Bösperde. Kaufland-Investor, Aldi und Kiki-Island-Betreiber müssen wieder ans Reißbrett. Die Bezirksregierung bleibt hart bei den Erweiterungsplänen.
Die Planungen rund um die Erweiterung des Kaufland-Geländes in Bösperde gehen in die nächste Runde. Nachdem der Investor eigene Entwürfe vorgestellt hatte, machte die Bezirksregierung dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung. Die Problematik könnte die Stadt noch auf Jahre hinweg beschäftigen.
Verwaltung sitzt zwischen den Stühlen
Im Bauausschuss wurde die Kaufland-Erweiterung kürzlich wieder intensiv diskutiert. Klaus Luig (FDP) monierte gegenüber der Verwaltung, dass man so mit interessierten Investoren nicht umspringen könne. Gleichwohl sitzt die Verwaltung nur zwischen den Stühlen und greift lediglich vermittelnd zwischen den einzelnen Investoren und Bezirksregierung ein.
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„Wir haben uns sehr intensiv mit der Thematik beschäftigt“, erklärte Jörg Müller von der Bauordnung dazu. Zwar hat auch die Stadt Vorschläge für den Bereich gemacht, das allerdings nur, um allen Beteiligten eine Kompromisslösung anbieten zu können.
Die Hängepartie in Bösperde zieht sich inzwischen über mehrere Jahre. Grundsätzlich will der Kaufland-Investor erweitern; aber auch Aldi am Stuckenacker und Kiki-Island wollen sich verändern, am liebsten direkt entlang der Provinzialstraße.
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Der Bebauungsplan des Bereichs stammt aus dem Jahr 1972, ist seitdem nahezu unverändert. Noch vor der kommunalen Neuordnung sah der Plan dort einen Verbrauchermarkt vor – und tut dies bis heute. Allerdings, so heißt es, ist dieser Bebauungsplan „ein wenig aus der Zeit gefallen“. Heutzutage könne nämlich über einen solchen Bebauungsplan nicht nur die Größe des Verbrauchermarktes, sondern auch das Sortiment in groben Zügen bestimmt werden.
Einzelhandel in der City gefährdet?
An der laut Experten „sehr verzwickten Lage“ in Bösperde sind aber nicht nur die Interessen von drei verschiedenen Unternehmen, sondern auch noch Einzelhandelsaspekte und mangelnde Kommunikation Schuld. Denn die Bezirksregierung befürchtet bei einer Erweiterung des Geländes, dass weiter Kaufkraft aus der Stadtmitte abgezogen wird.
Rechtlich stützt sich die Bezirksregierung auf den Landesentwicklungsplan. Die Vorgabe: Statt einer Verlagerung des Aldi-Marktes vom Stuckenacker direkt an die Provinzialstraße, der Erweiterung Kauflands über die alte Gärtnerei und einen geplanten Kreisverkehr vor Kiki-Island sowie einer neuen Trampolinhalle müssen alle zurück ans Reißbrett.
Das Problem: Das Gebiet liegt nicht im allgemeinen Siedlungsbereich, sondern in einem gewerblich-industriellen Bereich. Das reglementiert den Einzelhandel stark. Gerade für Objekte, die größer als 800 Quadratmeter sind, gelten besondere Bedingungen. Vergrößerungen können nicht einfach so vorgenommen werden. Hinzu kommt, dass nicht zwischen den einzelnen Grundstückseigentümern oder Investoren unterschieden wird. Vielmehr sieht die Bezirksregierung das Gebiet zusammenfassend. Für den Bereich muss nämlich nicht nur der Bebauungsplan, sondern auch der Flächennutzungsplan – mit Zustimmung der BZR – verändert werden. Erschwerend kommt hinzu, dass sowohl Aldi als auch der Kaufland-Investor Gespräche mit Grundstückseigentümern zu führen scheinen. Vor der Sitzung des Bauausschusses seien E-Mails von der Aldi-Immobilienverwaltung an Ausschussmitglieder verschickt worden, merkte Friedhelm Peters (SPD) dazu an.
Hoffnungsschimmer für Bösperde
Allerdings gibt es einen Hoffnungsschimmer für Aldi, Kaufland-Investor und Kiki-Island-Betreiber. Denn der Landesentwicklungsplan wird derzeit neu aufgestellt. Entwürfe und ein Gespräch bei der Bezirksregierung dazu stehen im Januar 2020 an. Die Stadt habe deutlich gemacht, dass man eine Veränderung in Bösperde begrüßen würde. Friedhelm Peters wollte dennoch wissen, wer bei der verzwickten Lage „auf der Strecke bleibt“, nachdem ein Umzug Aldis auf das Gelände der ehemaligen Gärtnerei durch das Veto der BZR vom Tisch ist. Im besten Falle, so Jörg Müller, bleibe niemand auf der Strecke. „Die Rahmenbedingungen sind nur sehr eng gefasst.“ Es sei nun an den Investoren, ihre Planungen kompakter und auf das von der Bezirksregierung eingegrenzte Gebiet des derzeitigen Kaufland-Marktes zu beschränken.
Unterm Strich beschloss der Ausschuss einstimmig, die Veränderungssperre für das Einkaufszentrum Bösperde sowie den Bereich Blumenweg/Provinzialstraße aufzuheben und eine gemeinsame Lösung mit allen Beteiligten anzustreben.
KOMMENTAR
Etwas wagen
Die Gemengelage in Bösperde ist schwierig. Die Furcht vor einem Aussterben der Innenstadt mag zwar durchaus berechtigt sein, sollte aber nicht daran hindern, auch mal an die Ortsteile zu denken. Kaufland ist bereits jetzt ein Frequenzbringer – teilweise über die Stadtgrenze hinaus. Einen einkaufszentrumartigen Charakter weist das Gebäude heute ebenso schon auf.
Die Idee, das Gelände nicht mit einem, sondern allen Interessenten zu entwickeln, ist daher der einzig richtige Schritt. Attraktivität und Lebensqualität in ländlichen Regionen schafft man nicht, wenn man vor allem Neuem zurückschreckt, sondern etwas wagt! Tobias Schürmann