Menden/Bochum. Ein Ratsbeschluss aus Bochum lässt in Menden aufhorchen: Die Stadt muss die Kosten für die Anti-Terror-Abwehr bei Großveranstaltungen übernehmen.
Diese Nachricht aus Bochum elektrisiert auch heimische Vereine: In der Ruhrstadt müssen Brauchtumsvereine in Zukunft die Kosten für Anti-Terror-Sperren nicht mehr selber tragen. Die Stadt Bochum übernimmt diese Lasten jetzt zu 100 Prozent. In Menden hoffen jetzt vor allem die Karnevalisten darauf, dass dieser Ratsbeschluss vom Donnerstag auch hierorts Signalwirkung entfaltet. Heimische Schützenvereine, die es bei größeren Umzügen ebenfalls erwischen kann, werden wohl ebenso genau hinsehen. Es geht vor allem um die Kosten für quer gestellte Lastwagen oder große Wassertanks, die verhindern sollen, dass Anschläge mit Fahrzeugen auf großen Menschenansammlungen verübt werden können.
Die Begründung dafür, dass fast alle Ratsfraktionen in Bochum für die Kostenübernahme durch die Stadt stimmten, dürfte auf Menden ebenso zutreffen wie auf alle anderen Städte in der Bundesrepublik: Terroranschläge gelten nicht speziell einer davon betroffenen Veranstaltung. Vielmehr wollen Terroristen den Staat und die Gesellschaft insgesamt treffen.
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Folglich dürften die dagegen ergriffenen Schutzmaßnahmen auch nicht dem einzelnen Verein als Veranstalter aufgebürdet werden. Als Voraussetzungen für die Übernahme gilt in Bochum indes, dass sich der Veranstalter weiterhin selbst um die Sicherheitsfragen kümmert. Und: Es muss sich um Veranstaltungen ohne wirtschaftliches Interesse handeln.
Verein zahlt beim Zug drauf
Beide Voraussetzungen sieht Gisbert van Gelder, Vorsitzender der Mendener Karnevalsgesellschaft MKG, auch für den Festzug seines Vereins gegeben: „Mit dem Festzug machen wir ja keine Gewinne, sondern zahlen in aller Regel drauf, und das wäre auch ohne die Sicherheitsauflagen so“, berichtet der Vorsitzende auf Anfrage der WP. Als er die Nachricht aus Bochum im Radio gehört habe, „da haben mir die Ohren geklingelt“.
Die närrische Session beginnt heute
Am heutigen Montag um 11.11 Uhr eröffnen die Mendener Karnevalisten die närrische Session. Nach der erfolgreichen Premiere im letzten Jahr soll auch diesmal wieder der Hoppeditz am Mühlengraben „erwachen“, dazu gibt’s Tanz, Ansprache und Musik.
Auch wenn diesmal kein Sonntag ist und das Wetter noch unsicher: Die MKG’ler hoffen natürlich sehr darauf, dass neben ihren Mitgliedern auch Publikum kommt, um sich das Spektakel anzusehen.
Ein TV-Team hat sein Kommen gegenüber der MKG bereits zugesagt.
Van Gelder will diese Frage in den turnusmäßig anstehenden Verhandlungen zum Sicherheitskonzept mit Vertretern der Stadtverwaltung zum Mendener Tulpensonntagszug am 23. Februar 2020 in jedem Fall ansprechen. So stehe für das kommende Jahr offenbar in Rede, dass auch die Bahnhofstraße mit riesigen Wassertanks abzusichern sei. Und wie schon in den Vorjahren müssten an bestimmten Stellen auch wieder Lkw-Sperren aufgebaut werden.
Dank Auflagen droht Aufgabe
An den Sperr-Auflagen der Polizei wäre 2017 – nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt wenige Wochen zuvor – der traditionsreiche Mendener Umzug beinahe komplett gescheitert. Allein dem Angebot des heimischen Spediteurs Niels Schäfer war es damals zu verdanken, dass der „Zoch“ nicht kurzfristig abgesagt werden musste. Schäfer stellte für jenen Sonntag auf den letzten Drücker Fahrzeuge samt Besatzungen, die den Schutz der Großveranstaltung mit bis zu 50.000 Besuchern übernahmen. „Niels hat uns den Allerwertesten gerettet“, stellte der damalige Präsident Gordon Blankenhagen dankbar fest.
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Als zusätzliche Problematik erwies sich damals, dass wegen des Sonntags-Fahrverbotes für Lkw im Rathaus in letzter Sekunde noch Ausnahmegenehmigungen für die Laster zu besorgen waren. Nur dank viel guten Willens aller Beteiligten klappte alles, der Zug konnte vor rekordverdächtiger Kulisse losrollen. Ansonsten wäre ein Fest für damals annähernd 50.000 Menschen schlicht ausgefallen.
Entlastung hoch willkommen
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Allerdings: Seitdem vergeht keine Närrische Ratssitzung, in der Gisbert van Gelder im alten Ratssaal die Politiker und Ratsspitzen in seinen Ansprachen nicht darauf hinweist, dass der Tulpensonntagszug auf der Kippe steht. Das liege nicht allein an den Kosten, sondern auch am Aufwand, den die Mitglieder des im Verhältnis zu den Großveranstaltungen eher kleinen Karnevalsvereins Jahr für Jahr stemmen müssen. Gleichwohl wäre auch jede finanzielle Entlastung des Vereins hoch willkommen.
Weil in Menden wie jetzt in Bochum nur der Stadtrat den Beschluss zur Kostenübernahme fassen müsste, will Gisbert van Gelder nach Rücksprache mit dem Vorstand schon bald seinerseits einen Antrag darauf stellen. „Wir hoffen natürlich auch auf eine politische Initiative.“
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