Menden. Kaum ein Projekt funktioniert mehr ohne Förderung. Aber der vermeintliche Geldregen macht die Arbeit für die Stadt Menden kompliziert und teuer.

Die Stadt profitiert zunehmend von Fördermaßnahmen des Landes und des Bundes. Aber der vermeintliche Geldsegen aus Düsseldorf oder Berlin stellt die Stadtverwaltung auch immer wieder vor große Herausforderungen. In der Summe werden die Baumaßnahmen sogar teurer.

Der Erste Beigeordnete Sebastian Arlt.
Der Erste Beigeordnete Sebastian Arlt. © Frank Saul | Frank Saul

„Es hat sich eine Förderkultur entwickelt, die wir grundsätzlich begrüßen“, sagt der Erste Beigeordnete Sebastian Arlt. „Aber die Maßnahmen haben auch massive Folgen für die kommunale Verwaltung.“ Die Stadtverwaltung müsse oft innerhalb weniger Tage auf Ausschreibungen reagieren, Förderanträge formulieren und einreichen. Oft beziehe sich die Förderung nur auf ganz spezielle Bereiche.

Ein Beispiel dafür ist das VHS-Gebäude an der alten Westschule: Als der Komplex vor sechs Jahren in das hintere Gebäude zog und die Musikschule kurz darauf in das vordere, wurde renoviert und saniert. Jetzt steht schon wieder eine Sanierung an. „Wir machen nichts wieder kaputt. Wir machen Dinge, die bis jetzt noch nicht gemacht worden sind“, sagt Sebastian Arlt. Im hinteren Teil werden die Fenster ausgetauscht, die Dämmung verbessert und die Heizung optimiert. Das war damals nicht finanzierbar und passte jetzt in ein Förderprogramm.

Kaum Chancen, ein Gebäude am Stück durchzusanieren

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„Am liebsten hätten wir es natürlich, wenn wir ein Objekt durchsanieren könnten“, sagt Britta Schnabel die Architektin bei der städtischen Immobilientochter ISM ist. Das sei aber tatsächlich nur sehr selten auch so möglich. Ganz auf die Förderung zu verzichten, kommt bei kaum noch einer öffentlichen Baumaßnahme in Frage. Dafür ist der Förderanteil mit oft 60, meist 70, manchmal 80 oder 90 Prozent der Gesamtkosten einfach viel zu hoch.

Die Förderung hat Auswirkungen auf die Gestaltung ganzer Projekte. Was früher als Idee mit klarem Profil politisch beschlossen oder abgelehnt wurde, braucht jetzt lange Vorläufe. Beim später gescheiterten Bürgerhaus-Projekt beispielsweise war ein komplizierter Wettbewerb vorgeschaltet – Gesamtkosten von mehreren hunderttausend Euro, bevor es überhaupt in die Feinplanung ging. Arlt und Schnabel bestätigen, dass die Anforderungen auch für höhere Gesamtkosten von Projekten sorgen.

Gottesdienst im Huckenohl-Stadion. Das Stadion soll bald saniert werden.
Gottesdienst im Huckenohl-Stadion. Das Stadion soll bald saniert werden. © Frank Saul | Frank Saul

Was manchmal ein langer Kampf ist, kann manchmal auch sehr schnell gehen. Die 3,25 Millionen Euro für das Huckenohl-Stadion aus einem Bundesprogramm hatte wohl kaum jemand in Menden ernsthaft auf dem Schirm als die Ausschreibung kam. Die Politik hatte die Bewerbung schnell beschlossen, um zumindest ein Los im Topf zu haben. Die Sanierung des Stadions hatte in Menden keine Priorität, war noch nicht einmal Thema. Dann kam die Zusage und alle mussten erst einmal Ideen sammeln, was überhaupt gemacht werden muss. Die Vereine freuen sich über den unerwarteten Geldsegen. Fröndenberg, das seit Jahren vehement um die Sanierung des maroden Graf-Adolf-Stadions kämpft, ging dagegen beim selben Programm leer aus.

Neuanlauf für Handlungskonzept IKEK

Eine Veranstaltung zum Projekt Ikek in Lendringsen.
Eine Veranstaltung zum Projekt Ikek in Lendringsen. © WP | Stadt Menden

Oft sind sich die Geldgeber selbst gar nicht so einig, was die Voraussetzungen für die Förderung sind. Die Stadt hatte vor drei Jahren damit begonnen, das sogenannte Integrierte Handlungskonzept (IKEK) für die Stadtteile aufzustellen. Das galt damals als Grundvoraussetzung, um überhaupt noch Förderungen des Landes zu erhalten. Es gab mehrere Bürgerforen, Ideensammlungs-Runden und Abstimmungstreffen. Am Ende stockte der Prozess, weil es Ärger mit dem Planungsbüro gab.

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Mittlerweile sind die Meinungen zu IKEK wieder anders. IKEK ist keine Fördervoraussetzung mehr. Die Stadtverwaltung will dennoch an IKEK festhalten, hat ein neues Büro engagiert. „Wir sind der Meinung, dass es höchste Zeit ist, sich mit dem Großen und Ganzen zu beschäftigen“, sagt Sebastian Arlt.

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