Menden. Wie geht Menden mit der steigenden Zahl an Fahrradfahrern um? Was hat sich bereits getan, was ist noch geplant? Ein Blick ins Radverkehrskonzept.
Es gibt dazu zwar keine Zahlen, aber unstrittig ist: Immer mehr Menschen in Menden schwingen sich aufs Fahrrad. Das Zweirad wird zum Alltagsbegleiter. Die WP fragt: Was hat Menden bereits für Radfahrer getan? Was ist in der Zukunft möglich? Was ändert sich für Radfahrer? Gemeinsam mit Frank Wagenbach, Fachbereichsleiter „Umwelt, Planen und Bauen“, dem städtischen Verkehrsexperten Andreas Nolte und Verkehrsplaner Ralf Weier hat die WP einen Blick in das Mendener Radverkehrskonzept geworfen.
Das Radverkehrskonzept
Das Mendener Radverkehrskonzept gibt den Rahmen vor. Die Stadtverwaltung hat es 2017 der Politik vorgelegt, der Ausschuss für Öffentliche Sicherheit und Ordnung hat es noch im selben Jahr beschlossen. Es ist nicht als starres Konzept zu verstehen. Konkrete Maßnahmen werden Schritt für Schritt umgesetzt und zuvor im Ausschuss beraten und beschlossen.
Auch interessant
Nach der ersten Stufe im Jahr 2017 und der zweiten Stufe im Jahr 2018 soll bis Anfang 2020 die dritte Stufe folgen. Ziel aller Maßnahmen ist, dass Menden bis zum Jahr 2030 über ein Radverkehrsnetz verfügt. Ralf Weier, Radverkehrsexperte bei der Stadt Menden: „Radfahrer sollen sich in Menden komfortabel und sicher bewegen können.“ Die Verwaltung ist auch mit der Mendener Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) in regelmäßigem Austausch.
Was bereits umgesetzt wurde
Zwei Stufen des Umsetzungsprogramms sind bereits politisch beschlossen. Konkret heißt das für Radfahrer:
Die Oberflächen der Geh-/Radwege Paschesiepen in Lendringsen und Frielingsen sollen verbessert werden. Die Schotterwege erhalten eine drei Meter breite Asphaltdecke. Die Maßnahme wird aktuell umgesetzt.
An E infahrten oder Einmündungen, an denen ein Geh- und Radwege vorbeiführen, werden Radstreifen rot markiert, um Autofahrer auf möglichen Radverkehr aufmerksam zu machen. Solche Kreuzungsbereiche sind generell unfallträchtig. Die Stadtverwaltung hat die Roteinfärbung unter anderem bereits an der Kaufland-Zufahrt an der Holzener Straße und der Netto-Zufahrt an der Iserlohner Landstraße umgesetzt, ebenso an den Einmündungen Breukerskamp und Berkenhofskamp. Weitere sollen folgen.
An mehreren Stellen im Stadtgebiet werden Sackgassen, die für Radfahrer durchlässig sind wie die Thüringenstraße mit Zusatzzeichen „Radfahrer frei“ beschildert.
Schutzstreifen für Radfahrer an Lendringser Hauptstraße und Balver Straße: Autos dürfen die Streifen bei Bedarf mitbenutzen, zum Beispiel bei Lkw oder Bussen im Gegenverkehr, Radfahrer dürfen dabei aber nicht gefährdet werden. Beim Überholen von Radfahrern ist der Sicherheitsabstand von eineinhalb Metern einzuhalten.
Was demnächst geplant ist
Die nächste große Maßnahme für Radfahrer auf der Agenda sind Schutzstreifen an der Fröndenberger Straße. Der Planungsauftrag ist bereits vergeben. Die 1,50 Meter breiten Schutzstreifen sollen in dem Bereich zwischen Kreisverkehr und Lidl-Parkplatz eingerichtet werden, die Fahrbahn (ohne die Schutzstreifen) wird von 7,70 auf 5,70 Meter verschmälert. „Autofahrer können dann nur noch auf einer Straßenseite parken“, kündigt Ralf Weier an. Das wird wohl nicht durchgängig auf ein und derselben Straßenseite möglich sein, sondern je nach Bedarf wechseln. Die Maßnahme wurde im Dezember vergangenen Jahres beschlossen, ein erster Entwurf für die Umsetzung wird dann noch in den politischen Gremien diskutiert werden. Bei der Umsetzung kooperieren Landesbetrieb und Stadt Menden.
