Menden. Vor dem Weihnachtsmarkt „Mendener Winter“ sorgt eine Eisenbahn an einem Mahnmal für Nazi-Opfer für Wirbel. Die Veranstalter reagieren auf Kritik.
Diese Attraktion sorgt schon vor dem offiziellen Start für den Mendener Winter für Aufsehen: Die Kindereisenbahn soll von Donnerstag bis Sonntag rund um das Mahnmal vor dem Alten Rathaus kreisen. Sozial- und Kulturpolitiker Bernd Alban sieht dadurch die Würde der Nazi-Opfer verletzt. Die Veranstalter von der Werbegemeinschaft verteidigen den Standort. Ursache sei – mal wieder – die Baustelle in der Fußgängerzone. Am Dienstagabend findet die Werbegemeinschaft dann auch noch eine Lösung, die alle Seiten glücklich macht.
„Das ist eine Geschmacklosigkeit“, sagt Bernd Alban. Der SPD-Politiker erinnert an die Bedeutung des Mahnmals. Der Gedenkstein ist den Opfern der Nazi-Herrschaft von 1933 bis 1945 gewidmet. Kränze, die am Volkstrauertag niedergelegt wurden, lehnen noch immer an dem Stein, nun allerdings im Zentrum der Kinder-Vergnügungsbahn.
Veranstalter: Kennen die Bedeutung des Mahnmals
„Uns ist bewusst, was dieses Mahnmal für eine Bedeutung hat“, sagt der Werbegemeinschafts-Vorsitzende Falk Steidel auf Nachfrage. Die Werbegemeinschaft – selbst engagiert im Gedenken – habe nicht beabsichtigt, die Gefühle von Menschen zu verletzen. Es sei erst recht keine Absicht, Opfer damit zu verspotten. „Wir kennen dieses Mahnmal und wissen, was es bedeutet.“
Der Standort am und rund um den Gedenkstein sei in diesem Jahr der einzig mögliche gewesen, sagt Steidel. Wegen der Baustelle in der Fußgängerzone müsse die Feuerwehr die Kirchstraße über den Marktplatz vor dem Alten Rathaus anfahren können. Dementsprechend viel Platz müsse auf dem Marktplatz für wendende und rangierende Feuerwehrfahrzeuge freigehalten werden. Dieser Platz fehle nun für die Eisenbahn, die in den vergangenen Jahren weiter mittig auf dem Platz stand. „Wir müssen diesen Platz einfach freihalten“, sagt Steidel.
Kränze sollen während des Mendener Winters eingelagert werden
Auch interessant
Der Werbegemeinschaftsvorsitzende gibt zu, dass die Szenerie beim Aufbau aktuell schon etwas kurios anmute. „Wir werden die Kränze natürlich während des Mendener Winters wegnehmen“, sagt Steidel. Die Kränze sollen während der Veranstaltung an sicherer Stelle eingelagert und später wieder am Mahnmal abgelegt werden. Nach der Nachfrage der WP sollte das noch am Dienstagabend geschehen, um nicht für noch mehr Verärgerung bei Passanten zu sorgen. Steidel: „Wir werden aber ganz sicher nicht anfangen, den Stein für den Mendener Winter zu verhüllen.“
Die Eisenbahn gehört übrigens einem Mitglied der Werbegemeinschaft privat und keinem mutmaßlich skrupellosen Schausteller wie schon erste Passanten mutmaßten. Auch dass der Gedenkstein in das Geschehen von Stadtfesten oder Kirmes einbezogen wird, ist keine Neuerung des Mendener Winters 2019. Auch bei Pfingstkirmes, Mendener Frühling und Mendener Herbst werden Stände oder Fahrgeschäfte rund um den Gedenkstein aufgebaut. Im vergangenen Jahr stand beim Mendener Winter eine Holzhütte der VHS direkt vor dem Stein, heißt es aus Kreisen der Veranstalter. Damals sei es nur niemandem aufgefallen.
Update: Noch am Dienstagabend reagiert die Werbegemeinschaft auf die Kritik. Mehrere Mitglieder packen gemeinsam an und finden doch noch eine Möglichkeit, die Eisenbahn aufzubauen, ohne dass der Kinder-Zug um den Gedenkstein kreisen muss.
Mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus Menden und Umgebung!
Schneemännchen tanzen