Drolshagen. In Drolshagen sind Kühe die Muse: Der junge Künstler Diyan Chubur widmet ihnen seine Werke. Was ihn an Kühen so fasziniert.
In der Kinderwerkstatt in Drolshagen liegt eine Kuh in klassischer Ruhepose. Indes ist es keine echte, wenn auch in Lebensgröße. Der 13-jährige Diyan Chubur hat sie geschaffen. Aus Maschendraht und Pappmache. Mit echtem Kuhfell, echten Hörnern und Hufen. Das Fell bekam er von einer Dame, die von Diyans kreativer Schaffenskraft begeistert ist. Ebenso die Hörner. Die Klauen hat Diyan im Tierbedarfshandel besorgt. Sie sind ein beliebter Kauartikel für Hunde. Für die Darstellung der typischen vorgewölbten Augen einer Kuh dienen weiße Murmeln.
Unterstützung durch regional bekannte Künstlerin
Würde Diyans Kuh auf einer Weide liegen, hielte man sie für echt. Anatomisch stimmt hier alles. „Diyan hat ein gutes Auge. Das merkt man an allem, was er tut“, sagt die freischaffende Künstlerin Steffi Gräve-Lütticke. Sie ist in der Region bekannt: durch ihre eigene Kunst, durch die Kinderwerkstatt Drolshagen, die sie 2008 mitbegründete, und ebenso durch verschiedene Projekte in Kindergärten und Schulen – wie beispielsweise im Rahmen von „Kultur und Schule“ –, sowie durch kreative Tage und Wochen für verschiedene Organisationen und Einrichtungen.
Zweimal im Monat hat Diyan, der in einer Außenwohngruppe des GFO-Josefshauses in Drolshagen lebt, bei Steffi Gräve-Lütticke Privatunterricht. „Ich kenne Diyan aus der Grundschule. Da ist mir schon aufgefallen, dass er besonders gut zeichnen kann. Aufgrund seines großen Talents bekommt er nun eine künstlerische Förderung und besucht mich zweimal im Monat“, ist die Künstlerin begeistert über Diyans Können, seinen Weg und seine Entwicklung.
Bei ihr lernt Diyan alles über Material und Technik, Form und Ästhetik in Malerei und Skulptur. „Kunst ist unbegrenzt. Es gibt kein Richtig und kein Falsch, kein Ja und kein Nein. Es gibt nur die Freiheit zu malen, zu formen und auszudrücken, was und wie man möchte – Wünsche, Träume, Gefühle. Kinder und Jugendliche sind noch so frei in ihrer Fantasie. Ich möchte ihnen ermöglichen, ihre Kunst so umzusetzen, wie sie sie mit ihren Augen sehen. Mit allen möglichen Materialien und Techniken“, erklärt Steffi Gräve-Lütticke.
Hommage an das Lieblingstier Kuh
Diyans Kuh in Lebensgröße ist daher auch kein Zufall. Vielmehr ist es so etwas wie eine Hommage an sein Lieblingstier. Genauer gesagt: An das Rind, bezeichnet dieser Begriff ja sowohl das weibliche Tier, die Kuh, wie das männliche Tier, den Bullen. „Rinder sind sehr soziale Wesen, haben beste Freunde und sprechen miteinander. Sie sind intelligent und für mich sehr schön“, sagt Diyan, der Tiere und die Natur liebt und alles das, was er beobachtet, in seinen Werken umsetzt. Mit Kreide, Buntstift, Pastellfarben, auf Leinwand, auf Stoff oder als skulpturale Arbeit, sich in Perspektive, Farbgebung, Hintergrundgestaltung und Hervorhebung probiert.
Kunst ohne Vorgabe und Wertung
„Mit seiner Kunst kann Diyan komplett loslassen, ist total in seinem Element und einhundertprozentig fokussiert“, so Steffi Gräve-Lütticke, die nicht nach Lehrbuch und Programm unterrichtet, sondern grenzenlos denkt. „Das ist das, was Kinder toll finden: Ideen freien Lauf lassen, sich ausleben, ganz ohne Vorgabe und Beurteilung. Alles ist erlaubt.“ Was ihre Erfahrung zeigt: Heranwachsende in ihrem Talent wahrzunehmen und zu fördern, stärkt die Persönlichkeit. Kunst öffnet, lässt Selbstvertrauen und den Glauben an sich selbst gewinnen. Was sie auch beobachtet: In der Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen und aus verschiedenen Blickwinkeln wird das Bewusstsein geschärft.
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Diyan ist ein gutes Beispiel. Durch seine Kunst kommt er Flora und Fauna näher, beschäftigt sich nicht nur mit deren Gestalt, sondern vielmehr auch mit den Bedingungen: mit Lebensweisen, klimabedingten Gefahren, artgerechter Haltung und Lebensraumzerstörung. Sein Lebenstraum wäre ein eigener Bauernhof, dazu eine Scheune, in der er Kunst machen und auch weitergeben kann. „Der Bauernhof wird für mich wohl nicht möglich sein“, sagt Diyan und nennt seine zweite Wahl: Rettungssanitäter möchte er werden. Die Kunst-Scheune aber will er nicht abschreiben.
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