Rhode. Nach der Geburt ihres ersten Kindes hatte Natalia Piatek kaum soziale Kontakte. Sie erzählt, wie schwierig es war, der Einsamkeit zu entfliehen.
Verreisen, um in Ägypten tauchen zu gehen oder mit der besten Freundin die Nacht durchtanzen – mit der Geburt ihres ersten Kindes änderte sich für Natalia Piatek aus Rhode vor sieben Jahren einiges. Ihre sozialen Kontakte litten sehr: „Damals sind viele Freundschaften kaputtgegangen. Vor allem Menschen, die selbst keine Kinder hatten, konnten nicht nachvollziehen, warum ich schon mal zwei Stunden zu einem Treffen zu spät kam, weil mein Sohn eingeschlafen war.“ Weniger Zeit, um Freundschaften zu pflegen und kein Kontakt mehr zu den Kollegen – es ist eine Situation, in der sich viele Mütter beim ersten Nachwuchs wiederfinden.
Die 35-Jährige suchte den Kontakt zu anderen Müttern auf dem Spielplatz und in Krabbelgruppen. Doch sie hatte den Eindruck, dass sie auf eingeschweißte Grüppchen traf, die unter sich blieben und sich ihr gegenüber nicht öffneten.
Jedes Kind ist individuell
Es sei ihrer Meinung nach gar nicht so leicht, unter jungen Müttern soziale Kontakte zu knüpfen: „Letztens kam eine Mutter auf mich zu und meinte, wie toll meine Tochter mit zwei Jahren sprechen könne. Das könne ihr Kind noch nicht. Sie verglich dies und das und ich merkte, wie neidisch sie war. Jedes Kind ist doch individuell.“ Oft setzten sich die Mütter gegenseitig bezüglich der Leistungen ihrer Kinder unter Druck. Natalia Piatek wünscht sich mehr ehrlichen Austausch und Verständnis füreinander. Vor zwei Wochen entdeckte sie das Familienatelier in Olpe, eins der Angebote für Eltern, um soziale Kontakte zu knüpfen.
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Gemeinschaft bieten
Das Familienatelier in Olpe bietet Eltern einen Platz, wo sie regelmäßig zusammen mit ihren Kindern hinkommen können. „Unser Café ist ein zeitlich flexibler Treffpunkt – anders als ein Kurs, der zu einer festen Uhrzeit stattfindet, was für viele Eltern mit Kindern nicht machbar ist“, erzählt Mitgründerin und Mütterpflegerin Marsha Pacolli. „Die Eltern dürfen kommen wann und wie sie wollen, gerne auch in Jogginghose, das ist völlig okay. Wir wollen die Gemeinschaft und das gegenseitige Verständnis zwischen Erziehungsberechtigten fördern, ohne sich gegenseitig zu verurteilen.“ Sie selbst ist sechsfache Mutter und kann sich deshalb gut in die Bedürfnisse frischgebackener Mamas und Papas hineinversetzen: „Am Anfang ist ein Kind eine völlig neue Situation, viele rechnen nicht damit, dass die sozialen Kontakte wegfallen könnten.“ Das Familienatelier will insbesondere Mütter auffangen, damit sie in der neuen Lebensphase mit Kind nicht vereinsamen.
Wie es bei Natalia Piatek und ihrer Familie weitergeht, wird sich zeigen. Noch bis August ist sie in Elternzeit, danach soll ihr Job im Einzelhandel wieder starten.
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