Kreis Olpe. Drama in der Pflege: Riesiger Mangel an Kurzzeitpflegeplätzen im Kreis Olpe. Die Lage soll sich im nächsten Jahr noch deutlich verschlimmern.
Viele pflegebedürftige Menschen werden zuhause von ihren Angehörigen versorgt. Doch was, wenn die für ein paar Tage oder Wochen verhindert sind, Urlaub machen wollen oder neue Kraft schöpfen müssen? Häufig bedarf es auch nach einem Krankenhausaufenthalt besonders intensiver Pflege. Die ambulante Verhinderungspflege in der eigenen Wohnung oder ein Kurzzeitpflegeplatz in einer vollstationären Einrichtungen sollen in einem solchen Fall greifen. Pflegebedürftige mit Pflegegrad 2 bis 5 haben einen Anspruch auf einen Kurzzeitpflegeplatz. In vielen Einrichtungen sind diese Plätze bereits Monate im Voraus ausgebucht. Bei zu hoher Nachfrage gibt es schlichtweg zu wenig Plätze – so ernst steht es um den Kreis Olpe.
Mangel an Kurzzeitpflegeplätzen im Kreis Olpe
„Kurzfristig einen Platz regional in unserer Kurzzeitpflege zu bekommen, scheint laut vielen Interessenten sehr schwierig zu sein“, sagt Fabian Henzgen, Pflegedienstleiter im Seniorenhaus Gerberweg der Caritas in Olpe. „Im Schnitt müssen wir in unserem Haus pro Tag eine Absage für einen Platz in der Kurzzeitpflege erteilen, in den Sommermonaten sind es besonders viele. Im Sinne einer bestmöglichen Kundenorientierung versuchen wir, die Betroffenen intern an andere Caritas-Einrichtungen weiterzuvermitteln. Aber wenn alle Plätze aufgrund begrenzter Kapazitäten voll sind, sind sie nun mal belegt. Wir können dann keine Kurzzeitpflegeplätze mehr anbieten“, so Henzgen, der viel Verständnis für die potenziellen Gäste und deren Angehörigen hat.
83 Pflegeplätze stehen im Seniorenhaus Gerberweg zur Verfügung, davon können acht sogenannte „eingestreute Plätze“ sowohl an vollstationäre als auch für Kurzzeitpflegeplätze vergeben werden. Von den eingestreuten Plätzen sind nur zwei Plätze fest für die Kurzzeitpflege eingeplant. Auch wenn Menschen in der Kurzzeitpflege durchschnittlich nur zehn Tage blieben, sei der bürokratische sowie der Pflegeaufwand ebenso hoch wie für vollstationäre Pflegebedürftige. „Die Nachfrage danach ist konstant hoch und da sehe ich noch mehr Hilfsbedarf“, sagt Fabian Henzgen. Gleichzeitig ist er sich sicher: „Hätten wir noch mehr Plätze, wären die auch alle gebucht.“ Aktuell werde daher intensiv geprüft, ob auch eine Unterstützung über die ambulante Pflege und die Tagespflege der Caritas kurzfristig möglich sei. Neben dem Seniorenhaus Gerberweg verfügt der Caritasverband Olpe in einigen weiteren Kommunen im Kreis Olpe über ein Caritaspflegezentrum: das Haus Habbecker Heide in Finnentrop, die Häuser Mutter Anna und St. Liborius in Attendorn, in Lennestadt das St.-Franziskus-Seniorenhaus in Elspe sowie das St.-Josefsheim in Wenden.
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Großer Bedarf kann nicht gedeckt werden
Ein ähnliches Bild zeichnet sich im Pflege- und Betreuungszentrum „Haus Westfalenhöhe“ in Wegeringhausen: „Wir haben täglich Anfragen, auch für Kurzzeitpflegeplätze, die wir häufig nicht bedienen können“, sagt Einrichtungsleiterin Silvia Schmidt. Das Haus verfügt insgesamt über 71 Pflegeplätze, inklusive sechs eingestreuter Kurzzeitpflegeplätze. Davon wird, laut Vereinbarung mit der Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassen NRW, ein fester Platz ausschließlich für die Belegung von Kurzzeitpflegegästen vorgehalten. „Diese Plätze sind meistens belegt. Wenn, wird nur ganz spontan etwas frei“, sagt sie. Sie habe Verständnis für die Verzweiflung der Angehörigen, die sie täglich abweisen muss. „Es stehen jedoch einfach nicht mehr Plätze zur Verfügung“, bedauert sie.
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Und auch im GFO-Zentrum Gerhardushaus Drolshagen sieht es nicht besser aus. „Wir haben einen hohen Bedarf an Kurzzeitpflegeangeboten. Die gesamte Gesundheitspolitik gibt einem jedoch auch wenig Spielraum“, erzählt die zuständige Pflegedienstleiterin Simone Scheuer. Von insgesamt 104 Pflegeplätzen würden momentan zwei für die Kurzzeitpflege zurückgestellt. Ab kommenden Jahr werde es noch problematischer. „Tatsächlich haben wir noch zwei Kurzzeitpflegeplätze bis zum Ende des Jahres – danach nur noch einen.“ Scheuer sieht mit Blick auf die ebenfalls hohen Nachfragen in der ambulanten Versorgung ein „großes Problem“ auf Pflegebedürftige zukommen.
Im Gegensatz zu anderen Pflegedienststellen bietet der DRK-Kreisverband Olpe nur ambulante Pflege sowie Tagespflege an – die Kurzzeitpflege gehört nicht zum Angebotsspektrum.
Leistungsanspruch
Die Leistung der Pflegeversicherung für die Kurzzeitpflege steht – unabhängig von der Einstufung des Pflegegrads zwischen zwei und fünf – allen Pflegebedürftigen in gleicher Höhe zu. Die Höhe der Leistung beträgt bis zu 1.774 Euro im Jahr und kann für bis zu acht Wochen pro Kalenderjahr in Anspruch genommen werden. Der Selbstzahleranteil für die Kurzzeitpflege unterscheidet sich je nach Einrichtung und gilt für Unterkunft sowie Verpflegung. Pro Tag sind im Schnitt, mit rund 40 Euro zu rechnen.