Menden. . Im zweiten Teil unserer Serie suchen wir nach Tücken und Vorteilen des Internets für lokale Händler. Macht das Netz den Mendener Handel kaputt?
Das Internet wird bei so manchen Einzelhändlern als alles umspannende Krake gesehen, die ihre Geschäfte in den Untergang reißt. Doch stimmt das überhaupt?
Die digitale Fußgängerzone
Kommt es zum Internethandel, nimmt Menden eine Vorbildfunktion ein. Denn die Hönnestadt ist Teil des Einzelhandelslabors Südwestfalen. In Zusammenarbeit mit der SIHK Hagen, der IHK Arnsberg sowie der FH Südwestfalen, BiTS Iserlohn und Uni Siegen sucht die WSG Menden nach Möglichkeiten, den Einzelhandel voran zu bringen. Erste Ergebnisse sind bereits aufrufbar. Unter der Internetadresse www.frag-rike.de sind besonders kreative Angebote aus und rund um die Hönnestadt zu finden. Allerdings fungiert die Internetseite nicht als Shop, sondern vielmehr als Wegweiser. Die Seite soll wie das Internet an sich als „digitale Fußgängerzone“ wahrgenommen werden, sagt Simone Korte von der WSG Menden. Man „schlendert“ über die Seite, und wenn ein Produkt gefällt, geht der Nutzer auf die Internetseite des Unternehmens.
Die Studie
Ausgangspunkt von frag-rike.de war eine Studie des Einzelhandelslabors. Dazu hat sich ein Forschungsteam rund um Prof. Dr. Peter Vieregge mit den Online-Suchanfragen in Menden beschäftigt. 217 000 Mal pro Jahr wird demnach bei Google nach dem Begriff „Menden“ eingegeben. „Neben dem reinen Suchbegriff Menden, der 18 100 Mal im Monat gesucht wird, gibt es weitere 59 030 Suchen im Monat, in denen Menden vorkommt“, so die Studie. Doch wie kann der Einzelhandel davon profitieren? „Wir müssen das Ganze mit Leben vor Ort füttern“, erklärt Simone Korte. Denn das Internet biete Möglichkeiten, sich und seine Produkte darzustellen. Derzeit ist frag-rike.de nur für den kreativen Bereich ausgelegt: Schokoladenmanufaktur, Goldschmiede Köster, Tretroller & Gokart Menden, die Galerie Freiraum-gestalten sowie Taschen auf Kommando sind aus der Hönnestadt dort gelistet.
Die Chancen
Eine Möglichkeit, auch andere Einzelhändler in das Online-Angebot einzubinden, soll die neue Internetpräsenz der Stadt künftig bieten. In kurzen Steckbriefen können sich die Händler dann in einer Art Schaufenster vorstellen. „Dass das Internet den Handel kaputt macht,
Das ist das Einzelhandelslabor
Das Einzelhandelslabor Südwestfalen ist ein dreijähriges Forschungsprojekt.
Mitwirkende sind die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer Hagen, die Industrie- und Handelskammer Arnsberg, Hellweg-Sauerland sowie die Hochschulen FH Südwestfalen, BiTS Iserlohn und Uni Siegen in Kooperation mit den Wirtschaftsförderungen der südwestfälischen Kommunen.
Menden ist im Projekt eine von neun Modellstädten und wird durch die WSG Menden betreut.
kann man pauschal nicht sagen. Das Internet verändert den Einzelhandel“, erklärt Simone Korte. Dass Menschen das Netz nutzen, heißt nicht pauschal, dass sie dort auch kaufen. Viele schätzen die Beratung der Ansprechpartner vor Ort, weiß Korte. Der Handel sollte daher das Internet für sich nutzen. Dazu müsse sich jeder Einzelhändler auch die Frage stellen: „Wie kann ich die Digitalisierung für mich nutzen. Dazu haben wir entsprechende Workshops ausgerichtet“, sagt Korte (siehe nebenstehender Text). Die Entwicklung im Internet kann eine Chance für Händler sein, ist sich die Expertin von der WSG sicher.
Die Zukunft
Bis 2019 sind die Fördermittel des Einzelhandelslabors ausgelegt. Die Erkenntnisse daraus können sowohl WSG als auch Mendener Einzelhändler für sich nutzen. Eines der nächsten Projekte soll ein Testgeschäft in Zusammenarbeit mit der Uni Siegen sein. Möglich könnte dort dann die Verbindung von Digitalisierung und Beratung vor Ort sein. So könnten beispielsweise Tablets in die Beratung mit einbezogen werden oder neue Varianten der elektronischen Bezahlung getestet werden, verrät Korte.
Das Fazit
■ Der Einzelhandel kann die Chance des Internets nutzen, wenn Geschäftsleute die Wünsche und Möglichkeiten ihrer Kunden genau kennen.
■ Das Schaufenster der Mendener Händler verlagert sich auch in die digitale Welt. Eine Möglichkeit wird das neue Stadtportal bieten.
■ Workshops des Einzelhandelslabors bieten Wege, mit den Herausforderungen der Digitalisierung umzugehen.
■ Der Kundenweg in das Geschäft vor Ort beginnt bereits im Internet.
Auch nach dem Förderzeitraum wünscht sich die WSG, „dass das Projekt nicht einschläft“. Die Lenkungsgruppe, die bereits ausschlaggebend für die Gründung von frag-rike.de war, könnte selbst weitere Aktionen anstoßen.
Welche Herausforderungen sich aus der zunehmenden Digitalisierung für den Mendener Einzelhandel ergeben, „kann man so pauschal nicht sagen“, so Korte. Der Kunde müsse dort „abgeholt werden, wo er ist und das mit Technologie, die er auch akzeptiert“. Sprich: Jeder Einzelhändler für sich müsse testen, ob eine digitale Verlängerung seines Geschäfts sinnvoll ist oder nicht.
Alle Serienteile gibt es hier: