Menden. . „Dies ist einer der schönsten und bewegendsten Tage, die wir überhaupt feiern können.“ Der Mendener Unternehmer Ernst Schulte (ECO -Tür-Systemtechnik) hat am Sonntag auf seinem Firmengelände mit mehreren hundert geladenen Gästen den 25. Jahrestag der Berliner Maueröffnung gefeiert.
Eine riesige Betonplatte dieser Mauer („Die habe ich damals für 400 Mark direkt an der Bernauer Straße kaufen können“) steht heute, eingebunden in eine riesige Skulptur des polnischen Künstlers Darius Kowalski, mitten auf Schultes Firmensitz. Zum Festakt, der mutmaßlich am 9. November der hochkarätigste seiner Art in ganz Südwestfalen war, bildete das Mauerdenkmal den zentralen Punkt im eigens darum errichteten Festzelt.
General a. D. Egon Ramms, der neue Bundesvorsitzende der Jungen Union Deutschlands, Paul Ziemiak, und der Europa-Abgeordnete Dr. Peter Liese waren die Festredner der über dreistündigen Veranstaltung, die von André Schweins, Chefredaktionsmitglied unserer Zeitung, moderiert wurde.
Streitkräfte als Mittel der Politik
General Ramms, ehemals NATO- Oberbefehlshaber und u. a. zuständig für ISAF-Einsätze in Afghanistan, eröffnete den Redner-Reigen mit durchaus besorgten und kritischen Anmerkungen zum gegenwärtigen Stand der Beziehungen zwischen der Europäischen Union und Russland. Die westliche Politik hätte bereits seit 2007 erkennen können, ja, erkennen müssen, dass der seit 1989 entstandene Traum einer friedlichen Koexistenz durchaus nicht von Dauer war: „Wir haben vor den Realitäten allzu lange Zeit die Augen verschlossen. Und wir stellen heute fest, dass unsere Welt nicht friedlicher geworden ist.“
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Vor diesem ernüchternden Erkenntnishintergrund forderte Ramms denn auch, die Leistungsfähigkeit der westeuropäischen Streitkräfte wieder zu erhöhen und sie zugleich als legitimes „Mittel der Politik“ zu begreifen: „Die Streitkräfte sind nur eines von vielen politischen Werkzeugen, aber sie sind es immerhin. Wir haben zu lange, in der Hoffnung, dass nichts passiert, in dieser Hinsicht nichts getan. Das muss sich dringend ändern. Daher erinnere ich an das lateinische Sprichwort: Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg!“
Deutlich hoffnungsvoller dann der Beitrag des JU-Chefs Paul Ziemiak: „Wenn uns der Mauerfall eines lehrt, dann dies: Kluge Politik, Engagement und Zivilcourage können Berge versetzen. Vor 25 Jahren ist unsere eigene Geschichte in diesem Sinne zum Mutmacher geworden; ein Beweis aus sich selbst heraus, dass so etwas möglich ist.“ Der 1985 im ostdeutschen Stettin geborene Ziemiak („Heute bin ich Iserlohner.“) plädierte für ein noch stärker und einheitlicher zusammenstehendes Europa. Und mit Blick auf Russland: „Alle Länder der EU müssen nach außen mit einer Stimmes sprechen; wir dürfen uns nicht austricksen oder gar erpressen lassen.“
An den Idealen festhalten
Der EU-Abgeordnete Peter Liese erinnerte daran, dass vor 1989 viele Deutsche nicht mehr an eine Wiedervereinigung geglaubt haben: „Der Gang der Geschichte aber hat gezeigt, dass man an seinen Idealen festhalten muss. Nur dann besteht überhaupt eine Chance, sie zu verwirklichen.“ Neben dem aktuellen Russland-Konflikt sieht Liese für die nächsten Jahrzehnte in China die größte Herausforderung, gerade auch für die EU: „Die Stimmen mehren sich, dass es in 20 Jahren nur noch zwei Weltmächte gibt - USA und China. Daher brauchen wir umso mehr ein selbstbewusstes Europa.“
Bilder vom Mauerfall 1989
Ein deutliches Zeichen europäischer Zuversicht bildete schließlich die feierliche Zertifizierung von 45 jungen Leuten aus dem Raum Menden, die erfolgreich an einem Auswahlprozess für das Europäische Jugendparlament teilgenommen haben. Der JU-Vorsitzende Paul Ziemiak: „Es ist jetzt an uns Jungen, die Zukunft in Frieden und Freiheit mitzugestalten. Das sind wir den Älteren in Dankbarkeit für das von ihnen Geleistete einfach schuldig.“