Diese Punkte bergen Konflikte
Radfahrer, die regelmäßig in Menden unterwegs sind, werden die neuralgischen Punkte zur Genüge kennen. Hier zwei Beispiele für Situationen, wo es zu Konflikte zwischen Radfahrern und Fußgängern beziehungsweise Radfahrern und Autofahrern kommt:
Fußweg entlang der Unteren Promenade: Es ist ausdrücklich Wunsch der Politik, dass der Fußweg für Fahrradfahrer frei bleibt. Das heißt: Sie dürfen dort fahren, aber rücksichtsvoll und in Schrittgeschwindigkeit. Die Pflasterung des Weges – eine Seite in rot für Radfahrer, die andere in grau für Fußgänger – stammt noch aus der Zeit, als es die Straße Untere Promenade nicht gab. Diese Regelung gilt heute nicht mehr!
Pastor-Quade-Straße in Menden oder Walzweg in Lendringsen: Fahrradfahrer dürfen vom Westwall aus in die Pastor-Quade-Straße abbiegen – für Autofahrer gilt dort „Einfahrt verboten“. Die gleiche Situation ergibt sich in Lendringsen: Dort dürfen Fahrradfahrer von der Lendringser Hauptstraße aus in den Walzweg abbiegen – Autofahrern ist das nicht erlaubt. Wie Fahrradfahrer berichten, kommt es an diesen Stellen immer wieder zu Konfliktsituationen mit Pkw-Fahrern.
Kennen Sie weitere Punkte in Menden, die konfliktträchtig sind? Schreiben Sie uns bei Facebook oder per Email an
Aktuell wird auch für die Planungen für einen Hönnetal-Radweg zwischen Menden und Balve ein neuer Anlauf genommen. Ein Planungsbüro suche nach Möglichkeiten, den Radweg durch das besonders schützenswerte FFH-Gebiet zu führen. Pläne für einen solche Verbindung zwischen Menden und Balve existieren schon seit Jahren.
In Verbindung mit dem Bau des „Grünen Weges“ entlang der Hönne in Menden soll auch Radverkehrsführung an der Oberen und Unteren Promenade verändert und Radfahrer an der Kreuzung Bahnhofstraße/ Obere Promenade/Untere Promenade auf die Straße geleitet werden. Piktogramme sind dort bereits vor einiger Zeit auf die Straße aufgebracht worden. Auf dem Fußweg entlang der Hönne (Margarete-Habbel-Weg) ist Radfahren zwar nach wie vor erlaubt, aber nur rücksichtsvoll und in Schrittgeschwindigkeit, wie es die Straßenverkehrsordnung vorgibt.
Auch interessant
Die konfliktträchtige Radwegsituation im Bereich der Unterführung Schattweg soll grundlegend baulich verändert werden. Das hat der Ausschuss für öffentliche Sicherheit und Ordnung in seiner Mai-Sitzung beschlossen. Kurzfristige Maßnahmen – Markierung optischer Bremsen/ Verkleinerung eines Sperrbügels – hat die Stadtverwaltung bereits umgesetzt, um die Situation auf dem kombinierten Rad-/Fußweg zu verbessern. Weil Fördergelder erst im kommenden Jahr beantragt werden können, kann erst im Anschluss daran mit dem Umbau begonnen werden.
Auf dem Plan hat die Stadtverwaltung zudem weitere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder an Bahnhaltepunkten. „Allerdings haben wir nicht überall die dafür benötige Fläche zur Verfügung“, schränken Andreas Nolte und Frank Wagenbach ein. Als Serviceangebot ist außerdem ein Radfahrerstadtplan vorgesehen.
Ralf Weier zieht aktuell als Fazit: „Wir versuchen, in Menden vieles im Sinne der Fahrradfahrer umzusetzen. Es sind vor allem viele kleine Dinge, die wir auch weiterhin umsetzen wollen. Teilweise scheitert es allerdings an den Möglichkeiten.“ Im Vergleich zu manch anderen Städten gingen die Menschen in Menden sehr vernünftig miteinander um, ist Frank Wagenbach überzeugt. Sein Appell: „Es gilt, Rücksicht zu nehmen und es bringt nichts, wenn jeder auf sein Recht pocht.“