Rüblinghausen. Zeitungsausschnitte, Fotos und der akribisch restaurierte Bundeskönigsvogel erinnern Elisabeth und Jürgen Stahl an wunderschöne Jahre. Jürgen Stahl ist Mitglied des St. Matthäus Schützenvereins Rüblinghausen, der sich bei den Vorbereitungen zum Bundesschützenfest gerade im Endspurt befindet - und er war Bundesschützenkönig von 2001 bis 2004.

Zeitungsausschnitte, Fotos und der akribisch restaurierte Bundeskönigsvogel erinnern Elisabeth und Jürgen Stahl an wunderschöne Jahre. Nicht sichtbar, aber im Kopf sind die vielen positiven Eindrücke. Ab und an werden die Andenken ausgepackt und über so manche Anekdote geschmunzelt.

Im Moment kochen die Emotionen besonders hoch: Denn Jürgen Stahl ist Mitglied des St. Matthäus Schützenvereins, der sich bei den Vorbereitungen zum Bundesschützenfest bekanntlich gerade im Endspurt befindet, und er war Bundesschützenkönig von 2001 bis 2004.

Kribbeln beim Blick auf die Vogelstange

„Wenn ich jetzt längs die bereits aufgestellte Vogelstange in der Trift fahre, löst das ein Kribbeln aus. Es läuft mir ein eiskalter Schauer den Rücken runter, und ich denke, da würdest du gerne noch mal mitmachen, aber das ist vorbei“, schmunzelt Jürgen Stahl. Dabei war er am 15. September 2001 gemeinsam mit dem Rüblinghauser Schützenvorstand, bestehend aus Markus Bröcher (Major und Vorsitzender), Dietmar Moess, Georg Scheele und Ralf Harnischmacher, nicht mit der Absicht, Bundeskönig werden zu wollen, nach Schmallenberg gefahren. „Dabei sein, ist alles, war unsere Devise.“

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Beim Schießen ging der Rüblinghauser gelassen zu Werke. Von den 131 Anwärtern, die an drei Vogelstangen gleichzeitig um die Qualifikation für die Endrunde wetteiferten, blieben 15 übrig. Der treffsicherste Schütze und jeweils zwei Vize vor ihm und nach ihm hatten sich qualifiziert. Bis dahin krachten die Büchsen 639mal.

Zwei Finalisten mit kalten Füßen

Zwei der Finalisten bekamen bei der Entscheidung kalte Füße, und dann legte Jürgen Stahl als 13. auf den Aar an. „Ich sah den Vogel rutschen. Ein Windstoß hätte ihn zum Fallen gebracht. Da gab mir der Schießmeister die Patrone in die Hand und sagte, wenn Du jetzt nicht schießt, fällt er von alleine. Die Antwort: Du musst das Gewehr aber laden. Mit der Patrone in der Hand wird das nichts“, lacht Jürgen Stahl beim Blick zurück.

Bundesschützenfest 2001 kurz nach Terroranschlägen in New York 

Ein prüfender Blick, der Vogel war unten, und die Frage: „Was nun?“ folgten. Erstmal cool bleiben, rumdrehen und jubeln, dachte sich der Rüblinghauser. Ehefrau Elisabeth ahnte währenddessen noch nichts von ihrem Glück. Auf der Treppe zur Kirche, wo einer der Söhne gerade als Messdiener eingeführt werden sollte, kam ihr Leni Maiworm, Frau des ehemaligen Geschäftsführers und Ehrenmitglieds Ferdi Maiworm entgegen und sagte: „Er hat ihn“. Diese Sprache verstand Elisabeth Stahl. Es folgte eine kurze Nacht. Gegen 1 Uhr traf der Bundeskönig zu Hause ein, und um 4 Uhr mussten beide im Stall arbeiten, bevor um 8.30 Uhr die Messe in Schmallenberg begann.

Festzug Bundesschützen

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    Besonders in Erinnerung geblieben ist beiden die Unterbrechung des Festzuges für eine Schweigeminute im Gedenken an die Opfer der Terroranschläge vom 11. September, erst wenige Tage zuvor geschehen. Kein Wunder, dass das Bundesschützenfest von den Anschlägen überschattet war. Im Vorfeld wurde diskutiert, ob das Fest stattfinden oder abgesagt werden solle.

    Dreijährige Regentschaft

    Highlights während der dreijährigen Regentschaft waren das 75-jährige Jubiläum des Schützenbunds im Jahr 2004 und das Europaschützenfest im österreichischen Vöcklabruck im Jahr 2003.

    Das jährliche Bundeskönigstreffen, an dem das Paar stets gerne teilnimmt, fand 2005 in Rüblinghausen statt. Im Jahr 2003 setzte Jürgen Stahl einen weiteren Meilenstein seiner Schützenkarriere. Im sportlichen Wettkampf sicherte er sich zudem - ungeplant - die Kaiserwürde.

    Bundesschützenfest 2010Wer die Ahnentafel betrachtet, wird schnell feststellen, dass hinter Jürgen Stahl eine schützenfestbegeisterte Familie steht. Vater Hubert Stahl war just in Jürgen Stahls Königsjahr 2001 der 40-jährige Jubelkönig. Schwester Ute Nebeling regierte mit ihrem Mann Ulrich 1992 die Schützenbruderschaft Iseringhausen als Königspaar und von 1998 bis 2003 als Kaiserpaar.

    Nächste Generation im Anmarsch

    Die nächste Generation ist ebenfalls im Anmarsch, Neffe Stefan Nebeling trug im Jahr 2002 die Königskette in Iseringhausen, und die Söhne Lukas (Jungschützenkönig 2008 in Rüblinghausen) und Johannes (Jungschützenkönig 2010 in Rüblinghausen) haben ebenfalls bereits Regentschaftserfahrungen gesammelt.

    Wenn am Freitag und Samstag die Büchsen wieder knallen, legt Jürgen Stahl den Aspiranten ans Herz: „Ich kann es nur jedem empfehlen. Es ist erschwinglich. Die Gastfreundschaft, die herzliche Aufnahme beim SSB und die Teilnahme an Jubiläen sind bleibende Erinnerungen.“