Fröndenberg. . Im Bistro „abgefahr’n“ sind Bilder von Herbert Stenzel aus Frömern zu sehen. Gewidmet hat er die Ausstellung zwei Künstlern und guten Freunden.

Kunst im Bahnhof: Im Bistro „abgefahr’n“ sind momentan Bilder von Herbert Stenzel aus Frömern zu sehen. Gewidmet hat er die Ausstellung zwei anderen heimischen Künstlern und guten Freunden.

Stenzel zeichnete Karikaturen für Schülerzeitung

Karikaturen zeichnete Herbert Stenzel schon für seine Schülerzeitung, und spätestens mit den drei Bänden der Mondputzer-Reihe, in denen seine Karikaturen und Bilder den launigen Geschichten von Jürgen Reißner zur Seite gestellt wurden, kam man nicht mehr umhin, ihm eine kleine künstlerische Berühmtheit in Fröndenberg zu attestieren.

Strich durch die Rechnung

Etwas mehr als zwei Jahre ist es her, da hatten Stenzel und Reißner genügend Material, um einen weiteren Band damit zu füllen. Reißners Tod im Sommer 2015 aber machte diesem Plan auf traurige Weise einen Strich durch die Rechnung. In Erinnerung an den künstlerischen Weggefährten wollte Herbert Stenzel die dafür vorgesehenen Werke trotzdem der Öffentlichkeit zugänglich machen. Ein offenes Ohr dafür und genügend Platz an der Wand fand er dafür bei Elisa Pitney. Bei dem von ihr betrieben „Café Satchmo“ im Fröndenberg Bahnhofsgebäude hatte Stenzel vor einigen Jahren die Premierenausstellung.

Bilder zeigen ausnahmslos Menschen

Nach ein paar Jahren Pause machte Pitney nur einen Raum weiter, mit dem Bistro „abgefahr’n“ einen Neuanfang. Und so fand man auch hier schnell zusammen.

Das gute Dutzend Bilder zeigt ausnahmslos Menschen, vor allem Gesichter und meistens mit keinem besonders entspannten, oft eher verzerrten, vielleicht sogar leidenden Gesichtsausdruck. Von klassischen Porträts sind diese Werke weit entfernt, tendieren oft mit fantasievollen Figuren und Formen verbunden ins Abstrakte.

Bilder bleiben bis Ende April im „abgefahr’n“ hängen

Bis mindestens Ende April sollen Herbert Stenzels Bilder im „abgefahr’n“ hängen bleiben. Danach wird Elisa Pitney die nächste Ausstellung organisieren, wahrscheinlich mit der Kamener Malerin Anette Heuer.

Für Ende Mai plant sie im Bahnhofsgebäude außerdem eine Modellbauausstellung.

Stenzels Bilder sind zu den regulären „abgefahr’n“-Öffnungszeiten zu sehen: dienstags bis freitags von 8 bis 17 Uhr, samstags von 9 bis 17 Uhr.

77-Jähriger arbeitete als Vollzugsbeamter

„Das entstammt alles nur meiner Fantasie“, antwortet Stenzel auf die Frage nach der Inspiration, um dann die Faszination für Menschen mit seiner früheren Arbeit zu erklären: Der 77-Jährige, der nun den Ruhestand genießt, arbeitete als Vollzugsbeamter im Justizkrankenhaus. Sicher kein Job, der für kreativen Ausdruck besonders viel Platz lässt, einen dafür aber in Kontakt mit erschütternden Schicksalen bringt. „Jedenfalls habe ich dabei gelernt, Menschen sehr genau zu beobachten.“

Ein politischer Mensch

Im Unterbewusstsein mag das seine Kunst beeinflussen, eine Verarbeitung vom Erlebten ist es aber nicht. „Wenn ich male, ist alles um mich herum außen vor, nur mein Inneres fließt in die Bilder.“ Was keineswegs zu weltabgewandtem Eskapismus führt, denn Stenzel bezeichnet sich selber als politischen Menschen, der das auch in seinen Werken wiederfinden lässt. „Pegida“ heißt zum Beispiel eines, mit von Hass verzerrten menschlichen Grimassen, ein anderes Bild lässt den Geist der Nazis aus der Flaschen entweichen. Es darf aber auch unbeschwerter zugehen: Ein weiteres Ausstellungsstück füllt einen menschlichen Körper mit täuschend echt aussehenden Kartoffeln aus Plastik. „Die habe ich im Baumarkt gefunden und fand es lustig, sie zu verwenden. Es muss nicht alles Sinn ergeben.“