Oberveischede/Olpe. Der Oberveischeder Christian Middel verliert im Kindesalter seinen Vater – die unbändige Liebe zu ihm führt ihn zu seiner größten Leidenschaft.

Der Oberveischeder Christian Middel ist täglich auf den Friedhöfen im Kreis Olpe unterwegs und kümmert sich dabei um die Grabpflege. Seit mehr als 25 Jahren ist er als Friedhofsgärtner tätig. Der 46-Jährige fand seine persönliche Berufung nach einem schlimmen Schicksalsschlag – aus Liebe zu seinem Vater entwickelte sich eine große Leidenschaft.

Schlimmer Schicksalsschlag

Christian Middel ist schon als kleiner Junge immer in der Natur zu finden. Gemeinsam mit seinem Vater geht er oft auf große Entdeckungstouren in der Natur. Im Alter von nur 13 Jahren verändert sich sein Leben plötzlich von heute auf morgen. Nach einem Herzinfarkt wird sein Vater (43) aus dem Leben gerissen – ein riesiger Schock für die ganze Familie, die kurz zuvor noch ein neues Haus gekauft hatte.

Um mit der Trauer umzugehen, findet Middel seinen persönlichen Weg: „Als mein Vater früh gestorben ist, habe ich angefangen, einen täglichen Gang zum Friedhof zu machen. Es war wirklich nicht ohne, was vor allem meine Mutter auf die Beine gestellt hat“, erinnert er sich zurück. Immer nach der Schule wirft er seinen Rucksack in die Ecke und läuft zum Grab seines Vaters. Bei seinen täglichen Friedhofsgängen lernt er den Umgang mit Trauer und Verlust kennen und schließt den Friedhof als Ort des Seelenfriedens in sein Herz. Er wird zum wichtigsten Rückzugsort, um das Geschehene zu verarbeiten. „Für mich persönlich ist es wichtig, dass es eine Anlaufstelle gibt. Das Leben besteht nicht immer nur aus Spaß, man muss auch lernen, mit der Trauer umzugehen“, betont er.

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Nach seinen jahrelangen Friedhofsgängen ist schon früh klar, dass er seinen beruflichen Alltag in der Natur verbringen möchte. Als er das Fachabitur an der Franziskus-Schule besteht, schließt er eine dreijährige Ausbildung zum Gärtner an. Er spezialisiert sich zunächst auf das Fachgebiet Baumschule, merkt jedoch schnell, dass es nicht richtig passt. „Die Arbeit war nicht so meins.“

Ein Jahr später führt es ihn zur Attendorner Gärtnerei Mählen, wo er die beruflichen Grundlagen des Friedhofsgärtners in Gänze kennen und schätzen lernt. Viele Jahre arbeitet er als Leiter eines Gartencenters, ehe er ein Nebengewerbe anmeldet und sich schließlich einige Zeit später in die vollständige Selbstständigkeit begibt.

Weitere Themen

Als Friedhofsgärtner ist Middel aktuell für verschiedene Friedhöfe in Olpe und Lennestadt zuständig. Neben der Dekoration der Gräber kümmert sich der Oberveischeder um die Grabpflege und Grabgestaltung, die korrekte Bepflanzung und die direkte Beratung von Angehörigen verstorbener Personen. „Es fängt alles damit an, das Grab nach der Beisetzung herzurichten“, erzählt er.

Die Wünsche der Hinterbliebenen seien oft komplett verschieden – von der passenden Bepflanzung bis zur Anlage des Grabs müsse auf jedes Detail geachtet werden, so Middel. Nach über 25 Jahren im Dienst kann er sich keine schönere Arbeit vorstellen: „Der Beruf war schon immer meine Leidenschaft. Es ist einfach schön, wenn du siehst, was du leistest und schaffst. Ich versuche, an jedes Grab so heranzugehen, als wäre es das meiner Eltern.“ Vor allem der enge Kontakt zu Menschen mache den Beruf aus.

Neue Trends

In den letzten Jahren habe sich in der Branche einiges gewandelt. Während es vor einigen Jahrzehnten noch eine Freiflächen-Knappheit an Friedhöfen gegeben habe, gehöre dies mittlerweile der Vergangenheit an. Viele Personen entschieden sich mittlerweile bewusst dafür, keine Erdbestattung vorzunehmen, um den eigenen Kindern keine Bürde aufzulasten. Auch deshalb sei die Nachfrage nach Urnenbestattungen deutlich in die Höhe geschnellt – auch Begräbnisse im Wald seien immer beliebter.

Das bestätigt auch Bestatter Thomas Alfes-Zeppenfeld, der tagtäglich mitbekommt, wie die Nachfrage an Erdbestattungen abnimmt. „Der Friedhof ist im Grunde zu groß. Es sind unglaublich viele Freiflächen entstanden, weil die meisten Leute sagen, dass sie es den Kindern nicht mehr zumuten wollen.“ Grundsätzlich sei eine Feuerbestattung sogar teurer als eine Erdbestattung, doch über die Jahre summiere sich der zu zahlende Betrag für die Instandhaltung des Grabes sowie die Zahlung der Grabgebühren.