Lennestadt/Bruchhausen. Marco Tillmann aus Lennestadt ist plötzlich gelähmt. Bei einer Spendenaktion kommen über 30.000 Euro für einen Gelände-Rollstuhl zusammen.

Marco Tillmann aus Lennestadt-Bruchhausen steht mitten im Leben. Der 50-jährige Daten- und Produktmanager ist verheiratet mit seiner Frau Christina und Sohnemann Jim ist mit 15 aus dem gröbsten raus. Der Familienvater liebt Wassersport, hat gerade einen Bootsführerschein gemacht, fährt gerne Kajak auf dem Biggesee und ist leidenschaftlicher Jäger. Eine geplante Bandscheiben-Operation mit schlimmsten Folgen reißt Marco Tillmann aus dem Leben und plötzlich ist nichts mehr so, wie es einmal war. Es ist eine herzzerreißende Geschichte eines Mannes, der sich zurück ins Leben kämpft.

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Halbseitig gelähmt sitzt Marco Tillmann in einem Rollstuhl. Er benötigt überall in seinem Alltag Hilfe und Unterstützung. „Ich kann nicht mal mehr einen Joghurt eigenständig essen, mir ein Brot schmieren oder zur Toilette gehen“, erzählt er. Das schlimme Schicksal nimmt nach einer Bandscheiben-Operation an der Halswirbelsäule im September 2023 seinen Lauf.

Schlaganfall, Gehirnbluten und Lungenembolien

Eine Woche nach der Operation erleidet er in der Anschluss-Reha einen Schlaganfall. Durch einen Verschluss im Gehirn und drei Thromben, die sich nicht komplett auflösten, wird bei dem damals 49-Jährigen eine Gehirnblutung diagnostiziert. Das Leben des Mannes hängt am seidenen Faden. Um das Gehirn zu entlasten, wird ihm ein großer Teil der Schädeldecke entfernt.

Als Marco Tillmann dann noch eine beidseitige Lungenembolie bekommt, wird im Rahmen der Diagnostik ein Loch im Herzen festgestellt, was wohl ursächlich für den Schlafanfall war. „Ich schwebte mehrere Wochen zwischen Leben und Tod und bekam schlechte Prognosen, was die ganze Familie sehr belastete“, berichtet der 50-Jährige, der von September 2023 bis Ende Februar dieses Jahres durchgehend in verschiedenen Kliniken lag.

Vier Operationen später hat Marco Tillmann nun eine neue Schädeldecke aus Kunststoff. Diese wurde in den USA mit dem 3D-Drucker für ihn angepasst. „Ich bin dem Tod von der Schippe gesprungen“, blickt Tillmann zurück und versucht sein neues Leben zu meistern. Geblieben ist eine halbseitige Lähmung, die ihn stark einschränkt. Er ist auf den Rollstuhl angewiesen und geht zweimal in der Woche zur Physiotherapie und zusätzlich zur Ergotherapie. „Es sind kleine Schritte, die ich vorankomme, wenn ich mich am Geländer oder der Kücheninsel festhalte“, erzählt Tillmann, der vor seiner Odyssee privat noch Forstwirtschaft betrieben hat.

Ich bin mehr als einmal in ein tiefes Loch gefallen. Aber nun bin ich positiv gestimmt, in ein halbwegs normales Leben zurückzukehren.
Marco Tillmann

Zwei Tage vor seinem 50. Geburtstag, den er am 2. Juni feierte, schaltet er bei Gofundme einen Spendenaufruf, in dem er nur einen Wunsch äußerte: „Unabhängigkeit zu erlangen und mich im Wald und in der Natur wieder frei bewegen zu können.“ Ein geländetauglicher Rollstuhl soll ihm das ermöglichen, doch dieser kostet über 20.000 Euro und die Familie hatte zuletzt erst 30.000 ihrer Rücklagen in den Umbau des Hauses gesteckt, damit für ihn mit seiner Lähmung und dem Rollstuhl ein behindertengerechtes Wohnen möglich ist.

Kein rauschendes Fest zum 50. Geburtstag

Als er noch gesund war, hatte er ursprünglich ein rauschendes Fest zu seinem runden Geburtstag geplant. Daraus wurde nichts. Umso mehr freut er sich über die Hilfsbereitschaft der Menschen, die er durch seine Kampagne, bei der bereits über 26.000 Euro zusammen gekommen sind, erfährt. „Ich bin geflasht, sprachlos und total überwältigt von dieser Hilfe. Damit habe ich nicht gerechnet“, sagt Marco Tillmann.

Es sei nicht nur diese unbeschreiblich tolle Summe, die zusammengekommen ist und ihm nun die Anschaffung des Gelände-Rollstuhls ermögliche, sondern die vielen Nachrichten, die von den Spendern hinterlassen wurden: „Ich bin mehr als einmal in ein tiefes Loch gefallen. Aber nun bin ich positiv gestimmt, in ein halbwegs normales Leben zurückzukehren.“

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Sollte die benötigte Spendensumme überschritten werden, möchte Marco Tillmann den Rest des Geldes an das Olper Kinderheim spenden, dahin, wo er als junger Mann Zivildienst geleistet hat. „Ich habe alle Menschen im Herzen, die für mich gespendet haben. Sogar ehemalige Schulkameraden, die ich Jahre nicht gesehen habe, ließen nicht unerhebliche Beträge für mich da. Ich bedanke mich von Herzen und bin froh, dass in den Menschen soviel Gutes steckt“, freut sich Marco Tillmann.