Menden. . Die Mendenerin Gül Gürel leistet einem Mann nach einem brutalen Angriff auf dem Kirchplatz Erste Hilfe. An Gaffer richtet sie scharfe Worte.
Es ist Freitagabend. Gül Gürel und ihre Nichte sitzen im Salsa am Kirchplatz, trinken zusammen einen Kaffee. Der Sohn Gürels ist mit Freunden am Kirchplatz. Plötzlich herrscht Chaos. Der Sohn der 46-Jährigen sagt: „Mama, da oben blutet jemand.“ Ohne lange nachzudenken, eilt Gürel dem jungen Mann zur Hilfe, rettet ihm so vermutlich das Leben.
Der 27-Jährige, so erinnert sich Ersthelferin Gürel, sei zusammengesackt. „Er war auf seinen Knien und nach hinten gefallen. Er blutete wirklich schlimm“, sagt sie. Auf dem Kirchplatz herrscht helle Aufregung. Zwei junge Männer, „etwa 18 oder 19 Jahre alt“, stehen um den Verletzten herum. Dann machen Umstehende die 46-Jährige auf eine Waffe bei dem blutenden Mann aufmerksam. Vorsichtig legt sie die Waffe – die sich später als Soft-Air-Pistole herausstellt und kleine Plastikkügelchen verschießt – zur Seite. „Er blutete noch immer wie Hulle“, erinnert sich die Ersthelferin. Ein Mädchen habe dann Servietten aus dem Salsa geholt, um die Blutung zu stillen. Mit den beiden jungen Männern bringt Gürel den Verletzten in
Polizei ermittelt auch gegen das Opfer
Die Polizei ermittelt weiterhin gegen den oder die Täter, die den 27-Jährigen angegriffen haben sollen.
Ermittelt wird ebenso gegen das Opfer wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz. Er hatte zum Zeitpunkt des Vorfalls eine Soft-Air-Pistole bei sich.
Das Opfer schwebt nicht in Lebensgefahr, musste aber in eine Bochumer Klinik geflogen werden.
Hinweise nimmt die Polizei entgegen: 02373/90990.
die stabile Seitenlage. Die beiden hätten gerade erst einen Erste Hilfe Kurs absolviert und assistieren. „Ich habe dann gegen die Wunde gedrückt und nach dem Namen gefragt.“ Sie versteht nur Bruchstücke. Dem Anschein nach ist er betrunken und hat Blut im Mund. Er erzählt, vom Fahrrad geschlagen worden zu sein, doch von den mutmaßlichen Tätern fehlt jede Spur.
Gürel fragt weiter, was passiert ist. Sie versucht, die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte zu überbrücken. Drogen habe er nicht genommen, sagt der 27 Jahre alte Mann. „Ich hab’ dann angefangen, mit den jungen Leuten rundherum zu schimpfen“, sagt die Ersthelferin. Ein Handy habe sie bei den Gaffern zwar nicht gesehen, allerdings hätte niemand sonst helfen wollen.
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Inzwischen ist auch die Polizei vor Ort. Die Beamten befragen die ersten Zeugen. Doch gesehen haben will niemand etwas. Kurze Zeit später trifft auch der Notarzt ein. „Er hat noch gesagt: ,Nein, bitte geh’ nicht’. Er hatte echt viel Blut verloren.“ Gürel, die ehrenamtlich bei der Caritas arbeitet, glaubt nicht daran, dass der Verletzte einfach so von seinem Rad gefallen ist. Dazu sei die Kopfverletzung zu stark gewesen.
Auf dem Weg der Besserung
Gedanken über die Waffe oder die Umstände des Vorfalls macht sich Gürel vor Ort nicht. „Ich denke mir: Das ist noch immer ein Mensch, der da liegt“, sagt sie. Es hätte, so sagt die 46-Jährige, auch ihr eigener Sohn oder Nachbar sein können, der dort auf dem Boden liegt. Dass sie hilft, statt wegzuschauen, sei selbstverständlich. Gleichwohl sei ihr bekannt, dass der Kirchplatz zu einem der Brennpunkte Mendens zählt. Im Kinder- und Jugendhilfeausschuss war die Rede davon, dass der Kirchplatz einer der wenigen Treffpunkte der Mendener Drogenszene sei. Und so sei auch die Angst der Jugendlichen berechtigt gewesen, der Verletzte hätte um sich schießen können, sagt Gürel. Sie sei mittlerweile froh, dass der 27-Jährige nicht schwerwiegender verletzt ist. Das ist zu einem großen Teil auch dem beherzten Eingreifen der Ersthelferin zu verdanken.
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