Olpe. . Auf dem Waldweg Grenzenlos in Olpe ist der Wald barrierefrei erfahrbar für behinderte Menschen. Leise knirscht der feine Kies unter den Rädern. Der Rollstuhl fährt mitten durch den Wald, vorbei an Moos, Gräsern, Eiche und Buche auf einem zwei Kilometer langen Weg ohne Wurzeln, Schlaglöcher oder steile Anstiege.

Möglich macht das der Waldweg Grenzenlos auf dem Kimickeberg bei Olpe. Auf dem zwei Kilometer langen Rundweg ist Wald barrierefrei erlebbar. Für die Meisten ist es das Normalste von der Welt – mal eben eine Runde durch den Wald drehen, frische Luft schnappen, den beruhigenden Geräuschen lauschen, ein paar Tannenzapfen durch die Gegend kicken.

Für Peter Hamm war es das auch – bis zu seinem Schlaganfall Anfang des Jahres. Seitdem ist der vierfache Familienvater aus Attendorn halbseitig gelähmt. Den Rollstuhl bedient er aber noch selbst - mit nur einer Hand. Sein Kampfgeist ist stark: Er nimmt bei den Werthmann-Werkstätten der Caritas in Olpe an der Berufsbildung teil, und bei einem Ausflug in den Wald ist er immer gern dabei.

Der Waldweg Grenzenlos bei Olpe ist der erste seiner Art im Sauerland. Gerade für Rollstuhlfahrer sind die Steigungen am schlimmsten – deshalb beträgt sie auf dem Weg höchstens sechs Prozent. „Fit müssen die Besucher trotzdem sein“, sagt Stefan Dörr vom Regionalforstamt Kurkölnisches Sauerland.

Für viele Behinderte der erste Ausflug in den Wald

„Vielen hat der Weg ihren ersten Ausflug in den Wald ermöglicht“, weiß Gruppenleiter Thomas Halbe von den Werthmann-Werk-
stätten. Er erinnert sich an den Besuch mit der ersten Gruppe: „Alle waren total begeistert und haben gestaunt. Seitdem fragen sie oft, wann wir wieder in den Wald fahren.“

Herausforderung

Eine besondere Herausforderung ist der Vertrauenspfad, den auch Blinde gehen können. Für sie ist der gesamte Rundweg mit einem Blindenleitsystem ausgestattet. Leitplanken aus Holz führen entlang des Weges, eingelassene Holzplanken oder Pflastersteine markieren eine Abzweigung oder eine besondere Station wie das Waldlabyrinth. Oder das kleine, ebenerdige Stückchen Wiese. „Da kann man sich hinlegen und einfach das Gras fühlen. Das ist für behinderte Menschen sonst oft nicht möglich“, so Stefan Dörr.

Der Weg mit all seinen Elementen ist genau durchdacht – selbst bei den Sitzgelegenheiten ist an die Rollstuhlfahrer gedacht worden. Die Bänke entlang der Tische haben mehrere Nischen, damit sie ebenfalls Platz finden.

Aber auch bei älteren Menschen und Hundebesitzern ist der Weg beliebt. Ein kleiner, weißer Vierbeiner auf seiner Gassirunde läuft an dem Rollstuhl vorbei. Dann fährt Peter Hamm auf eine Eiche zu. Langsam streicht er über den rauen Stamm – möglich machen das die ebenerdigen Holzdielen rund um den Baum. So können Rollstuhlfahrer ganz nah ran: Nicht nur gucken, sondern auch anfassen. Auch wenn er kaum sprechen kann – sein Lächeln verrät, wie sehr er diesen Moment genießt.

Katja Gohsmann