Menden. . Einfache Aufgaben werden beim Demenzparcours im Seniorenwohnpark Menden zu echten Hindernissen. Malen, schreiben, merken.
Die Aufgabe mutet so einfach an: Ein Smiley soll gezeichnet werden. Ein runder Kreis, Strichnase und zwei Punktaugen – die Teilnehmer müssen dafür kein Albrecht Dürer sein, der Portraits nahezu fotorealistisch aus dem Handgelenk schütteln konnte. Einzige Hürde: Man blickt über einen Spiegel auf seine Hände und den Zettel. Kann ja nicht so schwer sein, sich kurz umzugewöhnen. Die WP stellt sich dem Selbstversuch. Doch das Gehirn spielt ein anderes Spiel...
Im Rahmen der Demenzwoche am Seniorenwohnpark Menden können sich Interessierte jeden Alters an einem sogenannten Demenzparcours ausprobieren. Die 13 Stationen sind an Alltagssituationen angelehnt wie das Schreiben eines Briefes, das Erinnern an Wege oder die Zubereitung des Frühstücks. Kleine Hindernisse sollen simulieren, wie sich Menschen bei diesen Standard-Aufgaben fühlen, die an Demenz leiden. Nach dem Selbstversuch sagt WP-Mitarbeiterin Svea Scholz: „Bei ein paar der Aufgaben fühlte ich mich total hilflos. Das ist wirklich ein schreckliches Gefühl.“
Eine Meisterleistung
Bereits bei neugeborenen Babys vollbringt das Gehirn eine Meisterleistung: Die Linsen in den Augen jedes Menschen projizieren das Gesehene kopfüber und seitenverkehrt auf die Netzhaut. Doch das Gehirn dreht diese Informationen wieder richtig herum.
Bei vielen Stationen des Demenzparcours wird anhand von Spiegeln das Gehirn aber ausgetrickst – ähnlich wie es die Krankheit bei Betroffenen macht. Man sitzt vor einer kinderleichten Übung: Mit einem kleinen Löffel sollen Murmeln aufgenommen und dann in ein farbiges Glas transportiert werden. Selbst bei voller Konzentration entwickelt sich das in eine schwierige Mission. Das Gehirn gewöhnt sich nicht um, wie gewünscht. Es dauert lange, bis die Aufgabe mit einem zufriedenstellenden Ergebnis absolviert wird – wenn überhaupt nach mehreren Minuten die acht kleinen Kügelchen in den vier bunten Gläsern liegen.
Fühlen wie Oma
Zwei kleine Jungen, die mit ihrer Mutter zum Demenzparcours gekommen sind, verzweifeln an der Aufgabe mit den Murmeln. Der Kopf will, aber die Hand macht nicht das, was sie soll. „Jetzt seht ihr mal, wie Oma sich fühlt“, will die Mutter den Kindern helfen, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Denn Oma leidet an Demenz. „Auch alltägliche Dinge frustrieren, die man sein Leben lang richtig gemacht hat“, erklärt Michaela Dittrich, die den Seniorenwohnpark leitet, das Frustrationslevel das die Krankheit bei Betroffenen erreicht.
Eine Mitarbeitergruppe aus einer Physiotherapie-Praxis hat sich bereits Anfang der Woche den Aufgaben des Demenzparcours gestellt. „Die wollen sich vor allem aus beruflichen Gründen in Menschen mit Demenz reindenken“, erklärt Dittrich.
Übrigens: Laut Heimleitung schneiden die beiden WP-Probanden gerade bei den taktilen Übungen überdurchschnittlich gut ab. „Ob das damit zusammen hängen könnte, dass beide Linkshänder sind?“, fragt sich Dittrich. Sie will bei den HBK-Schülern in dieser Frage mal genauer hinsehen. Denn am heutigen Donnerstag testet eine Gruppe aus 20 Schülern des Hönne-Berufskollegs ihre Fähigkeiten am Demenzparcours.