Menden. Am Tag nach dem Machetenmord in Menden soll der Täter in einer Zelle des Amtsgerichts randaliert haben. Er verursachte “massive Beschädigungen“.
Der 28 Jahre alte Mendener, der am 8. April 2019 seine Mutter mit einer Machete getötet haben soll, hat am Tag nach seiner Verhaftung in einer suizidsicheren Zelle des Amtsgerichts randaliert. Und das so heftig, dass er sogar Teile einer Lampenverkleidung aus der Wand riss.
Die Zelle
Die Möglichkeiten, in der Zelle des Mendener Amtsgerichts überhaupt zu randalieren, sind stark begrenzt. Ein Tisch und eine kleine Bank – fest mit dem Boden verschraubt und direkt neben der Eingangstür eine Edelstahltoilette mit integriertem Waschbecken. Von den Beschädigungen des Mannes, der seine Mutter mit einer Machete getötet haben soll, ist schon lange nichts mehr zu erkennen. Dort, wo früher die Lampe eingelassen war, ist nur noch eine glatte, weiße Wand zu sehen. Die Lampe ist gegen ein deutlich sichereres Modell getauscht worden.
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Wie stark der Mendener in der Zelle randaliert haben muss, macht eine Aussage eines Justizoberwachtmeisters vor dem Landgericht Arnsberg deutlich: „Man muss schon ordentlich Kraft aufbringen, deshalb haben wir uns auch gewundert.“ In einem Protokoll beschrieb Amtsrichter Stephan Hennemann die „massiven Beschädigungen“ in der Zelle.
Die Vorführung
Rückblick: Am Tag nach der Tat überstellen Kripo-Beamte den 28-Jährigen zur Haftprüfung ans Amtsgericht Menden. Da er sich mit einem Norovirus infiziert hatte, trug er einen weißen Ganzkörperanzug sowie einen Mundschutz.
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Nach der Vorführung beim Haftrichter brachten die Justizmitarbeiter den Mendener in die Katakomben des Amtsgerichts. Auch Verteidiger Andreas Trode erinnert sich an die Szenerie: „Alle hatten tierisch Angst vor dem Norovirus.“ Um sich vor Spuckattacken zu schützen, habe man seinem Mandanten außer einem Mundschutz auch die langen Haare ins Gesicht gezogen.
„In der Zelle klagte er über Nikotin- und Grasmangel und verlangte einen Notarzt“, sagt der Justizoberwachtmeister aus. Doch der Notarzt habe keine dringenden Befunde stellen können. „Er war etwas aufgeregt, dass man ihm nicht helfe“, beschreibt der Beamte den Zustand des 28-Jährigen. Doch nur bei der herausgerissenen Abdeckung blieb es demnach nicht.
Bei einer Kontrolle fiel plötzlich auf, dass der junge Mann anfing, seinen Overall zu zerreißen und ihn in die Toilette zu stopfen. „Er sagte: ,Ich möchte nackt sein und hier wird mir eh’ nicht geholfen.’“ Anschließend verstopfte der mutmaßliche Mörder den Türspion und Lüftungsschlitze der Zelle mit nassem Klopapier und setzte sich nackt auf den Tisch.
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Dass ein Straftäter derart randaliert, sei, so der Justizoberwachtmeister, „schon sehr ungewöhnlich“. Gründe für seinen Ausraster habe der 28-Jährige nicht genannt. Ob der Mendener in der Zelle nicht gefroren habe, will der vorsitzende Richter Klaus-Peter Teipel wissen. Angesichts einer in der Wand eingebauten Heizung sagt der Justizmitarbeiter: „Kalt dürfte ihm nicht gewesen sein.“
Die Folgen
Das ganze Ausmaß der Beschädigungen sei demnach erst beim Abtransport zur JVA aufgefallen. Inzwischen ist die laut des Justizoberwachtmeisters „eigentlich suizidsichere“ Zelle ausgebessert worden. „Die Lampenbefestigung hat sich als nicht so massiv erwiesen wie erwünscht“, erklärt Direktor Martin Jung auf WP-Anfrage.
Urteil für den 13. Januar erwartet
Ursprünglich war der Prozess am Landgericht Arnsberg auf drei Verhandlungstage angesetzt.
Durch zusätzliche Zeugenaussagen ist der Prozess inzwischen bis Mitte Januar 2020 terminiert.
Am 13. Januar soll aller Voraussicht nach das Urteil fallen.
Am bisher letzten Verhandlungstag hatte überraschend der Stiefbruder des Angeklagten ausgesagt.
Er schilderte ein herzliches Verhältnis zwischen Opfer und Täter. Die Mutter habe versucht, ihrem 28-jährigen Sohn trotz psychischer Erkrankung zu helfen.
Da die Zellen immer wieder vom unterschiedlichsten Klientel belegt würden, müssten die Justizmitarbeiter zudem mit immer neuen Ideen rechnen. „Alles ist Menschenwerk“, so Jung. Die Beschädigungen könne sich der Direktor nur mit „blinder Wut“ erklären. Schon allein deswegen lege man bei jeder Schraube Wert darauf, dass diese nicht entwendet werden können.
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