Fröndenberg. . Eigentümer der Immobilie hat viel vor mit dem Gebäude am Bahnhof. Neumieter will die Gegend beleben. Radhotel-Betreiberin gekündigt.

Viel Betrieb am Bahnhofs-Gebäude in Fröndenberg: Der Eigentümer der Immobilie hat den Vertrag mit Radhotel-Betreiberin Elisa Pitney fristgerecht gekündigt. Es gibt sogar schon neue Mieter für die Räumlichkeiten. Pitney hat sich neu aufgestellt und fährt jetzt Taxi.

Wochen der Entscheidung

„Wir haben Frau Pitney gekündigt, weil wir mit den Räumen andere Pläne haben“, berichtet Michael Rosemeyer im Gespräch mit der Westfalenpost. „Wir“, das ist er und sein Geschäftspartner Bernd Schnittke, die zusammen mit ihrer Firma Interconsult das Bahnhofsgebäue besitzen. Gerüchte um Leerstand am Bahnhof dementiert Rosemeyer entschieden: „Das ist kein Leerstand – Ganz im Gegenteil: Wir sind hervorragend aufgestellt.“

Für die Räumlichkeiten des Cafés „abgefahr’n“ verhandele man gerade mit mehrere Interessenten: „Das werden wir in den nächsten Wochen entscheiden“, so Rosemeyer. Es könnte wieder ein Café werden, könnte aber auch anders genutzt werden.

In den Räumlichkeiten des ehemaligen Radhotels ist Jens Auch mit seiner Firma Scantastix untergekommen. „Wir freuen uns, wenn sich da eine IT-Gründerszene etabliert. Das belebt die Gegend“, freut sich Rosemeyer.

Hinter dem Garagentor

Genau das hat Auch vor. Allerdings: „400 oder 500 Quadratmeter sind eine echte Hausnummer“, sagt er über die Fläche. Das ist zuviel für seine Firma Scantastix, die sich vor allem um die Digitalisierung von Dokumenten für kleine und mittelständische Unternehmen kümmert.

Eine Zeit lang lief das Unternehmen „microsoftlike“, wie Auch sagt, aus der heimischen Garage sehr gut. Der Seriosität halber wollte man seine Kunden aber nicht im Zwischenraum von Auto und Werkzeugbank empfangen und suchte sich passendere Räumlichkeiten – und fand sie am Bahnhof in Fröndenberg.

Um die zwischen 400 und 500 Quadratmeter vollzukriegen hat Auch den „Digital Campus Fröndenberg“ unter dem Titel „gleisvierpunktnull“ ins Leben gerufen, und es haben sich kleinere Unternehmen gefunden.

Trio zur Darmspiegelung

Aus der Arbeitsnot eine Tugend hat auch Elisa Pitney gemacht, der die Räumlichkeiten für ihr Radhotel gekündigt wurden: „Die Chefin von Taxi Bärbel war ein gern gesehener Gast bei mir im Café. Die hat mich immer gefragt, ob ich nicht mal für sie Taxifahren will.“ Pitney wollte – beschränkt sich aber auf die Zeiten, wenn es hell ist: „Ich bin doch eine Schisserin. Außerdem habe ich keine Lust auf Betrunkene.“

Sie hat aus der Not eine Tugend gemacht: „Mit 62 Jahren wollte ich mal etwas anderes machen“, sagt sie. Ihre neue Arbeit mache ihr „richtig viel Spaß“, denn: „Man lernt viele interessante Leute kennen.“ Vergangene Woche habe sie ein Damen-Trio gefahren, das gemeinsam zur Darmspiegelung ins Krankenhaus musste. „Ich erlebe so viel. Das könnte ich schon nach der kurzen Zeit ein Kurzgeschichtenbuch schreiben“, so Pitney.