Menden. . Die Misere des Einzelhandels alleine an den Händlern selbst festzumachen, greift Stephanie Erben (SIHK) zu kurz. Aber sie können gegensteuern.

Die Misere des Einzelhandels alleine an den Händlern selbst festzumachen, greift Stephanie Erben von der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK) in Hagen zu kurz.

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Dass es in Menden eine Werbegemeinschaft, also einen Zusammenschluss der Einzelhändler gibt, sei ein großer Vorteil, so Erben. „Das ist ein entscheidender Faktor, so etwas auf die Beine zu stellen.“ Es ginge vor allem darum, gemeinsam etwas zu organisieren und auf den lokalen Handel aufmerksam zu machen. Den Verfall der Innenstadt daher den Geschäftsleuten zuzuschreiben, sei falsch.

Auf Angebote hinweisen

Gleichwohl sollte die Kundenorientierung nicht vernachlässigt werden. In diesem Zusammenhang bringt die Einzelhandels-Expertin der SIHK das Stichwort Digitalisierung ins Spiel. Denn in Zeiten von Amazon, Outlets und Co. steige die Konkurrenz – auch in Menden. Um jüngere Menschen nicht zu verlieren, sei ein eigener Internetauftritt daher unentbehrlich. So können Händler zum einen auf ihre Angebote aufmerksam machen und

Stephanie Erben SIHK
Stephanie Erben SIHK © SIHK Hagen

zum anderen auf ihr Geschäft im Allgemeinen. Wer heutzutage über die Nahversorgung hinaus Anschaffungen ins Auge fasst, plant diese vornehmlich im Netz. Die Kultur des Vergleichens ist flächendeckend normal. „Händler müssen Informationen bereitstellen, ein digitales Schaufenster ist da eine gute Möglichkeit“, erklärt Erben.

Bewusst gegensteuern

Dem Innenstadtsterben können sich die Geschäftsleute sogar ganz bewusst entgegenstellen. Service, Beratung, Freundlichkeit – Dinge, die die Kunden auch in Zeiten immer größerer Angebote noch schätzen. „Das sind typische Vorteile. Wer das beherrscht, hat gewonnen“, sagt Erben.

Was kann Menden gegen Leerstände tun?

Sebastian Brison (34), Unternehmensleiter

Es steht ja alles leer. Die Stadt muss mit Geschäften gefüllt werden. Damit das passieren kann, müssen die Mieten gesenkt werden.

Kathrin von Estorff (31), Lehrerin

Die Stadt muss auf jeden Fall mit größeren Läden attraktiver gemacht werden. Die aktuellen Händler machen ja schon vieles, wie zum Beispiel Menden à la carte.

Minika Appel (72), Rentnerin

Die Mieten müssen nach unten gehen, und wir brauchen mehr Jugendmode.

Ursula Novak (59), Angestellte bei der Stadt

Das wichtigste überhaupt sind gleiche Öffnungszeiten. Vor allen Dingen samstags.

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Gleichzeitig legt sie auch den Mendener Händlern ans Herz, die Inneneinrichtung nicht zu vernachlässigen. Gepaart mit einem Sortiment, das sich von dem der Mitbewerber oder anderen Innenstädten der Umgebung abhebt, sei das von Vorteil.

Zukunft hängt von vielen externen Faktoren ab

Dass die Händler selbst schuld sind an Leerstand und Co. könne sie so nicht bestätigen. Die Zukunft der Fußgängerzone hänge dazu von vielen „externen Faktoren“ ab. Von Einkaufsmeilen im kleineren Maßstab sollten sich die Menschen auf absehbare Zeit verabschieden – an einer Einwohnergrenze könne man dies aber nicht festmachen. Die SIHK-Expertin lobt daher vor allem das Einzelhandelskonzept, dass die Mendener Innenstadt auf dem Weg in die Zukunft begleiten soll.

Für die Hönnestadt bedeutet das unter dem Strich, laut Stephanie Erben: „Die eigenen Stärken herausarbeiten.“ Ein Abklatsch Neheims sei zwar der falsche Ansatz, allerdings könne Menden auch in unmittelbar räumlicher Nähe als Innenstadt-Magnet funktionieren.

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