Menden. . Städtischer „Quartiersmanager“ soll Kasernen-Siedlung besser vernetzen. Konzept sieht vor, dafür Treff-Angebote zu streichen. Grüne protestieren

Der Stadtteiltreff am Papenbusch, getragen vom Katholischen Verein für soziale Dienste (SKFM), soll spätestens 2021 in seiner heutigen Form aufgelöst werden. Stattdessen wollen Jugendpolitiker mehrerer Ratsfraktionen den Treff, der heute unmittelbar an der Anne-Frank-Grundschule und ihrem angegliederten Offenen Ganztag liegt, vom schulischen Umfeld stärker abgrenzen und die Trägerschaft zurück in das Jugendamt der Stadt zurückführen. Die will für den Papenbusch einen „Quartiersmanager“ bestellen, der die Siedlung im ehemaligen Kasernengelände nach innen wie außen besser vernetzen soll.

Das Konzept, das dem Ausschuss für Kinder- und Jugendhilfe (KJHA) am Donnerstag in öffentlicher Sitzung ab 17 Uhr im Ratssaal vorliegt, sieht vor, das Geld für den Quartiersmanager (bis zu 50 000 Euro im Jahr) aus den 81 000 Euro zu zahlen, die der katholische Verein bislang für die Treff-Arbeit dort erhält. Dagegen sind die Grünen.

Analyse unstrittig – doch was jetzt?

Befürworter der Reform wie Mirko Kruschinski (SPD) wollen nach eigenen Angaben erreichen, dass sich das Angebot am Papenbusch den Inhalten nähert, die nach dem neuen Konzept auch für die vier städtischen Treffs gelten. So gebe es am Papenbusch bis heute keine Jugendarbeit für Teenies ab zwölf. Stattdessen sorge die Nähe zu Grundschule und Offenem Ganztag dafür, dass die Treff-Arbeit wirke wie deren Verlängerung.

„Bestehendes zu zerschlagen, um jemanden als Manager einzustellen, der Neues erst aufbauen soll: Das ist der zweite Schritt vor dem ersten“, kritisiert dagegen Grünen-Fraktionssprecher Peter Köhler. Bereits im KJHA-Unterausschuss, der Beschlüsse vorbereiten soll, habe es diese Kontroverse gegeben. Aus Sicht der Grünen funktioniert die Treff-Arbeit des Trägers sehr wohl: Sie habe spürbar zu Verbesserungen in einem schwierigen sozialen Umfeld geführt.

SPD: Chefsache des Jugendamts

Befürworter wie Gegner teilen indes die Analyse des Jugendamtes zum Papenbusch. Die attestiert der Siedlung eine hohe, wachsende Einwohnerdichte, einen großen Bevölkerungsanteil an Kindern und Jugendlichen, viele Familien mit Migrationshintergrund und niedrigen Einkommen sowie besonders viele Kinder mit „erhöhtem Betreuungsbedarf“.

Rätselraten über das, was junge Leute wollen

Ausgerechnet vom Papenbusch erhielt die Stadt kaum Rückmeldungen, als sie vor gut zwei Jahren unter Mendener Jugendlichen deren Erwartungen an ihre Stadtteiltreffs abfragte.

Fast alle Jugendlichen erklärten damals einen Treff in ihrem Wohnviertel allerdings als außerordentlich wichtig.

Das neue Konzept soll nun „aktivierend“ auf die Bewohner wirken. Der Quartiersmanager soll dabei die Bewohner, die Dienste vor Ort, Schule und OGS, Wohnungsgesellschaften, Stadtverwaltung und Politik stärker zusammenführen – und Motor, Initiator und Steuerer der Entwicklung sein.

Mirko Kruschinski ist auch angesichts der Analyse der Ansicht, dass der wohl schwierigste Sozialraum in Menden nicht in die Hände eines freien Trägers gehört: „Das muss Chefsache der Stadt sein.“

Grüne wollen Angebote nicht beschneiden

Peter Köhler dagegen will, dass der städtische Quartiersmanager, den er für eine gute Idee hält, ergänzend zum SKFM-Angebot eingesetzt werden soll. „Die halbe Planstelle des Entwicklers kann auch mit Fördergeldern finanziert werden. Dafür müssen wir Angebote für die Kinder nicht beschneiden.“

Unklar bleibt in der Vorlage, ob auch eine Verlagerung des Treffs an eine andere Stelle vorgesehen ist. Laut Kruschinski ist auch darüber nachzudenken. Für Köhler wäre es „unklug und zum Scheitern verurteilt, Kinder aus ihrem Lebensumfeld verpflanzen zu wollen“.