Lennestadt. . Der Kreis Olpe gilt in Nordrhein-Westfalen als Hochburg der Forellenzucht. Besuch bei Thomas Rameil in Lennestadt, seine Umsätze sind in den vergangenen Jahren um 40 bis 50 Prozent nach oben gegangen.
Das Wasser des Teichs sprudelt und schäumt, Hunderte hektische Fischleiber unter der Oberfläche sorgen für Bewegung wie in einem Piranhabecken. Aber nur dort, wo Forellenzüchter Thomas Rameil (50) aus Lennestadt-Gleierbrück sein Trockenfutter ausgeworfen hat. „Damit werden die Fische erst seit den 70er-Jahren ausschließlich gefüttert“, berichtet Rameil, Inhaber in vierter Generation. „Vorher gab es Seefisch oder Schlachtabfälle.“
Regenbogenforellen aus den USA
Prächtige Burschen sind das, diese Regenbogenforellen in den etwa zehn Teichen mit betoniertem Rand, diese hier etwa 250 bis 350 Gramm schwer. Sie machen 80 Prozent der Zucht in Gleierbrück aus. „1875 aus den USA eingebürgert, drängten sie rasch die empfindlicheren einheimischen Bachforellen an den Rand“, erzählt der Züchter, der seine Selbstständigkeit mit einer 24-Stunden-Bereitschaft und nur einer Woche Urlaub im Jahr bezahlt.
Noch einmal müssen die ausgewachsenen Exemplare vor dem Verkauf den Teich auf dem idyllisch gelegenen Wiesengrund wechseln, werden dabei maschinell nach Gewicht sortiert. Die einen dürfen noch etwas wachsen, den anderen droht das Ende als Filet im Magen des Verbrauchers. 350 bis 400 Gramm sollten sie dann wiegen.
Nicht alle Jungtiere schaffen es
Aber bevor es soweit ist, vergeht mehr als ein Jahr. Wie werden die Regenbogenforellen, Bachforellen, Goldforellen und Saiblinge so groß wie sie sind? Das Geheimnis verbirgt sich in einer Holzhütte im Nachbardorf Saalhausen, die Rameil mit dem Reporter und dem Fotografen ansteuert. Das ganze Jahr über fließt hier mit acht bis 10 Grad gleichmäßig temperiertes Wasser aus einem nahegelegenen Schieferbergwerksstollen in große Bottiche mit Jungfischen. „Wir betreiben hier keine Vermehrung, sondern kaufen die Eier aus Frankreich zu“, erklärt Rameil. Fünf bis sechs Mal pro Jahr 200.000 bis 300.000 Stück.
Und da schwimmen sie nun: Winzige Forellen, die vergangene Woche geschlüpft sind, im Nachbarbottich 20 Wochen alte, die demnächst in die Gleibrücker Teiche umgesiedelt werden können. Nicht alle Jungfische schaffen es. Rameil rechnet mit einer Ausfallquote von 10 Prozent. Den Schuppen mit dem besonderen Wasser hat der Züchter erst 2003 kaufen können, durch einen „glücklichen Zufall“, wie er sagt. Vorher, also zu Zeiten seines Vaters, Großvaters und Urgroßvaters, gab es nur normales Bachwasser.
Süßwasserfische werden für den Verkauf gezüchtet. 80 bis 100 Tonnen im Jahr holen Thomas Rameil und seine drei Angestellten inklusive Azubi aus den Teichen in Gleierbrück. Immer wichtiger wird dabei der Hofladen, der frische und geräucherte Forelle anbietet. Dessen Umsätze seien in den vergangenen Jahren um 40 bis 50 Prozent nach oben gegangen, berichtet der Züchter, der seinen Gesamtumsatz mit rund 500.000 Euro im Jahr angibt: „Das ist wie ein Erlebnis-Einkauf - die Leute schauen nicht auf den Preis, sondern achten nur darauf, ob der Fisch frisch ist.“ Und wer kauft direkt ab Teich? „Der Sauerländer ist nun mal kein Fischesser, dafür aber umso mehr die Rheinländer.“ Und so stehen auch weniger Autos mit OE- oder MK-Kennzeichen auf dem Parkplatz als mit D, K oder sogar SU - viele davon Stammkunden.
Edelgastronomie knausert
Und die anderen Absatzwege? Da ist einmal die heimische Gastronomie, die entweder die eigenen Fischteiche auffüllt oder direkt Filets ordert - im Umkreis von etwa 10 Kilometer sind alle Rameil-Kunden. Die Gastronomie macht aber nicht einmal ein Prozent des Umsatzes aus, sagt der Züchter. Und da sind die Angelteichbetriebe, die die Forellen zukaufen. Enttäuscht zeigt er sich von manchem Edelgastronomen im Sauerland. „Die schmücken sich gern mit Frischeprodukten aus der Region, aber wenn es dann um den Preis geht, wird es schwierig.“