und Jugendliche“, sagt Claudia Schirmer, Leiterin der Evangelischen Jugendhilfe Menden, über den jungen Flüchtling.

Ralf Brinkschulte, Betreuer bei der Evangelischen Jugendhilfe
Ralf Brinkschulte, Betreuer bei der Evangelischen Jugendhilfe © Martina Dinslage

Ramazan – seinen Nachnamen möchte er gern nicht öffentlich lesen – lebt seit knapp zwei Jahren in Lendringsen, er kam als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling aus Albanien nach Deutschland. Im Mai 2015 holte Wohngruppen-Betreuer Ralf Brinkschulte ihn und einen anderen Flüchtling aus dem Auffanglager in Dortmund-Hacheney ab. Die Kommunikation gestaltete sich schwierig. „Ja“ und „Nein“ waren die einzigen Wörter, die Ramazan kannte. Das hat sich längst geändert, mittlerweile spricht er hervorragend Deutsch.

Claudia Schirmer, Einrichtungsleiterin der Evangelischen Jugendhilfe
Claudia Schirmer, Einrichtungsleiterin der Evangelischen Jugendhilfe © Martina Dinslage

Wichtig ist den Betreuern, ihren Schützlingen den Weg in die Arbeitswelt zu ebnen. „Da gibt es eine große Hilfsbereitschaft in Menden“, hat Claudia Schirmer gespürt: „Wir haben mit vielen Betrieben gesprochen, die den Flüchtlingen gern Praktikumsplätze zur Verfügung gestellt haben.“

Ramazan absolvierte zunächst ein Praktikum als Gas- und Wasserinstallateur, anschließend als Koch. Da der junge Mann auch gern für seine Wohngruppe kocht, fand er im Restaurant an der „Ruhrbrücke“ in Fröndenberg seinen Traumberuf. Und war dankbar, dass seine Chefin ihm nach dem Praktikum die Chance eröffnete, eine Ausbildung in ihrem Betrieb zu starten. „Das macht mir ganz viel Spaß, das ist keine Arbeit für mich“, sagt er nach sieben Monaten Lehrzeit. „Und mir ist egal, was ich verdiene.“

In wenigen Tagen, am 7. März, wird Ramazan volljährig. Und wird flügge. Eine eigene kleine Wohnung, die in der Nähe seiner Arbeit liegt, hat er bereits gefunden. In den nächsten Monaten begleitet ein Betreuer der Evangelischen Jugendhilfe ihn noch auf seinem Weg ins Erwachsenenleben. Der bald 18-Jährige freut sich auf die Selbstständigkeit und wertschätzt das, was ihm in den vergangenen knapp zwei Jahren mitgegeben wurde: „Es waren einfach die richtigen Leute hier.“

Noch knapp zweieinhalb Jahre Ausbildung

Knapp zweieinhalb Jahre läuft Ramazans Ausbildung noch. In dieser Zeit und in den beiden folgenden Jahren hat er die Gewissheit, dass er in Deutschland bleiben darf. Und anschließend? „Ich denke, er schafft sich eine sehr gute Grundlage, um bleiben zu können“, sagt Claudia Schirmer. „Und egal was passiert, er hat eine gute Ausbildung als Grundlage“, fügt Ralf Brinkschulte hinzu. Ramazan sei in seiner Ausbildung „pünktlich und verlässlich“, weiß Claudia Schirmer. „Er ist ein Vorbild für die anderen Kids hier. Sie sehen, was möglich ist, wenn man Verantwortung für sein Leben übernimmt.“

Mal ein eigenes Restaurant

Ramazans Herzenswunsch ist es, in Deutschland bleiben zu dürfen. Und sein Traum wäre, als Koch mal ein eigenes Restaurant eröffnen zu können. „Aber erst mal“, und da ist Ramazan ebenso zielstrebig wie bescheiden, „mache ich meine Ausbildung zu Ende.“

>> PFLEGEFAMILIEN GESUCHT

Die Stiftung Evangelische Jugendhilfe Menden sucht weiterhin Pflegefamilien für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die zwischen 14 und 17 Jahre alt sind. Kontakt: 174186.