Hagen/Olpe/Meschede. Die Polizei in Südwestfalen ist erfolgreich bei der Suche nach möglichen Betrügern und unbekannten Unfallverursachern. Mit der sogenannten Spurfixfolie können kleinste Partikel nach einem Unfall am Auto gesichert werden.

„Die Spurfixfolie ist ein ganz wichtiges Beweismittel geworden“, weiß Horst Mengel von der Verkehrsdirektion Lennestadt/Olpe aus seiner täglichen Polizei-Arbeit. Seit ein paar Monaten arbeitet die Polizei in Südwestfalen mit der Folie, die „einen neuen Weg bei der Sicherung von Spuren nach Unfallfluchten“ ermöglicht. Eine erste Bilanz: „Wenn es sie nicht gäbe, müssten wir sie erfinden.“

„Diese durchsichtige Folie, die einem breiten Tesa-Film-Streifen ähnelt, arbeitet schnell – also fix – und sichert Spuren an Unfallfahrzeugen zuverlässig. Sie fixiert sie quasi. Ist also doppelt fix“, erklärt Frank Meiske, Pressesprecher der Kreispolizei Soest. Dazu wird die klebrige Folie beim Unfallwagen auf Beulen und Schrammen gedrückt: „Selbst mikroskopisch kleinste Teilchen bleiben haften.“ Anschließend werden die Kleinstpartikel unter einem Digital-Mikroskop, das einer Videokamera gleicht, untersucht.

„Bereits jetzt kann der untersuchende Polizeibeamte oftmals feststellen“, berichtet Frank Meiske, „aus welchem Material die Fragmente sind.“ Lackreste ließen sich in der überdimensionalen Vergrößerung des Digital-Mikroskopes ohne Probleme von Zementputz unterschieden.

Winzigste Abriebreste können gesichert werden

Horst Mengel erinnert sich an einen Fall aus Olpe, wo durch den klebrigen Träger winzigste Abriebreste an einem bereits polierten Auto gesichert werden konnten: „Diese Bruchstücke waren so marginal, dass sie erst unter einem Rasterelektronenmikroskop entdeckt wurden.“ Aber die Spurfixfolie habe sie aufgenommen, und dadurch sei ein Fall von Fahrerflucht gelöst worden.

Ergebnisse können per Mail veschickt werden

„Bei rund 20 Prozent der angeblichen Unfallfluchten liegen Alleinunfälle vor“, fasst Horst Mengel zusammen.

Frank Meiske: „Wer eine Straftat vortäuscht, muss mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren rechnen.“

Die vom Mikroskop aufgenommenen Bilder können im Computer archiviert und allen möglichen Verfahrensbeteiligten per Mail zugeschickt werden.

Schlechte Zeiten für Bruchpiloten, die sich nach einem Unfall vom Ort des Zusammenpralls entfernen. Der Spurfixfolie gehen sie auf den Leim - zumindest im Hochsauerlandkreis sowie in den Kreisen Soest und Olpe. Denn dort ist das anhaftende Beweissicherungsmittel schon seit einigen Monaten im Einsatz. Hier liegt die Folie in jedem Streifenwagen. In Hagen, in Siegen, im Märkischen und im Ennepe-Ruhr-Kreis sind die Folien bestellt. Die Ausbildung beginnt in wenigen Wochen. Dann wird der durchsichtige „Klebe-Kommissar“ in ganz Südwestfalen immer auf verschrammte Autos gepappt, wenn offensichtlich eine Unfallflucht vorliegt oder den Polizisten „etwas spanisch vorkommt“.

So geschehen bei einem 22-jährigen Lippstädter, der angab, ein fremdes Fahrzeug sei vor seinen Wagen gefahren und habe den Kotflügel beschädigt. Frank Meiske: „Da das Schadensbild nicht mit dem Anstoß durch ein fremdes Fahrzeug übereinstimmte, kam die Spurfixfolie zum Einsatz.“ Und siehe da: Unter dem Digital-Mikroskop entdeckten der untersuchende Beamte keine Lackreste, sondern kleine graue Sedimente. Wie ein Gutachter später bestätigte, handelte es sich um Putz. Der Unfall war vorgetäuscht.

Schwindler haben es jetzt schwerer

Einige Zeitgenossen wollten ihre Versicherung betrügen. Andere täuschten ein Fremdverschulden vor, weil sie sich schämten, einen eigenen Unfall zuzugeben: „Sie sind mit dem Auto von Papa, Mama oder der unberührbaren Karosse ihres Ehemannes unterwegs.“ Da müsse zur Entschuldigung schon mal der „große Unbekannte“ für einen Unfall erhalten. Doch dank der Spurfixfolie kommt die Polizei diesen Schwindlern jetzt sehr schnell auf die Schliche.

So auch einem Autofahrer aus Olpe, der das 80. Lebensjahr überschritten hatte. Er kam zur Verkehrsdirektion und zeigte einen Unbekannten an, der ihm angeblich in die Seite seines Auto gefahren war. Horst Mengel hatte Zweifel. Mit Hilfe der Spurfixfolie konnte er beweisen, dass der aufgebrachte Senior in Wahrheit den Fahnenmasten vor seinem eigenen Haus „sehr heftig“ mit dem Pkw touchiert hatte. Doch der alte Mann blieb stur: „Ich mache keinen Fehler.“ Seine Uneinsichtigkeit wird ihn teuer zu stehen kommen. Die Polizei erstattete gegen ihn Anzeige wegen des „Vortäuschens einer Straftat“.