Menden. Anke Luther verlässt die Grundschule Platte Heide nach zwei Jahren als kommissarische Leiterin. Auch ihr Nachfolger Ralf Beyer ist „Kommissar“.
Die Gemeinschaftsgrundschule Platte Heide mit ihren beiden großen Standorten „Anne Frank“ und „Bodelschwingh“ kommt nicht zur Ruhe: Jetzt hat die heutige Konrektorin Anke Luther in einem Elternbrief offiziell ihren Abschied angekündigt. Demnach übernimmt nach den Sommerferien Ralf Beyer, Leiter der Josefschule Menden, die Platte Heider Standorte kommissarisch und übergangsweise, wie Anke Luther betont. Sie selbst leitete beide Standorte nach dem Weggang von Rektor Tobias Köhle zwei Jahre lang kommissarisch.
Zusammenlegung schon versucht
Bevor Köhle die Platte Heide in Richtung des Kreises Unna verließ, hatte er erfolglos vorgeschlagen, die fast gleich großen Standorte an der Robert-Leusmann-Straße und am Malvenweg unterm Dach der ehemaligen Bonifatius-Hauptschule am Margueritenweg zusammenzulegen. Weil dies aber die Schulwege der Kinder aus der Kasernen-Siedlung sehr lang machte und obendrein der viel befahrene Bräukerweg dazwischen liegt, gab es damals schulintern scharfen Protest vor allem von Seiten der Anne-Frank-Elternschaft.
Eltern sehen Verschwendung
Heute fordern Eltern die Zusammenlegung beider Standorte. Dem Schulausschuss liegt aktuell ein Bürgerantrag der Elternvollversammlung vor. Darin begründen Elternvertreter ihren Vorstoß mit „zwei sehr unterschiedlichen Schülerschaften und Sozialräumen“, die hier aufeinanderträfen. Die Familien stammten aus unterschiedlichen Kulturen, „sie besitzen verschiedenste Mentalitäten und setzen sich mit anders gelagerten Problemen auseinander“.
Der Schulverbund solle seit 2011 trotz Trennung und Unterschiedlichkeit einheitliche pädagogische Konzepte umsetzen. Dies sei aber „höchstens ansatzweise“ lösbar, dafür verschwende man mit der Trennung personelle und finanzielle Ressourcen. Es gebe keinen gemeinsamen Schulalltag, das Schulleben finde getrennt statt, eine Identifikation mit dem großen Ganzen gebe es weder bei Kindern noch bei Eltern oder Lehrkräften. Man denke und spreche immer noch von „Anne-Frank-Schule“ und „Bodelschwinghschule“.
Für schärferes Profil
Die Zusammenlegung könnte den Eltern zufolge eine bessere Lehrerversorgung und ein vielfältigeres Unterrichtsangebot ermöglichen und die Qualität der pädagogischen Arbeit enorm steigern. Durch einen besseren Mix in der Schülerschaft könnten unterschiedliche Begabungen besser genutzt werden, die Schule könne ihr Profil schärfen und sowohl im multilingualen als auch sportliche Akzente setzen. Nicht zuletzt würde auch die Attraktivität der seit Sommer 2017 offenen Schulleiterstelle steigen.
Standortfrage offen
Die Frage des Standorts der Fusionsschule beantwortet der Bürgerantrag nicht. Und: Aus der Lehrerschaft íst mittlerweile zu hören, dass eine Trennung der beiden Standorte und die Einrichtung einer jeweils eigenen Schulleitung den Problemen besser gerecht würde. Das gilt vor allem für die Anne-Frank-Schule. Nach einem Hilferuf arbeitet dort seit Monaten die benachbarten Evangelische Jugendhilfe Menden erfolgreich bei der Wiederherstellung der Unterrichtsfähigkeit. Deren Fachkräfte berichteten jüngst im Fachausschuss über ihre Arbeit. Der Bericht ließ ahnen, wie schwierig das Unterrichten dort heute sein muss. Die Rede war von einem besonders hohen Anteil an Zuwandererkindern mit wenig Deutschkenntnissen, dazu stark traumatisierten Flüchtlingskindern, die besonders viel Unterstützung benötigten.
Schwieriges Umfeld
Auch das unmittelbare Umfeld der Anne-Frank-Schule, die Siedlung am Papenbusch mit ihrem hohen Aussiedleranteil, gilt als sozial schwierig. Bei der Europawahl holte die AfD hier die meisten Stimmen. Künftig soll hier ein Quartiersmanager Akteure und Angebote vernetzen – allerdings auf Kosten von Teilen der Arbeit des bisherigen Stadtteiltreffs. Die Stadt kündigte dem SKFM als Treff-Träger zum 1. Januar 2021. Spätestens bis dahin soll laut Stadt-Pressesprecher Johannes Ehrlich auch der Quartiersmanager die Arbeit aufnehmen.