Menden. Was tun gegen Trickbetrüger, die Senioren ums Ersparte bringen? Ideen dazu sollen jetzt Polizei, Ordnungsamt und Seniorenbeauftragter entwerfen.

Es steht immer wieder in der Zeitung: Auch Mendener Senioren werden per Telefon um ihr Hab und Gut betrogen. Weil sie ihrer Enkelin aus der akuten Notlage helfen wollen, die ihnen überzeugend geschildert wird. Oder weil die Polizei anruft: Ihr Haus stehe auf einer beschlagnahmten Einbruchsliste, ganz schnell sollen sie alles Geld und Schmuck einem Zivilbeamten zur sicheren Aufbewahrung aushändigen. Oder weil, wie in dieser Woche, Berater der „Energie Agentur“ einen Termin vereinbaren wollen. Oder weil sich die vermeintlichen Ableser der heimischen Stadtwerke als Kriminelle entpuppen. Oder weil sich neuerdings sogar das Amtsgericht telefonisch meldet. Oder, oder, oder. Die Mendener SPD hat deshalb eine Beratung durch die Stadt vorgeschlagen.

Sie soll vor allem ältere Mendener, die meist anhand ihrer Vornamen im Telefonbuch ausgeguckt werden, über solche Betrugs-Attacken aufklären und somit schützen. Doch das entpuppte sich in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses als schwieriges Unterfangen. „Eine feste Anlaufstelle, feste Ansprechpartner und einen Verantwortlichen“, so stellte sich der Sozialdemokrat Christian Feuring das Angebot dafür vor. Beratungsort könne der städtische Seniorentreff sein. Doch wer sollte das machen? Wer ist Experte genug? Wer hält sich auch selbst dafür auf dem Laufenden?

Kommissariat reicht SPD nicht

Heinz-Dieter Simon (Grüne) verwies an dieser Stelle auf das Kriminalkommissariat Vorbeugung bei der Kreispolizeibehörde Iserlohn, die auch für Menden zuständig ist. „Da sitzen doch die Experten, die am besten aufklären können.“ Den Sinn städtischer Seminare bezweifle er doch sehr, erst recht als Parallelstruktur zur Polizei. Doch das reicht der SPD nicht: „Wir haben ja diese Fälle, obwohl es das Kommissariat gibt“, entgegnete Feuring. Also passiere offensichtlich nicht genug, um mögliche Opfer solcher Taten wirksam davor zu warnen.

Ob es nicht die Möglichkeit gebe vorzuschreiben, dass ältere Menschen nur dann höhere Beträge vom Konto abheben dürfen, wenn eine ausgesuchte Vertrauensperson dies gegenzeichne: Diese Idee warf die Liberale Marion Trippe in die Runde – um sogleich einzuschränken: „Das wäre zwar ein Vier-Augen-Prinzip zur Sicherheit, aber es dürfte natürlich keine finanzielle Entmündigung stattfinden.“

Ideensuche mit der Polizei

Hierzu ergänzte Christian Feuring: „Zumal nicht jeder ältere Mensch so einen Verwandten hat, der mit Argusaugen auf ihn aufpasst.“ Heinz-Dieter Simon berichtete, dass er bei Verwandten hautnah erlebt hat, wie einschüchternd Trickbetrüger wirken können. „Auch gestandene Leute fallen darauf rein – und trauen sich nicht zur Polizei“, so seine Erfahrung.

Den Vorschlag, dem alle Sozialpolitiker schließlich zustimmten, machte der Ausschussvorsitzende Bernd Alban (SPD): Im Herbst soll es eine Expertenrunde im Sozialausschuss geben: mit Beratern der Polizei aus Iserlohn, mit Vertretern des Ordnungsamtes und dem städtischen Seniorenbeauftragten Bernd Schmidt. Gemeinsam soll herausgefunden werden, ob es eine sinnvolle und wirksame Beratung geben kann – und wie man ältere Menschen, die allein leben, damit erreicht.

Das Wochenmarkt-Modell

Eine Idee dazu nannte Alban auch: „Es gibt ein Modell aus anderen Städten, wo einmal geschulte und somit ausgebildete Bürgerinnen und Bürger auf den Wochenmarkt gehen und klären dort die Menschen auf.“ Im Herbst werde man auch dazu mehr hören.