Menden. . Sven Naujoks schließt mit seiner Praxis in der Körnerstraße eine Lücke in der hausärztlichen Versorgung und in der von Drogenabhängigen.

In gut zwei Wochen will Sven Naujoks seine Hausarztpraxis in der Körnerstraße eröffnen. Mit einem Teil des Praxisangebots schließt er eine Lücke in der Versorgung von drogenabhängigen Menschen in der Region.

Noch ist es ruhig in der Körnerstraße direkt neben dem Gebäude des Malteser Hilfsdienstes. „Die Türen fehlen noch“, sagt Naujoks mit einem Kaffeebecher in der Hand. In rund zwei Wochen will er seine Praxis eröffnen. Teil seines Konzeptes soll das Methadon-Programm für drogenabhängige Menschen in der Region sein, autark vom normalen Praxisalltag, wie Naujoks sagt. Derzeit behandelt der 47-Jährige acht Patienten über die Drogenberatung Menden.

Dabei ist ihm die Hönnestadt nicht gänzlich unbekannt. Zwischen 2000 und 2006 war Naujoks Teil des hausärztlichen Notdienstes, arbeitete früher auch im Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg und in der JVA Hagen. „Die Substitution war dort originärer Bestandteil meiner Arbeit“, erklärt der Arzt. Mit der Eröffnung seiner Praxis schließt Naujoks nicht nur eine Lücke mit Blick auf die hausärztliche Versorgung, sondern auch bei der Behandlung von drogensüchtigen Menschen. Denn die müssen derzeit noch weite Wege auf sich nehmen. Die nächstgelegenen Anlaufpunkte sind derzeit noch Schwerte, Iserlohn und Hamm. Zuletzt war ein Fröndenberger Mediziner für etwa 140 Patienten zuständig.

Zentrale Bestandteile der Substitution

Drogensubstitution, Drogenersatztherapie oder fachlich noch genauer Substitutionstherapie Opioidabhängiger sind drei Begriffe für dieselbe Sache.

Bei der Substitution werden Drogensüchtige – meist solche, die heroinabhängig sind – mit verordneten Medikamenten wie Methadon behandelt.

Ziel einer Substitution ist nicht nur eine gesundheitliche Verbesserung. Auch die soziale Situation soll sich durch eine dauerhafte Abstinenz nachhaltig verbessern.

Die Methadon-Vergabe in Naujoks Praxis soll weitestgehend autark und strikt getrennt vom Sprechstundenprogramm ablaufen. Einen sparaten Zugang, Wartezimmer und durch Türen getrennte Bereiche hat der 47-Jährige dafür eingerichtet. Noch ist zwar nicht abschließend alles fertig, das soll sich aber in den kommenden Tagen ändern. „Ich denke, dass wird kein Problem werden. Jedem, der sich informieren will, stehen die Türen offen“, sagt der Unnaer. Seine Praxis soll zudem ein weiterer Schritt gegen den Hausärztemangel der Hönnestadt sein.

Entwöhnung ist schwierig

Im Zentrum des Methadon-Programms steht die stückweise Entwöhnung von Suchtmitteln. Methadon behandelt dabei nur die körperlichen Auswirkungen des Drogenentzugs. „Das Verlangen nach dem ,Kick’ bleibt bestehen“, sagt Naujoks. Schwierig werde die Behandlung vor allem, wenn Beikonsum besteht, die Patienten also trotz Methadons Drogen konsumieren. Um Rückfälle zu vermeiden, gibt es regelmäßige und unangekündigte Kontrollen des Mediziners. „Abstinenz ist das Ziel.“ Denn durch den Drogenersatzstoff bleiben die Patienten lediglich funktionsfähig. Die Wirkung lässt nach rund 24 Stunden nach. Kurze Zeit später stellen sich erste Entzugserscheinungen ein. Schlaflosigkeit, Krämpfe, Erbrechen, Schüttelfrost. Das Methadon muss daher täglich unter Naujoks’ Aufsicht getrunken werden. Menschen, die über Jahre hinweg heroinsüchtig waren, trinken zwischen 10 und 12 Milliliter.

Allerdings sei die Rückfallquote seiner Erfahrung nach extrem hoch. Eben dann, wenn die Drogensucht seit mehreren Jahren besteht. Eine Alternative zum täglichen Arztbesuch kann auch die sogenannte „Take-Home“-Variante sein. „Dafür ist aber ein absolut stabiler Verlauf notwendig“, betont der 47-Jährige. Über mehrere Monate darf es nicht zu Beikonsum oder Rückfällen kommen, auch in den therapeutischen Beratungsgesprächen muss ein gefestigter Alltag erkennbar sein. „Das ist beschwerlich“, sagt Naujoks. Er weiß aus seiner Zeit als Arzt im Justizvollzug, wie hart die stückweise Entwöhnung sein kann.

Neue Erfahrungen

Schon jetzt – vor Eröffnung seiner Praxis – kann der Mediziner einen deutlichen Unterschied zu seiner vorigen Arbeit im Strafvollzug feststellen. Statt professioneller Distanz und ständig wechselnden Patienten kann Naujoks über die Drobs ein Vertrauensverhältnis aufbauen. „Von allen acht kenne ich schon die Lebensgeschichte.“