Olpe. Deutschland ist stark. Und so soll es bleiben. Gemeinsam erfolgreich. Mit diesen Slogans plakatiert die CDU ihre Kanzlerin. Botschaften, die den Menschen beim Besuch von Angela Merkel auf dem Marktplatz in Olpe aus der Seele sprechen. 3500 Frauen, Männer und Kinder sind gekommen, um den Wahlkampf-Aufritt der Bundeskanzlerin im Sauerland zu erleben.
Die Musik der „Nice Party Band“ aus Koblenz verhallt beim Publikum genauso wie die Stellungnahmen lokaler Politikgrößen. Ob Hartmut Schauerte erzählt, wie er sich im Alter mit seiner Frau mehr um seine zwei Esel kümmern will, der Bundestagsabgeordnete Matthias Heider über Kochpartys im Wahlkampf plaudert oder der Landtagsabgeordnete Theo Kruse betont, dass sich die Kanzlerin im stärksten CDU-Gebiet im WDR-Sendegebiet aufhält. Die Menschen wollen die Kanzlerin erleben. Vor Ort, zum Anfassen, einmal nicht im Fernsehen.
Punkt 17 Uhr erscheint sie, badet auf dem Weg von den hinteren Reihen zur Bühne im Publikum, schüttelt Hände, lässt sich bereitwillig fotografieren. Die Leute stehen auf, applaudieren halten orangefarbene Plakate mit „Angie“ oder „Gemeinsam erfolgreich“ in die Höhe, wedeln damit über ihren Köpfen.
Dass die Kanzlerin zu Beginn unkonzentriert wirkt, es sprachlich auf Anhieb nicht rund läuft, wird ihr verziehen und ist offenbar den Strapazen des Wahlkampfs geschuldet. Aus dem CDU-Landesvorsitzenden Armin Laschet macht die 59-Jährige kurzerhand Armin Lascheff. Ein Raunen geht durch die Menge als sie Matthias Heider einen besonderen Gruß zukommen lässt: „Er hängt ja hier am Pfahl.“ Als Plakat wohl gemerkt.
Die bodenständigen Sauerländer gefallen Merkel
Begierig schnappen die Zuhörer jeden Satz auf, der nicht mit Politik zu tun hat. Das Sauerland sei ihr nicht fremd. „Lange weiß ich“, so die Christdemokratin, „dass das eine schöne Gegend ist“. Die Menschen seien sehr bodenständig, das gefalle ihr gut. Überhaupt habe Nordrhein-Westfalen eben nicht nur große Städte, sondern auch starke ländliche Räume. Dass der Sauerländer an sich kein Plappermaul ist, stört sie nicht. „Ich komme aus Vorpommern. Wir sind auch nicht übergesprächig.“
Schleichend nähert sie sich dem politischen Geschehen. Kein Wort über den Kanzlerkandidaten der SPD. Sie sagt, wofür die CDU steht: Keine Steuererhöhung für innovative mittelständische Betriebe, „wir müssen sie, in ihrer Region gibt es 128 Weltmarktführer, gut behandeln“, für Mindestlohn in den Branchen, in denen es keine Tarifverträge gibt, „wir verlangen menschenwürdige Arbeit für alle“, das geht aktuell an die Fleischbranche, und für mehr Investitionen in die Infrastruktur. „Im nächsten Haushalt wird der Etat des Verkehrsministeriums erhöht, wir leben von der Substanz.“
Merkel will eine politische Lösung für Syrien - Kritik an Kommunalsoli-Plänen
Still wird es auf dem Marktplatz, als Merkel die Lage in Syrien anspricht. Die schrecklichen Bilder sterbender Opfer haben alle noch vor Augen. Ihr Standpunkt ist eindeutig, von dem Erfolg eines Militärschlags ist die Regierungschefin wenig überzeugt: „Es muss eine politische Lösung geben, damit der Bürgerkrieg ein Ende hat.“ Ein Satz, der viel Beifall bekommt. Er brandet noch stärker auf, als sie den in Nordrhein-Westfalen geplanten Soli finanzstarker Kommunen für hoch verschuldete Städte und Gemeinden kritisiert. Es könne nicht sein, dass diejenigen, die gut wirtschafteten dafür bestraft würden. „Sie müssen dafür belohnt werden. Alles andere ist nicht fair. Sie haben da meine volle Unterstützung.“
Merkel hat den Marktplatz auf ihrer Seite, als sie die Euro-Krise anspricht und Solidarität innerhalb der EU und Eigenverantwortung in den schwächelnden Ländern einfordert: „Das sind die zwei Seiten einer Medaille.“ Auch wenn sie für ihre Politik, sei es in Portugal oder Griechenland gescholten werde, müsse eine gewisse Strenge sein. „Umso stärker wird die EU später sein. Ohne Verlässlichkeit ist sie nicht erfolgreich.“
Publikum ist angetan von Rede der Kanzlerin
36 Minuten dauert ihre Rede. Die Zeit drängt. Am Römerberg in Frankfurt geht es um 19 Uhr weiter: „Ich möchte gerne vier Jahre weiter für Sie arbeiten.“ Applaus. Applaus. Das Publikum ist angetan. Rentner Wendelin Flore (76): „Sie ist mit jedem Satz besser geworden. Ich finde gut, dass sie jede Art von Polemik unterlässt.“
Der selbstständige Unternehmensberater Alexander Huhn (30): „Sie spricht die richtige Sprache. Jeder versteht sie, ganz gleich welche Bildung er genossen hat. Angetan vom Besuch der Kanzlerin war Bürgermeister Horst Müller: „Sie ist auf den ersten Blick unkompliziert. Es war eine Rede, die jeder verstanden hat. Ein tolles Ereignis für Olpe.“ Nur ein Merkel-Gegner wurde gesichtet. Er hielt immer wieder ein Plakat mit der Aufschrift „Abwählen“ in die Höhe.