Drolshagen. Hund Oskar kann nicht bei Besitzerin Ursula Weimer aus Drolshagen bleiben. Endlich hat er nun ein neues Zuhause in Hessen gefunden.

Als Ursula Weimer und ihr Partner Hermann Schulte aus Drolshagen den Staffordshire-Bullterrier-Mischling Oskar Anfang des Jahres im Zwinger in einer Hundepension sehen, sei es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Trotz des schlechten Rufs, der seiner Hunderasse vorauseilt – in NRW wird die Rasse nach Paragraf 3 des Landeshundegesetzes als gefährlich eingestuft – hätte Oskar einen ruhigen, lieben ersten Eindruck gemacht. „Kein Hund wird böse geboren. Es ist der Mensch, der ihn schlecht behandelt und dadurch böse macht. Der Mensch ist das Problem“, ist Ursula Weimer überzeugt. Und obwohl das Paar eigentlich nur die eigenen beiden Hunde wegen eines Urlaubs zeitweise in die Hundepension geben wollte, steht schnell die Entscheidung fest: Auch der 16 Monate alte Oskar soll bei ihnen ein Zuhause finden. Sie erzählen, warum sie den Hund nach wenigen Wochen trotzdem wieder abgeben wollen.

Einen Listenhund bei sich aufnehmen

Von Januar bis Mai dauerte es, bis der bürokratische Teil erledigt war: Wer in Deutschland einen sogenannten Listenhund aufnimmt, muss zahlreiche Dokumente einreichen. Darunter ein polizeiliches Führungszeugnis, ein Sachkundenachweis, der belegt, dass man sich mit der Hundehaltung auskennt, sowie eine Haftpflichtversicherung für den Hund. Das Tier muss gechipt sein und eine erhöhte Hundesteuer ist zu entrichten. Grundsätzlich müssen gelistete Hunde an der Leine gehen und einen Maulkorb tragen. Besteht das Tier einen speziellen Wesenstest, kann es von beidem befreit werden. Außerdem ist vor der Anschaffung die Genehmigung beim örtlichen Veterinäramt einzuholen. Und die bekam Oskar, auch eine Hundetrainerin wies ihm ein positives Gutachten aus.

„Der Hund war sozusagen weder im Kindergarten noch in der Grundschule. Es braucht eine enorme Geduld, um das nachzuholen, was er verpasst hat“

Hermann Schulte
Hundebesitzer

Über Oskars Vergangenheit erfuhr das Paar wenig. Der Hund war dem Vorbesitzer vermutlich entlaufen, das Veterinäramt fand ihn mit zertrümmertem Bein auf einem Spielplatz. Nach einer kostspieligen OP landete er in der Hundepension. Bis Ursula Weimer und Hermann Schulte beschlossen, ihn bei sich aufzunehmen. Bei einem Spaziergang traf Oskar schließlich auch auf die beiden Hunde des Paars Ellie und Pira, die der Hunderasse Lagotto Romagnolo angehören, sogenannte Trüffelhunde. Auch hier erwies sich Oskar als verträglich, die Schwierigkeiten begannen erst Zuhause.

Ursula Weimer und ihr Partner Hermann Schulte mit den drei Hunden: Einer davon ist Staffordshire-Bullterrier-Mischling Oskar, ein sogenannter Listenhund.
Ursula Weimer und ihr Partner Hermann Schulte mit den drei Hunden: Einer davon ist Staffordshire-Bullterrier-Mischling Oskar, ein sogenannter Listenhund. © WP | Sarah Breunig

Beide investieren Zeit und Energie, um den Hund zu erziehen. Er wird stubenrein, lernt an der Leine zu laufen und erste Kommandos. „Oskar hat in seinen ersten Lebensmonaten keine Erziehung erfahren, er war sozusagen weder im Kindergarten noch in der Grundschule. Er ist sehr lernwillig, aber es braucht eine enorme Geduld, um das nachzuholen, was er verpasst hat“, sagt Hermann Schulte. Doch in der Konstellation mit den anderen beiden Hunden funktioniert das Zusammenleben nicht: „Ellie und Pira betrachten das Haus als ihr Revier, sie akzeptieren hier keinen dritten Hund. Die Hunde provozieren sich gegenseitig, es funktioniert einfach nicht“, erzählt Ursula Weimer, die mit Hunden aufgewachsen ist und immer Hunde hatte. Ein Maulkorb, den Oskar dauerhaft trägt, soll einer Eskalation zwischen den drei Hunden vorbeugen. Doch das soll kein dauerhafter Zustand bleiben: „Ich weiß keinen Rat mehr, Oskar kann leider nicht hier bleiben.“

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Liebevolles Zuhause gefunden

„Die Problematik mit Listenhunden ist am anderen Ende der Leine: der Mensch. Man kann selbst einen Chihuahua brandgefährlich machen“, ist Elke Stellbrink, Vorsitzende des Tierschutzvereins Olpe, überzeugt. Nach 25 Jahren Erfahrung sei nicht ein Listenhund bei ihr im Tierheim gewesen, den sie mehr als andere Hunde als potenziell gefährlich bezeichnen würde. Einmal im Tierheim gelandet, hätten Kampfhunde trotzdem geringe Vermittlungschancen. „Die Leute sind verschreckt wegen der hohen Hundesteuer“, bedauert sie.

Ursula Weimer und Hermann Schulte wollen deshalb alles daran setzen, Oskar ohne den Umweg übers Tierheim an ein liebevolles Zuhause zu vermitteln. „Das hat er verdient“, sagt sie. „Solange sich das Tier gut mit Ellie und Pira versteht, würde ich auch jederzeit wieder einen Listenhund aufnehmen.“

Und tatsächlich: Über Facebook findet Ursula Weimer einige Wochen später ein neues Zuhause für den Staffordshire-Bullterrier-Mischling. Er sei nach Hessen gut vermittelt worden.

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