Menden/Arnsberg. Der 28-jährige Angeklagte soll einer Bekannten bereits Wochen vor dem Machetenmord einen ähnlichen Angriff geschildert haben.
Am zweiten Prozesstag vor dem Landgericht Arnsberg werden weitere Hinweise auf die Tat und die näheren Umstände des Mendener Macheten-Mordes klar. Im Gespräch mit einer Bekannten soll der 28-jährige mutmaßliche Täter Wochen vor der Tat einen ähnlichen Machetenmord in der Nachbarschaft angedeutet haben.
Nett, höflich und gesellig
„Das war eine Geschichte, die wir gehört haben“, berichtet eine 22-jährige Mendenerin, die den Angeklagten wenige Wochen vor der Tat kennenlernte. Die junge Frau erzählt, dass sie noch nicht lange in Menden wohne und sich mit dem Angeklagten anfreundete. Einer Freundin und ihr gegenüber habe er Andeutungen gemacht, wonach es in der Vergangenheit schon einmal einen Machetenmord in Menden gegeben habe. „Er sagte, wir wüssten gar nicht, was in der Nachbarschaft so vor sich ginge und dass ein Mann seine Mutter mit einer Machete umgebracht hat“, so die 22-Jährige am Landgericht Arnsberg.
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Allerdings soll die Tat laut der Schilderung vor Jahren stattgefunden haben. Die Unterhaltung soll sich demnach rund einen Monat vor der Tat am 8. April an einer Bushaltestelle zugetragen haben. Wirklich stutzig sei sie nicht geworden. Erst Tage nachdem die Schilderung dann Wirklichkeit wurde, habe sich die junge Frau bei der Polizei gemeldet. „Als das dann passiert ist, kam es mir wieder in den Sinn.“
Verteidiger Andreas Trode will es genau wissen: „Sind Sie sich sicher, dass sie das Wort Machete gehört haben?“, fragt er die Zeugin. Die sei sich sicher. „Das Wort Machete sticht schon heraus“, erklärt die 22-Jährige.
Über seinen Verteidiger lässt der Angeklagte mitteilen, dass er in dem Gespräch den Angriff eines Mendeners aus dem Jahr 2013 meinte. Damals hatte ein junger Mann zunächst einen Nachbarn auf offener Straße mit einem Messer attackiert, ehe er seine Mutter schwer verletzte. Beide Opfer aus der Klosterstraße überlebten den Angriff. Danach hielten sich hartnäckige Gerüchte über eine Machete als Tatwaffe.
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Die 22-Jährige zeichnet ansonsten ein ähnliches Bild wie vorangegangene Bekanntschaften des Angeklagten. Sie alle beschreiben ihn als nett, höflich und gesellig. „Wir haben uns über Gott und die Welt unterhalten“, so die Zeugin über einen Besuch. Zwar habe sie mit dem mutmaßlichen Täter „keine tiefgehenden freundschaftlichen Gespräche“ geführt, aber man habe sich gut verstanden.
Mutter hielt zu ihrem Sohn
Überraschend sagt am zweiten Verhandlungstag auch noch der Stiefbruder des Mendeners aus, der den Prozess eigentlich als Nebenkläger verfolgt. Der 35-Jährige berichtet von Telefonaten mit seiner Mutter, in denen sie sich zunehmend besorgt über das Verhalten ihres Sohnes zeigte. 2017, als der mutmaßliche Täter das erste Mal in psychiatrische Behandlung kommt, gibt sein Stiefbruder den Ausschlag. Er sei es damals gewesen, der von seinem Wohnort in Bayern aus die Polizei zur Wohnung der Familie schickte. Heute, so der 35-Jährige, mache er sich schwere Vorwürfe, nicht auch kurz vor der Tat die Polizei gerufen zu haben.
„Sie ist zum Telefonieren oft raus gegangen, damit er nicht mithört.“ Dabei schildert er ein sehr herzliches Verhältnis zwischen Opfer und mutmaßlichem Täter. Übergriffe habe es nie gegeben. „Das hätte er nie gewagt“, erklärt der 35-Jährige.
Trotz zunehmender Angst immer zu Kindern gehalten
Seit Anfang 2019 habe sich das Verhalten des Angeklagten drastisch verändert, berichtet der Sohn des Opfers.
Der mutmaßliche Täter habe sich zunehmend verfolgt gefühlt. Zum Schutz vor Mafia und Geheimdiensten habe er gar eine Handykamera vor der Tür des Wohnhauses installiert.
Das Verhalten seiner Mutter erklärt der 35-Jährige mit ihren nicaraguanischen Wurzeln. In dem mittelamerikanischen Land bilde die Mutter den Mittelpunkt der Familie. Deshalb habe sie vermutlich immer zu ihrem mutmaßlichen Mörder gehalten.
Abseits der netten und herzlichen Seite sei der Angeklagte bei „Dingen, die ihm nicht in den Kram passten“ jedoch regelmäßig laut geworden. Doch egal was passierte, die Mutter habe immer zu ihren Kindern gehalten – auch als der 28-Jährige seine Eltern davon überzeugen wollte, dass die Mafia ihnen nach dem Leben trachte und sie sich in Sicherheit bringen sollten. „Sie versuchte, ihm zu helfen.“
Den mutmaßlichen Mörder seiner Mutter, der wenige Wochen nach der Tat eigentlich auch Trauzeuge bei der Hochzeit des 35-Jährigen hätte sein sollen, würdigt er keines Blickes. Auf die Frage des vorsitzenden Richters nach seinem derzeitigen Verhältnis zum Angeklagten antwortet der Zeuge: „Er hat mir meine Familie genommen.“
Der Prozess wird am 16. Dezember fortgesetzt.
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