Menden. . Die neue Seniorenresidenz an der Kolpingstraße in Menden bremst bei der Belegung. Der Markt an examinierten Pflegekräften ist leergefegt.

Den Altenheimen gehen die qualifizierten Pflegekräfte aus. In der erst 2018 eröffneten Seniorenresidenz an der Kolpingstraße kann jetzt wegen fehlender Fachkräfte die dritte von drei Abteilungen noch nicht eröffnet werden. Die Einrichtung hat die Belegung vorerst von sich aus gebremst, obwohl in dem nagelneuen Gebäude bereits alles fertig eingerichtet und die Nachfrage nach Pflegekräften enorm ist.

Geschäftsführer Hubert Rehermann steht auf dem Flur in der noch unbelegten dritten Etage.
Geschäftsführer Hubert Rehermann steht auf dem Flur in der noch unbelegten dritten Etage. © Arne Poll

„In Menden ist es besonders schwierig“, sagt Geschäftsführer Hubert Rehermann. Seine Gesellschaft, die auch in Wetter und Volmarstein Altenheime betreibt, ist mittlerweile sogar dabei, mit sogenannten Headhuntern Fachkräfte anzuwerben. „Wir beschäftigen uns intensiv mit Förderprogrammen und stehen im engen Austausch mit dem Jobcenter.“ Aktuell sind in dem Altenheim acht examinierte Fachkräfte tätig. Bei einer Vollbelegung sollen es einmal zwischen 24 und 27 examinierte Vollzeitkräften werden.

43 von 80 Plätzen belegt, ganze Etage noch leer

Das Altenheim verfügt über insgesamt 80 Pflegeplätze: „Wir hätten zum Winter schon komplett voll belegt sein können“, sagt Rehermann. Jede Woche gebe es zwischen sieben und zehn Anfragen. „Wir sind sehr froh, dass wir so gut angenommen werden. Wir haben aber von unserer Seite das Aufnahmeverhalten gebremst.“ Von 64 Plätzen in den ersten beiden Wohnbereichen sind deshalb nur 43 belegt, neue Bewohner werden nur nach und nach aufgenommen. Der dritte Wohnbereich im Obergeschoss mit 16 Plätzen ist noch gar nicht bezogen.

Dabei ist die dritte Etage längst eingerichtet. Es sieht fast aus wie im Hotel. In den Zimmern hängen frische Handtücher. Im Regal des Gemeinschaftsraumes stehen Bücher. Hubert Rehermann plant mit einer Spezialisierung auf Demenzkranke. Die Fahrstühle erkennen bereits, wenn jemand ungewollt verschwinden will. Es gibt Sensoren und Spezialeinrichtung. Ein Problem: Gerade in der Demenzabteilung ist der Personalbedarf besonders hoch, lasse sich aber auch nicht einfach mit irgendwem stopfen, betont Rehermann: „Wir suchen Leute, die in ihrer Hand Herz haben.“

Die Abwerbungen reißenanderswo Lücken

520 Pflegeplätze in Mendener Altenheimen

In Menden gibt es aktuell sieben Altenheime. Sie verfügen über 520 Pflegeplätze. Dazu kommen 44 Tagespflegeplätze.

Die Altenheime sind fast komplett belegt. Frei werdende Plätze werden wieder neu belegt. Ausnahme: Doppelzimmer dürfen nicht neu belegt werden.

Die Personalnot ist auch bei anderen Senioreneinrichtungen in Menden zu spüren. Auch deren Verantwortliche schildern das Personalproblem. Selbst Abwerbeversuche seien aber nur gut, um kurzfristig Lücken zu stopfen, heißt es. Wer erfolgreich bei anderen Heimen Personal abwirbt, hinterlässt anderswo eine Lücke und kann später selbst zum Opfer werden.

In der Pflege sei über Jahrzehnte versäumt worden, ausreichend Fachkräfte auszubilden, sagt Rehermann. Wer gutes Personal haben will, müsse mit einer guten Atmosphäre werben. Er sehe, dass die Bezahlung für viele Kräfte gar nicht mal an erster Stelle stehe. „Wir bieten Leistungszulagen. Es gibt Zulagen für Wochenend- und Nachtschichten und für lange Betriebszugehörigkeit.“

Bei vielen Bewerbern stehe aber ein gutes Betriebsklima an erster Stelle, erklärt der Geschäftsführer: „Wir wollen als Familienunternehmen gesehen werden.“ Er macht keinen Hehl daraus, dass er nur auf neue Bewerbungen warte.

Prognose: 2020 fehlen 176 Plätze alleine in Menden

Der leere Gemeinschaftsraum des dritten Wohnbereichs.
Der leere Gemeinschaftsraum des dritten Wohnbereichs. © Arne Poll

Der Fachdienst Pflege beim Märkischen Kreis geht davon aus, dass im Jahr 2020 in Menden 176 Pflegeplätze fehlen (WP berichtete). Es mangelt vor allem an stationären Pflegeplätzen. Fachdienstleiter Ralf Kling hatte jüngst im WP-Pflege-Spezial empfohlen, den tatsächlichen Pflegebedarf genau zu prüfen. Oft sei eine Senioren-WG eine denkbare Alternative. Solche Senioren-WGs kommen mit weniger examinierten Kräften aus. Geringer qualifizierte Pflegehelfer füllen die Reihen dann auf. Auch für Hubert Rehermann sind solche Modelle denkbar.

Die Einrichtung ist noch unbenutzt.
Die Einrichtung ist noch unbenutzt. © Arne Poll

Bei der Seniorenresidenz an der Kolpingstraße waren bereits Gerüchte aufgekommen, dass der Märkische Kreis einen Belegungsstopp verfügt habe, um auf den Kräftemangel zu reagieren.

Das sei aber definitiv nicht so, sagt Kreis-Sprecherin Ursula Erkens. Es seien keinerlei Maßnahmen verfügt worden. Denkbar wäre aber auch das, wenn ein Altenheim zu wenige Pflegekräfte hat.