Menden. . Als junges Mädchen kam Lisa zum ersten Mal mit Drogen in Berührung. Erst Speed und Ecstasy, später Heroin. Nach einer Entgiftung hat sie den Absprung geschafft.

In ihrem heutigen Umfeld kennt kaum jemand ihre Geschichte. Zu groß ist die Angst vor einer Vorverurteilung. „Da hat doch jeder seine Klischees im Kopf, wie Junkies sind“, sagt Lisa (Name von der Redaktion geändert). Seit drei Jahren nimmt Lisa Subutex. Das stark wirksame Schmerzmittel aus der Gruppe der Opioide – Wirkstoff Buprenorphin – wird ebenfalls als Substitutionsmittel bei einer Abhängigkeit von Opioiden verwendet.

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Als junges Mädchen kam Lisa zum ersten Mal mit Drogen in Berührung. Erst Speed und Ecstasy, später Heroin. Ihr Vater war drogenabhängig, „und irgendwie wollte ich wissen, wie es wohl war, als er Drogen genommen hat“, versucht sie im Rückblick die Gründe ihrer Drogensucht zu erklären. Ihre Borderline-Störung habe ebenfalls dazu beigetragen. „Ich habe mich gefühlt wie auf einer rosa Wolke“, beschreibt den Effekt, wenn sie Drogen konsumierte. Sie habe sich beschützt gefühlt, schlimme Erinnerungen wurden verdrängt.

Im Alltag funktioniert

Viele Jahre rauchte sie Heroin, später ließ sie sich die Droge von ihrem damaligen Freund spritzen: „Er hat sich Heroin gespritzt. Und ich habe gesehen, dass die Wirkung bei ihm viel stärker und intensiver war als bei mir, wenn ich das Heroin nur geraucht habe“, erinnert sich die 33-Jährige. „Da habe ich es mir auch spritzen lassen.“

Während vieler Jahre ihrer Drogensucht funktionierte Lisa im Alltag. „Ich habe meinen Führerschein gemacht, meine Ausbildung abgeschlossen, bin arbeiten gegangen.“ Ihre Kollegen hätten nicht gemerkt, dass sie bisweilen in der Mittagspause Heroin rauchte. Ihr Gehalt reichte nicht für den Drogenkonsum, Lisa musste anschaffen gehen: „Heute kann ich überhaupt nicht mehr verstehen, wie ich das machen konnte.“

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ARCHIV - Ein Tablett mit einer Heroinspritze, einem Becher mit Methadon sowie einem Gurt zum Abbinden des Blutes steht in der Ausgabestelle des Heroin-Projekts in Karlsruhe (Archivfoto vom 07.01.2003). Die Polizei in Baden-Württemberg wünscht sich mehr Personal zur Bekämpfung der Drogenkriminalität. Das sagt der Landespolizeipräsident Hammann in einem dpa-Gespräch vom Montag (01.08.2011).    Foto: Uli Deck dpa/lsw (Zu dpa-Gespräch: «Polizei wünscht sich mehr Personal zur Drogenbekämpfung» vom 01.08.2011)  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Von Corinna Schutzeichel und Thekla Hanke

Zeitweilig versuchte sie den Ausstieg mit Methadon. Nach einem Unfall saß Lisa zwei Jahre im Rollstuhl, bekam das Methadon durch Mitarbeiter eines Pflegedienstes nach Hause gebracht. Das Mittel, das sie eigentlich trinken sollte, spritzte sie sich heimlich. „Das Spritzen war total gefährlich. Aber wenn ich das Methadon getrunken habe, hat mir die Wirkung nicht gereicht.“

Irgendwann kam der Tiefpunkt, Lisas Verzweiflung wurde übermächtig. Nach einer Entgiftung bekam sie ihr neues Substitutionsmittel, zusätzlich ein Antidepressivum. „Ich bin jetzt wach, fit – wie ein normaler Mensch“, sagt die Mendenerin. Einmal pro Woche holt sie ihr Mittel, das sie täglich einnimmt, in Schwerte ab. „Ich darf die Ration für die ganze Woche mitnehmen, weil ich keinen Bei-Konsum habe.“

"Heile Welt ohne Drogen"

Lisa hat seit längerer Zeit einen neuen Lebensgefährten, der ebenfalls mal süchtig war. Sie hat einen Job, arbeitet im Einzelhandel, und hat Träume: „Mein Freund hat Kinder. Es wäre schön, wenn wir mal Urlaub mit den Kiddies machen könnten. Ich habe jetzt einfach eine heile Welt – ohne Drogen.“