Oedingen/Cobbenrode. Campende Lkw-Fahrer, festgefahrene Sattelzüge und Verkehrsbehinderungen sorgen für Unmut beim Windanlagen-Bau zwischen Oedingen und Cobbenrode.
Lkw an Lkw – beladen mit riesengroßen Betonteilen. Seit dem Wochenende ist jedem Anwohner in den Ortschaften zwischen Oedingen und Cobbenrode klar, dass der Bau der vier 240 Meter hohen Mega-Windräder auf dem Herrscheid begonnen hat. Und verständlicherweise macht sich nach dem Chaos – in Spitzenzeiten standen bis zu 30 Lkw auf der Zufahrtsstraße K 37 und im angrenzenden Waldgebiet, was sogar für zwei Polizeieinsätze sorgte – Unverständnis breit. „Es ist unfassbar, was hier passiert“, berichtet eine Anwohnerin, die anonym bleiben möchte.
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Bereits für den 6. Mai war der Bau der Fundamente für die vier Windkraftanlagen vorgesehen, nachdem aufgrund der starken Regenfälle der Zeitplan, noch Ende 2023 mit dem Bau zu beginnen, über den Haufen geworfen wurde. Jetzt war also der 3. Juni avisiert mit der Anlieferung der Betonbauteile. Bei der Anlieferungsabstimmung mit den Subunternehmen gab es wohl Missverständnisse, die Dr. Daniel Duben, Teamleiter Kommunikation bei der Windkraft-Projektierungsgesellschaft Abo-Wind, auch einräumt: „Es waren viel zu viele Lkw auf einmal da, obwohl die Absprache eine andere war. Die Subunternehmer arbeiten mit sogenannten Timeslots, damit eben nicht alle Lkw zusammen eintreffen, weil diese ja auch entladen werden müssen, ehe sie das Gelände wieder verlassen.“
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Falsche Anfahrtskizze genutzt
Die Subunternehmen, die für den Bau der vier Windräder verantwortlich sind, hatten wohl eine falsche Anfahrtskizze zur Großbaustelle an die Lkw-Fahrer weitergegeben, was schlussendlich zu diesem Verkehrschaos und den Lkw-Stau auf der Bergkuppe sorgte. So wurde auch die Polizei des Hochsauerlandkreises zu zwei Einsätzen gerufen, wie Polizei-Pressesprecher Michael Schemme auf Nachfrage dieser Zeitung bestätigt. Ein im Wald querstehender Lkw, der sich zusätzlich noch festgefahren hatte, konnte mit eigenen Mittel nicht geborgen werden. Hier musste ein Bergungsunternehmen zur Unterstützung kommen. Außerdem wurde die Polizei gerufen, weil sich die Lkw-Kolonne im schlecht einsehbaren Bereich auf der Kreisstraße 37 staute, was zu Beeinträchtigungen für Pkw-Fahrer im Vorbeifahren sorgte.
„Der Bau eines Windparks geht immer mit deutlich mehr Verkehr einher, der auch zu kleinen Einschränkungen führen kann. Nach den Vorfällen vom Wochenende sind wir erneut auf die Subunternehmer zugegangen und haben mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass die Zeiten bei der Anlieferung anders geplant werden müssen, um eben künftig zu vermeiden, dass nicht alle Lkw auf einmal kommen und es zu weiterem Ärger bei den Anwohnern kommt“, erklärt Dr. Daniel Duben.
Neun Schwertransporte je Windanlage
Schon im Vorfeld hatte sich die Anlieferung des Materials als logistische Herausforderung dargestellt. Die Einwohner in den umliegenden Orten Brenschede, Bracht und Oedingerberg würden zwar die Baukräne und die in die Höhe wachsenden Windradtürme sehen – viel mehr nicht. Dass es nun am ersten Wochenende bereits zu einem solchen Chaos kam, ärgert die Anwohner und besorgt sie zugleich, vorausschauend was in den kommenden Wochen noch auf sie zukommen kann.
Fest steht, dass in den nächsten Wochen weiterhin vermehrt Lkw zur Anlieferung der Komponenten zur Großbaustelle auf dem Herrscheid von Cobbenrode aus über die gut ausgebaute K 37 zum neuen Windpark rollen. Nachdem die Betonfundamente angeliefert wurden, sollen Mitte Juni weitere Transporte für die Betontürme erfolgen. Pro Anlage werden nachts dann neun Schwertransporter (insgesamt 36) die Großkomponenten wie Rotorblätter liefern. 25 Meter Durchmesser hat ein Windrad-Fundament, bestehend aus 737 Kubikmetern Beton und 103 Tonnen Stahl. Material, das vorab erst in den Wald geschafft werden muss. Allein der Rotor (158 Meter Durchmesser) inklusive Nabe, der in 160 Metern Höhe an den Hybridturm aus Stahlrohr und Beton montiert wird, wiegt 127 Tonnen. Ein Rotorblatt hat ein Gewicht von 23 Tonnen.
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„Ende September wird die Anlieferung der Komponenten für die vier Windkraftanlagen abgeschlossen sein und Ende dieses Jahres soll der Windpark ans Netz gehen. Danach wird nur noch zweimal im Jahr ein Servicefahrzeug kommen“, berichtet Dr. Daniel Duben und bittet um Verständnis für die temporäre Erscheinung und eventuelle Störungen, die seitens Abo-Wind möglichst vermieden werden sollen.