Menden. Erinnern an die Folgen von Krieg und Gewalt: An der Gedenkfeier zum Volkstrauertag in Menden nehmen neben Vereinen nur 30 Bürger teil.
„80 Jahre nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen steht der diesjährige Volkstrauertag im Gedenken an den Kriegsausbruch am 1. September 1939, die vielen Toten und das große Leid, das unsere Vorfahren über unser Nachbarland brachten“, erinnerte Rudolf Düppe, Vorsitzender des Ortsverbandes Menden des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, am Sonntagvormittag am Ehrenmal an der Iserlohner Landstraße.
Neben Vereinen nur 30 Teilnehmer beim Volkstrauertag
Die Teilnehmer waren in einem Schweigemarsch vom Alten Rathaus zum Ehrenmal gegangen. Neben Vertretern des Sozialverbandes VdK waren Abordnungen der Schützen, das Blasorchester Menden, die Reservistenkameradschaft Menden der Bundeswehr, der Musikverein „Spiel voran“, das Deutsche Rote Kreuz und Vertreterinnen und Vertreter der Stadt zur Gedenkstunde gekommen. Die Anzahl der sonstigen Besucherinnen und Besucher war mit rund dreißig Personen überschaubar.
VDK feiert 100-Jähriges
Der Volkstrauertag wurde 1919 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge als Gedenktag für die gefallenen deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs vorgeschlagen. Er wurde erstmals 1922 begangen.
1934 wurde der Volkstrauertag in Heldengedenktag umbenannt und inhaltlich völlig verändert. Fortan stand nicht das Totengedenken sondern die Heldenverehrung im Mittelpunkt. Ausgerichtet wurde er durch die Wehrmacht und die NSDAP.
Ab 1946 wurde der Gedenktag in einigen Gegenden wieder begangen. 1952 wurde er in der Bundesrepublik als Volkstrauertag wieder einheitlich eingeführt und wird seitdem zwei Sonntage vor dem ersten Adventssonntag begangen. Das Sprechen des Totengedenkens erinnert an die Kriegstoten und die Opfer von Gewaltherrschaft aller Nationen.
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. In diesem Jahr steht die Versöhnung mit Polen im Mittelpunkt. Der VDK ist heute eine international vernetzte humanitäre Organisation, die sich der Völkerverständigung unter dem Motto „Gemeinsam für den Frieden“ verschrieben hat.
Rudolf Düppe erinnerte auch daran, dass die Gedenkstätte bei ihrer Einweihung im Jahr 1935 den Nationalsozialisten noch als „Heldenehrenmal“ diente. „Heute ist sie, seit der Umgestaltung von 1956, eine Stätte des Gedenkens und des Erinnerns an die Folgen von Krieg, Gewaltherrschaft, Verfolgung und Unterdrückung“, so Düppe. Er erinnerte auch an die Konflikte der Gegenwart: Krieg, Gewalt, Tote und viele betroffene Kinder beherrschten das Bild in Syrien, im Irak, im Libanon, in Afrika und Afghanistan.
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Düppe erinnerte an den Anschlag auf die Synagoge in Halle im Oktober und an die Reichspogromnacht vom 9. November 1938. Düppe stellte fest: „Wir merken erst jetzt, dass es uns nicht auf Dauer gelungen ist, braunem Gedankengut die Nahrung zu entziehen“, und mahnte, „die Toten, die Opfer der beiden großen Kriege würden ein zweites Mal sterben, wenn wir sie vergessen.“
Blick in die Zukunft
Ulrich Cormann, Leiter des Gymnasiums an der Hönne, wagte einen Blick in die Zukunft: „Aber jetzt haben wir Hoffnung, dass die Zeit der Kriege im geeinten Europa zu Ende ist, dass wir alten Hass überwunden haben, dass wir bereit sind, gemeinsam Freiheit, Rechtsstaat und Menschenrechte zu verteidigen. Heute stehen wir gemeinsam zusammen und sammeln Kraft, um den großen Herausforderungen zu begegnen.“
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Zwei Schülerinnen des Gymnasiums an der Hönne, Finja Bentz und Lilia Movesjan, trugen das Gedicht „Die Todesfuge“ von Paul Celan vor. Pfarrer Jürgen Senkbeil gedachte der Opfer im Gebet, bevor die Gedenkstunde mit Kranzniederlegung, der Melodie von „Ein guter Kamerad“ und der dritten Strophe des Deutschlandliedes zu Ende ging.
Kaum junge Menschen bei Gedenkfeier
Marianne Kremsreiter kommt jedes Jahr als Besucherin zur Gedenkveranstaltung zum Ehrenmal. Ihr Vater ist 1943 gefallen: „Ich finde es schade, dass wenige der heute lebenden Generationen den Weg zum Ehrenmal finden.“