Heggen. . Weil er mit dicker Winterjacke vor einer Bank stand und den Ort schnell wieder verließ, geriet ein Gärtnermeister aus der Gemeinde Finnentrop in den Verdacht, eine Bankräuber zu sein. Er selbst hielt das alles für einen Scherz - bis er plötzlich festgenommen wurde.
„Irgendwann“, so erinnert sich der Gärtnermeister aus der Gemeinde Finnentrop „habe ich gedacht, was geht denn hier ab?“ Anfangs habe er angenommen, es handele sich um einen Streich mit versteckter Kamera und gute Miene zum bösen Spiel gemacht, aber dann...
„Das ist jetzt langsam nicht mehr lustig“ habe er dem Kriminalen nach seiner Festnahme in Olpe gesagt, „aber der hat mich nur angefahren, das sei überhaupt nicht lustig, wenn man eine Bank überfalle. Da wurde mir erst klar, dass die das ernst meinten.“
Zum Geldabheben vor der Bank
Was war geschehen? Am 9. November, ein kalter Freitagmorgen, macht sich der Gärtnermeister, der mit Rücksicht auf sein Geschäft nicht namentlich genannt werden will, auf den Weg zur Raiffeisen Warengenossenschaft, um für den Betrieb einzukaufen. Den Witterungsverhältnissen angemessen hat er sich warm angezogen. Bevor er zur „Bäuerlichen“ fährt, will er aber noch zur Volksbank in Heggen, um Bargeld abzuheben. Um 8.28 oder 8.29 Uhr, kurz vor Öffnung der Filiale, steht er vor der Glastür, sucht seine Scheckkarte, aber weil er in Eile ist, wartet er nicht, sondern macht sich unverrichteter Dinge wieder auf den Weg. „Dann zahle ich eben mit Scheckkarte, habe ich gedacht.“
Der Gärtnermeister räumt ein, dass er dick angezogen war („Es war kalt“) und dass er sich schnell bewegt hat (Das mache ich immer“). Die Zeitung am Samstag liest er nicht, sonst hätte er Folgendes erfahren:
„Am Freitagmorgen scheiterte offenbar ein unbekannter Bankräuber an der verschlossenen Eingangstür der Volksbankfiliale in Heggen. Als die beiden Angestellten pünktlich um 8.30 Uhr die Filiale öffnen wollten, sahen sie draußen vor der Glastür einen unbekannten, maskierten Mann. Beim Blickkontakt mit den Angestellten erschreckte er sich offenbar, drehte sich um und rannte in Richtung Hauptstraße und von dort in Richtung Attendorner Straße davon. Die Angestellten beschrieben den Täter als einen etwa 1,70 m großen, schlanken Mann, der mit einer dunklen, gefütterten Jacke und einer dunklen Hose bekleidet war. Er trug eine dunkle Sturmhaube oder Mütze mit Sehschlitzen, die er sich übers Gesicht gezogen hatte. Ob er Waffen bei sich trug, ist unbekannt. Zur Tatzeit standen gegenüber an einer Bushaltestelle mehrere Personen, die den weglaufenden Täter gesehen haben müssen. Diese Personen sind jedoch kurze Zeit nach dem Verschwinden in einen Linienbus eingestiegen und davongefahren.“
Bankräuber entpuppt sich als dick angezogener Kunde
Das Verhalten der Zeugen erklärt sich vermutlich daraus, dass sie einen bekannten Gärtner gesehen haben, der in die Bank wollte, zu früh war und wieder weggefahren ist.
Die Ermittlungen können nicht allzu schwierig gewesen sein, da der Gärtner mit seinem Firmenwagen zur Bank gefahren war. Seine eigenen Aussagen und die seiner Mitarbeiter überzeugten die Polizei nach und nach, dass es sich nicht um einen Banküberfall, sondern um einen eiligen, dick eingepackten Kunden gehandelt hat. So ganz abgeschlossen scheint der Banküberfall, der keiner war, für die Polizei in Olpe aber noch nicht. Zu Einzelheiten schweigt sie und verweist mit Blick auf das „laufende Ermittlungsverfahren“ auf die Staatsanwaltschaft in Siegen.