Menden. . Wie wichtig das Eingreifen von Passanten ist, machen zwei Fälle aus den vergangenen Wochen deutlich.
Gleich zweimal haben Ersthelfer in den vergangenen Wochen dafür gesorgt, dass verletzten Personen nichts Schlimmeres passiert ist und sie schnell versorgt werden konnten. Doch längst nicht jeder greift beherzt ein, wenn Menschen in Not sind. Die Angst davor, etwas falsch zu machen, ist unbegründet, sagen Experten.
Die Ausbildungen
5836 Ersthelfer hat das Deutsche Rote Kreuz im Märkischen Kreis im vergangenen Jahr ausgebildet. „Wir sind knapp an der 6000er-Marke vorbeigeschrappt“, sagt Rüdiger Morena, Rotkreuzleiter des Ortsvereins Menden. Dabei habe die Zahl im Vergleich zum Jahr 2017 leicht zugenommen. Gerade ältere Menschen würden sich inzwischen besser für das Thema Erste Hilfe sensibilisieren lassen. „Eine Auffrischung wäre aber für viele nicht schlecht“, sagt Morena.
Die Fälle
Und wie wichtig es ist, Erste Hilfe zu leisten, machen zwei Fälle aus den vergangenen Wochen deutlich: Zunächst versorgte die Mendenerin Gül Gürel einen stark am Kopf blutenden 27-Jährigen am Kirchplatz nach einem brutalen Angriff. Dass sie hilft, statt wegzuschauen, sei selbstverständlich, sagte sie im Gespräch mit der Westfalenpost. Ebenso verhielt es sich mit einer Gruppe von Menschen, die den Insassen eines VW-Golf auf dem Bräukerweg aus dem zerstörten Wagen halfen.
Die Hilfe
In solchen Fällen nicht einzugreifen, macht Rüdiger Morena deutlich, sei unterlassene Hilfeleistung. Ein Vergehen, dass der Gesetzgeber inzwischen streng verfolge. Dass die Strafen von bis zu einem Jahr Gefängnis oder Geldstrafen noch immer nicht alle abschrecken, zu gaffen statt zu helfen, ist Morena unbegreiflich. „Wenn man selbst dort liegt, will man doch auch nicht, dass man fotografiert wird“, sagt der Rotkreuzleiter.
Die Angst davor, etwas falsch zu machen, kann er schnell zerstreuen: „Selbst wenn ich unsicher bin: man kann nichts falsch machen.“ So helfe es schon Feuerwehr und Polizei zu rufen und die in Not Geratenden bis zum Eintreffen der Rettungskräfte zu betreuen. „Die Leitstellen geben heutzutage auch schon genaue Anweisungen, was man tun sollte“, erklärt Morena.
Die Herzdruckmassage
Erste-Hilfe-Kurse in Menden
Erste-Hilfe-Kurse in Menden bietet neben dem Deutschen Roten Kreuz auch der Arbeiter-Samariter-Bund an.
Informationen und Anmeldungen gibt es im Internet unter: www.menden.asbnrw.de unter dem Reiter „Leistungen“. Ebenso unter www.drk-im-mk.de unter dem Reiter „Angebote“.
Erste-Hilfe-Kurse sind nicht nur für Führerscheinbewerber verpflichtend, sondern auch für Betriebliche Ersthelfer, Flugbegleiter, Arzthelfer oder Rettungsschwimmer sowie Gruppen- und Sportgruppenleiter.
Generell sei die Mentalität, Hilfe zu leisten, schon da, allerdings fehle es bei vielen Menschen an der entsprechenden Fachkenntnis. „Die Hemmschwelle bei einer Herz-Lungen-Wiederbelebung ist relativ hoch“, sagt der Rotkreuzleiter. Dabei gehe es weniger um die Herzdruckmassage als um die Beatmung.
Doch auch dafür gibt es inzwischen Abhilfe: Im Rahmen von Erste-Hilfe-Kursen gibt es Kunststoff-Tücher, die am Schlüsselanhänger befestigt werden können und bei einer Mund-zu-Mund-Beatmung als Schutz dienen können. Allerdings sei die Herzdruckmassage deutlich wichtiger. „Drücken kann jeder, das ist relativ einfach“, sagt Morena. Denn der Sauerstoff im Blut könne bewusstlose Menschen auch ohne Beatmung noch eine Zeit lang am Leben halten.
Die Defibrillatoren
Elektronischen Hilfsmitteln kommt inzwischen eine immer größere Bedeutung zu. Zwar sei die Abdeckung mit öffentlichen Defibrillatoren in Menden noch relativ gering, dass Städte aber dazu übergehen, diese in öffentlichen Einrichtungen anzuschaffen, sei gut. Defibrillatoren geben gezielte Stromstöße bei Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern oder Vorhofflimmern und beenden diese. „Diese Geräte sind aber immer auch eine Kostenfrage“, sagt Rüdiger Morena. Etwa 1500 Euro kosten die Geräte in der Anschaffung. Sie geben präzise Anweisungen und leiten durch den gesamten Vorgang, sodass auch Laien die Defibrillatoren bedienen können.
Und Morena weist auf ein weiteres Hilfsmittel hin: Standort-Nummern sind auf vielen Bänken der Stadt verzeichnet. Diese können bei der Leitstelle angegeben werden, damit Hilfe schnell vor Ort ist.
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