Menden. . Können Einzelhändler selbst schuld sein am Niedergang ihrer Innenstadt? Die WP hat in Menden den Fakten-Check gemacht.

Können Einzelhändler selbst schuld sein am Niedergang ihrer Innenstadt? „Definitiv nicht!“, da nimmt Marion Kölling als Vorsitzende der Werbegemeinschaft Lendringsen ihre Mendener Kollegen absolut in Schutz. Es seien vielmehr Einflüsse von außen, ob Internethandel, Nordwallcenter oder Baustellen, die momentan Probleme machten. Aber kann man nicht immer etwas verbessern, gibt es für eine erfahrene Einzelhändlerin mit Überblick über ihren ganzen Stadtteil nicht auch Ansatzpunkte, an denen die Geschäftsleute selbst gefordert sind?

Erkennen und anerkennen

Hier will Marion Kölling keine klugen Ratschläge erteilen, erst recht nicht ihren Kollegen aus der Mendener Innenstadt. Zugleich gebe es natürlich Möglichkeiten, den großen Vorteil des stationären Einzelhandels optimal auszuspielen. „Das ist der persönliche Kontakt zu unseren Kunden. Das bedeutet aber auch: Wir müssen erreichen, dass der Kunde im Austausch mit dem Verkäufer dessen Beratungskompetenz erkennen und anerkennen kann.“ Was heißt das? „Ganz klar: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen sich auf ihrem Fachgebiet top auskennen.“ Um das zu schaffen, seien aus ihrer Sicht Schulungen unabdingbar. „Das ist ein großes Thema.“

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Für ihr Geschäft Breunig & Kölling an der Lendringser Hauptstraße bedeute das zum Beispiel, Fortbildungsangebote von Lotto anzunehmen und auch Mitarbeiter immer wieder dorthin zu schicken. „Man muss den Hintergrund jedes Produkts kennen, um wirklich gute Auskünfte geben zu können.“

Regelmäßig Erfahrungsaustausch

Es gebe auch regelmäßige „Erfa-Tagungen“, was nichts anderes bedeute als Erfahrungsaustausch. „Da gehe ich selber ja auch hin, um unter Kolleginnen und Kollegen auf dem Laufenden zu bleiben.“ Hilfreich seien auch Messebesuche auch für Mitarbeiter, „da kann jeder auch mal über den Tellerrand gucken“.

Was kann Menden gegen Leerstände tun?

Sebastian Brison (34), Unternehmensleiter

Es steht ja alles leer. Die Stadt muss mit Geschäften gefüllt werden. Damit das passieren kann, müssen die Mieten gesenkt werden.

Kathrin von Estorff (31), Lehrerin

Die Stadt muss auf jeden Fall mit größeren Läden attraktiver gemacht werden. Die aktuellen Händler machen ja schon vieles, wie zum Beispiel Menden à la carte.

Minika Appel (72), Rentnerin

Die Mieten müssen nach unten gehen, und wir brauchen mehr Jugendmode.

Ursula Novak (59), Angestellte bei der Stadt

Das wichtigste überhaupt sind gleiche Öffnungszeiten. Vor allen Dingen samstags.

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Und schließlich habe sie die Erfahrung gemacht, dass die Beteiligung von Beschäftigten an der Auswahl des Sortiments für wachsendes Interesse sorgt – und zwar zum Nut zen des Geschäfts: „Die Mitarbeiter wissen doch aus eigener Erfahrung und eigenem Erleben, was gerade wirklich gefragt ist.“

Der Faktor Freundlichkeit

An einem dürfe es niemals fehlen, und das sei die Freundlichkeit. Denn, wie anfangs festgestellt: „Das Wichtigste für uns ist und bleibt der direkte Draht zu den Kunden.“