Menden. . Die Stadt Menden will mit einem neuen Gesamtkonzept der Drogensucht vorbeugen. Die Politik berät das Thema.

Die städtische Drogenberatungsstelle kann seit 2013 nicht mehr alle 7. Klassen der Mendener Schulen mit Präventionsseminaren versorgen.

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ARCHIV - Ein Tablett mit einer Heroinspritze, einem Becher mit Methadon sowie einem Gurt zum Abbinden des Blutes steht in der Ausgabestelle des Heroin-Projekts in Karlsruhe (Archivfoto vom 07.01.2003). Die Polizei in Baden-Württemberg wünscht sich mehr Personal zur Bekämpfung der Drogenkriminalität. Das sagt der Landespolizeipräsident Hammann in einem dpa-Gespräch vom Montag (01.08.2011).    Foto: Uli Deck dpa/lsw (Zu dpa-Gespräch: «Polizei wünscht sich mehr Personal zur Drogenbekämpfung» vom 01.08.2011)  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Von Corinna Schutzeichel und Thekla Hanke

Die offene Sprechstunde wurde von vier auf drei Tage pro Woche reduziert, gleichzeitig stieg die Zahl der Beratungen. In einem veränderten Gesamtkonzept sollen nunmehr Präventionsangebote und niederschwellige Angebote ausreichend berücksichtigt werden. Das schlägt die Verwaltung für den Kinder- und Jugendhilfeausschuss (KJHA) am 8. März vor.

Angebotsreduzierung in der Kritik

Thomas Zimmermann, Dipl-Sozialarbeiter bei der Anonymen Drogenberatung der Stadt Menden.
Thomas Zimmermann, Dipl-Sozialarbeiter bei der Anonymen Drogenberatung der Stadt Menden.

Hintergrund der Angebotsreduzierungen: 2013 wurde die Stellenzahl der Drogenberatung von zwei auf 1,5 reduziert. Die Fraktion Die Linke hatte im September vergangenen Jahres deshalb eine zusätzliche halbe Stelle für die Drogenberatung beantragt.

Der KJHA beschloss aber im Oktober zunächst, dass die Verwaltung eine Vorlage erarbeitet, damit fundiert über den Antrag beraten werden könne.

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Mit einem veränderten Gesamtkonzept zu Präventionsangeboten, so begründet die Verwaltung nun in der Vorlage für den KJHA am 8. März, könnte die Angebotspalette erweitert werden, um mehr Jugendliche und junge Erwachsene zu erreichen.

Kristina Sonnen und Thomas Zimmermann von der städtischen Drogenberatung (Drobs) konnten 2017 beispielsweise von den insgesamt 21 Schulklassen der siebten Jahrgänge nur zwölf mit einem Seminar versorgen. Zudem müssten auch für Flüchtlingsunterkünfte zum Thema Alkohol und Cannabis Präventionsmodelle entwickelt werden.

Zahlen und Fakten zur Drobs

976 Schüler konnten 2017 durch Präventionsangebote der Drogenberatung erreicht werden, davon rund 600 durch die Mendener Suchtwoche mit Lesung, Theaterstück für Jugendliche, Fachvortrag, Infostand und Jugendschutzparty.

 

Die Suchtwoche stand sogar auf der Kippe, weil die eigenen städtischen Mittel zur Durchführung längst nicht reichten. Nach entsprechenden WP-Berichten meldeten sich Sponsoren und sicherten mit ihrer Unterstüzung das geplante Gesamtangebot.

 

68 Ratsuchende wandten sich 2017 wegen des Konsums von Cannabis an die Drogenberatungsstelle. Der Großteil von ihnen war jünger als 25 Jahre, allein 16 von ihnen 18 Jahre oder jünger.

 

Bei den Cannabiskonsumenten verzeichnete die Drogenberatungsstelle in den vergangenen Jahren einen Anstieg im Bereich der unter 15-Jährigen.

 

63 Angehörige wandten sich 2017 an die Drobs. Es kam zu 91 Beratungsgesprächen.

 

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Betreuung Substituierter

Kristina Sonnen, Dipl.-Sozialarbeiterin bei der Anonymen Drogenberatung der Stadt Menden.
Kristina Sonnen, Dipl.-Sozialarbeiterin bei der Anonymen Drogenberatung der Stadt Menden.

Neben Prävention und niederschwelligen Hilfen umfasst der Aufgabenbereich der Drobs auch die Beratung von Drogengefährdeten und -abhängigen und die Betreuung Substituierter. Seit dem Tod eines Fröndenberger Hausarztes ist es für Mendener Abhängige schwierig geworden, den Heroin-Ersatzstoff Methadon zu bekommen (wir berichteten). Die notwendig gewordenen (täglichen) Fahrten zu einem Fachmediziner nach Iserlohn überforderten viele Betroffene finanziell nach kurzer Zeit. Erneut gab es erhebliche finanzielle Hilfen durch Gönner.

Die Drogenberatungsstelle ist die erste Anlaufstelle für Abhängige auf dem Weg zur Substitution. Im vergangenen Jahr waren unter den 183 Klienten, die sich an die Beratungsstelle wandten, 60 Opiat-Abhängige (einschließlich 43 Substituierte). Der Großteil von ihnen ist älter als 40 Jahre.

Was ist Substitution?

In der Substitutionstherapie werden Suchtkranken unter strenger medizinischer Kontrolle und Begleitung Ersatzstoffe verabreicht. Bei Heroinsüchtigen ist es beispielsweise Methadon. Die kontrollierte Darreichung führt auch dazu, dass in vielen Fällen die Beschaffungskriminalität entfällt.

„Substitution ist nur etwas für Schwerstabhängige“, erklären Kristina Sonnen und Thomas Zimmermann. Nur ganz selten meldeten sich junge Leute. „Da hat Aufklärung wirklich etwas gebracht, die Finger von Heroin zu lassen.“