Menden. Andreas Trode ist Verteidiger im Mendener Machetenmord-Prozess. Es ist nicht der erste schwierige Fall. Für seine Arbeit erhält er oft Drohungen.

Der Rechtsanwalt Andreas Trode aus Iserlohn ist dafür bekannt, schwierige Fälle zu übernehmen. Egal ob Nebenklagevertreter im Prozess um misshandelte Bewohner einer Burbacher Flüchtlingsunterkunft, den tödlichen Messerangriff am Iserlohner Bahnhof im August 2019 oder derzeit im Prozess um den Machetenmord in Menden – die Gründe für ein Mandat sind vielschichtig.

Die Mandate

„Als Mensch denke ich darüber wie jeder andere auch“, sagt Andreas Trode im Gespräch mit der Westfalenpost über Tötungsdelikte oder andere Schwerverbrechen. Warum psychisch belastende Fälle allerdings oftmals bei ihm landen würden, könne er so direkt nicht sagen.

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Im Falle des Mendener Machetenmordes ist er vom 28-jährigen Täter selbst kontaktiert worden. Aus dem Polizeigewahrsam. In anderen Fällen komme es jedoch vor, dass er als Pflichtverteidiger bestimmt werde oder Werbemaßnahmen auf Taxis und in Form von Visitenkärtchen greifen.

Der Machetenmord

„In dem Moment, in dem man eine menschliche Beziehung aufbaut, hat man die Pflicht, sich vor seinen Mandanten zu stellen“, sagt Trode über seine Beweggründe. Beim Mendener Machetenmord ist dies vor allem auf die „psychische Ausnahmesituation“ bezogen. Sein Mandant habe zunächst einen verwirrten Eindruck gemacht, sei mit der Situation vollkommen überfordert gewesen. Deshalb ist in der Anklageschrift auch von verminderter Schuldfähigkeit die Rede.

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Trode habe den Eindruck gehabt, dass man den 28-Jährigen so schnell wie möglich loswerden, also in Untersuchungshaft sehen wollte. „Aber er ist auch ein Mensch. Das ist ein Faktor, damit er merkt: ,Da spricht doch jemand für mich.’“

Das deckt sich mit Eindrücken des Justizpersonals am Amtsgericht Menden beim Haftprüfungstermin am Tag nach der Tat. Im Rahmen des Prozesses sagte ein Justizoberwachtmeister am Landgericht Arnsberg aus: „Er war etwas aufgeregt, dass man ihm nicht helfe.“

Die Diskussionen

Auf lange Diskussionen mit Kritikern lässt sich Trode inzwischen nicht mehr ein. Das habe er früher gemacht, es sei aber oft ausgeartet. „Die Leute wollen in solchen Situationen ja gar nicht wissen, wieso ich das mache, sondern einfach nur provozieren.“ Zuletzt sei er nach der tödlichen Messerattacke am Iserlohner Bahnhof wüst bepöbelt worden. Auch in diesem Fall hat Trode das Mandat für den 43-Jährigen übernommen, der seine Frau und ihren neuen Lebensgefährten mit über 60 Messerstichen umgebracht haben soll.

Die Schicksale

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Bei all seinen Mandanten sehe Trode zunächst nicht die Tat, sondern das menschliche Schicksal dahinter: sei es etwa Behördenversagen oder eine Aneinanderreihung von unglücklichen Umständen. Doch der Iserlohner Rechtsanwalt würde längst nicht alle Mandate übernehmen. Menschliche Schicksale könne er beispielsweise bei Tierquälerei nicht nachvollziehen, würde solche Fälle entsprechend nicht bearbeiten.

Die Hass-Mails

Für seine Arbeit muss sich der Iserlohner Rechtsanwalt nicht nur konstruktiver Kritik stellen. Er erhalte Zuspruch ebenso wie Hassmails, die von einfachen Pöbeleien bis hin zu Morddrohungen reichen. „Anfangs habe ich darauf nicht reagiert, inzwischen gebe ich das direkt der Polizei“, erklärt Andreas Trode.

Prozess bis Januar 2020

Der dritte Prozesstag im Machetenmord ist für Montag, 16. Dezember, am Landgericht Arnsberg angesetzt.

An diesem Tag soll ein Gutachter der forensischen Klinik aussagen, in der der Mendener seit seiner Festnahme untergebracht ist.

Ein Urteil wird nach kurzfristig angesetzten Terminen für den 13. Januar erwartet.

Diesen Weg behalte er kompromisslos bei. Denn der Hass im Netz sei für ihn nur „der Anfang von allem. Einer greift es auf, der nächste führt es womöglich dann auch aus.“ Deutlich geworden ist das zuletzt beim Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, der mutmaßlich von einem rechtsradikalen Einzeltäter erschossen wurde.

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