Menden. . 130 Wünsche hat die St.-Josef-Gemeinde vom Lendringser Wunschbaum gepflückt. Wenn Kinder um warme Schuhe bitten, geht das zu Herzen.

130 Wünsche von Lendringser Kindern aus Grundschulen und Kindergärten warteten seit dem 1. Dezember in der St.-Josef-Kirche. Doch die Gemeindemitglieder haben den Wunschbaum fleißig gepflückt, damit niemand traurig sein muss.

Im Gespräch mit WP-Redakteur Marc Friedrich sprach Initiatorin Petra Homberg über weinende Mütter, großherzige Lendringser Spender und versteckte Seniorenarmut in unserer Gesellschaft.

Um den Wunschbaum in Lendringsen haben Sie sich ja lange in Kooperation mit dem Rewe-Supermarkt gekümmert, wieso machen die das nicht mehr?

Petra Homberg: Wir haben das bestimmt acht Jahre zusammen gemacht. Aber das ist denen in der Vorweihnachtszeit zu viel geworden. Und dann haben die angefragt, ob ich das in die Hand nehmen könnte.

Und jetzt macht es nur die Gemeinde von St. Josef?

Genau. Ich gehe in die Kindergärten und die Grundschulen und frage bei den Erziehern nach, wie es in den Familien so aussieht. Die Erzieher können die Situation ja am besten einschätzen.

130 Wünsche wurden in diesem Jahr aufgehängt, wie kommt die Zahl zustande?

Das sind alles Wünsche von Kindern aus Familien, denen es finanziell nicht so gut geht. Die Kindergärten sprechen mit den Eltern des Kindes, was die sich wünschen und dann hängen wir die Wünsche an den Baum.

Was für Wünsche stehen da drauf?

Warme Jacken oder warme Schuhe. Spielzeug wie Puppen, die sprechen können oder ein ferngesteuertes Auto. Es gibt natürlich auch Wünsche die den Rahmen sprengen wie Spielkonsolen. Aber selbst da tun sich Leute zusammen und Spenden das.

Wenn ein Kind sich Schuhe oder eine Jacke wünscht, dann sind das schon sehr existenzielle Dinge …

Das geht manchmal sehr zu Herzen. Als wir es das erste Mal gemacht haben, da habe ich die Sachen einer Familie vorbeigebracht. Als die Kinder mir die Tür aufmachten, habe ich denen gesagt: Ich bin ein Bote vom Christkind und bringe euch was. Ist eure Mama da? Als die Mutter kam fing sie zu weinen an und sagte mir, dass sie ohne die Spende nichts unterm Weihnachtsbaum gehabt hätten. Das hat mich sehr berührt und macht nachdenklich.

Wie läuft es dann, dass die Sachen bei den Wünschenden ankommen?

Die kommen auf jeden Fall an. Ich hab ein Team und jedes Päckchen bekommt eine Nummer und unsere Fahrer bringen die Päckchen persönlich vorbei.

130 persönliche Besuche: Das ist eine Hausnummer.

Ja, das ist viel Arbeit. Aber das ist es uns wert, weil wir so mit den Menschen in Kontakt kommen. Sowohl mit den Kindern wie auch mit den Senioren.

Die Senioren haben keine Wünsche am Baum hängen, die bekommen gepackte „Seniorenpäckchen“?

Genau, der Baum ist nur für Kinder. Die Seniorenpäckchen sind aus einer Geschichte entstanden, die mir persönlich passiert ist. Bei der Gemeindearbeit ist mir eine ältere Dame sehr ans Herz gewachsen und habe sie vor der Weihnachtsmesse besucht und habe ihr Süßigkeiten vorbeigebracht. Als sie mich in die Wohnküche ließ, lag dort auf dem Tisch ein Brot, ein Pfund Butter und ein Glas Marmelade. Und da sagte sie zu mir: Das ist mein Weihnachtsessen. Da kamen mir die Tränen. Deswegen habe ich das ins Leben gerufen, für ältere Menschen, die kaum von ihrer Rente leben können.

Sind das Ausnahmen in Lendringsen?

Leider nein. Ich habe letztens am Bieberberg noch einen älteren Mann gesehen. Der war nicht ungepflegt. Der hat in einem Mülleimer nach Pfandflaschen gesucht. Ich weiß gar nicht mehr, in was für einer Zeit wir leben.

Bei den Kindern gehen Sie in die Grundschulen und Kindergärten. Wie werden die Senioren ausgesucht?

Wir kennen viele ältere Leute über die Caritas und über die Gemeindeschwester. Es gibt aber noch viele Menschen, die Hilfe brauchen und von denen wir das nicht wissen.

Das heißt, die älteren Menschen werden überrascht. Die wissen gar nichts von dem Seniorenpäckchen?

Richtig. Das sind etwa so 25 Leute. Aber es kommen immer weitere dazu.

Woher kommen die Sachen, die in den Seniorenpäckchen landen?

Das wurde auch in der Gemeinde gemacht. Wie gesagt: Ich bin allen Lendringsern für das Engagement sehr dankbar.