Olpe. Der 47-jährige Maik Lüning führt den Familienbetrieb Lüning in der fünften Generation. Ursprünglich wollte er erst etwas ganz anderes machen.
Seit 1975 verkauft die Konditorei Lüning im Herzen Olpes Torten-Spezialiäten – von kleinen Kuchen bis zur riesigen Hochzeitstorte ist alles dabei. Das Unternehmen selbst besteht schon deutlich länger als 130 Jahre und hat sich dabei ständig neu erfunden. Der Olper Maik Lüning führt den Familienbetrieb nun bereits in der fünften Generation. Eigentlich hatte er vor seiner dreijährigen Ausbildung ganz andere Lebenspläne – im Nachhinein ist er froh, sich für die Konditorei entschieden zu haben.
Leidenschaft im Kindesalter
Der 47-Jährige bekommt schon als kleines Kind viele Einblicke in die Arbeitswelt des Konditors. „Wir sind als Kinder in der Backstube groß geworden“, kommt der vierfache Familienvater ins Schwärmen. Als kleiner Junge funkeln bei ihm die Augen, wenn seine Eltern in der Backstube die großen Torten fertigstellen. Die Freude über jeden eigenen Handgriff ist riesig: „Ich durfte da manchmal Obst auf die Torte obendrauf legen, da war ich stolz wie sonst was“, erinnert er sich. Mit fortschreitendem Jugendalter beginnt er, weitere Interessen zu entwickeln. Vor allem Schreinerarbeiten haben es ihm angetan. Er entscheidet sich deshalb bewusst, einen anderen Weg zu gehen – mit Rückendeckung der Familie. Während eines mehrwöchigen Praktikums in einer Schreinerei merkt er jedoch schnell, dass er falsche Vorstellungen vom Beruf hatte. „Ich wollte ursprünglich erst gar nicht Konditor werden. Ich habe aber gemerkt, dass es als Schreiner nicht passt“, fasst Lüning zusammen.
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Ohne zu zögern, macht der junge Olper eine Kehrtwende, beginnt eine dreijährige Ausbildung zum Konditor, um den Familienbetrieb in der Zukunft weiterzuführen. Bei der Ausbildung in Gummersbach wird das Feuer und die kindliche Leidenschaft für das Tortenmachen wieder entfacht. Er probiert sich in den feinen Techniken – vor allem die Anfertigung von Malereien und Verzierungen machen ihm Spaß. Nach der erfolgreichen Ausbildung will sich Lüning neue Ideen ins Haus holen und geht, wie damals üblich, auf große Wandertour. An den verschiedensten Ecken Deutschlands und sogar im Ausland macht er sich ein Bild von den neuesten Techniken und Tortenideen in der Branche. „Was man hier in Deutschland macht, ist etwas ganz anderes als in Frankreich oder der Schweiz“, rät er jungen Konditoren über den Tellerrand hinauszuschauen. Der Olper brennt auch heute noch für seinen Job wie am ersten Tag und kann sich keine schönere Arbeit vorstellen: „Ich gehe jeden Tag gerne ins Geschäft. Die Arbeit ist meine große Leidenschaft geworden.“
Unterschiedliche Wünsche
Der 47-Jährige hat bei seiner Arbeit in der Kreisstadt schon die verrücktesten Wünsche verwirklicht. Vor allem bei der Anfertigung von Geburtstags- und Hochzeitstorten geht ihm das Herz auf. „Es steckt viel Herzblut in der Fertigstellung drin. Man kann sich bei der Arbeit detailverliebt hineinsteigern.“ Besonders in Erinnerung geblieben ist dabei eine riesige 1,80 Meter hohe Hochzeitstorte, die nur mit großer Kraftanstrengung transportiert werden konnte. Grundsätzlich sei die Anfertigung sehr individuell gestaltet – meistens hat dabei jede Etage (Torte) eine eigene Geschmacksrichtung, um alle Hochzeitsgäste zufriedenzustellen.
Auszubildende müssten neben der Arbeit in der Backstube bereit sein, auch an Wochenendtagen für die Kundschaft da zu sein. Zur Backarbeit, in der die Mitarbeiter sich entscheiden können, grobe oder feine Arbeiten an der Torte zu übernehmen, kommt zusätzlich viel Arbeitszeit für die Fertigstellung von kleinen Leckereien und Verpackungen hinzu. Grundsätzlich habe sich jedoch nichts daran verändert, dass es ohne Leidenschaft und Interesse im Job „schwer wird“, so Lüning. Er rät daher, sich zunächst über ein längeres Praktikum einen genaueren Einblick in die Arbeitswelt zu verschaffen und zu schauen, in welcher Richtung die Schwächen und Stärken liegen.
Die Kernarbeit in der Küche sei über die Jahre vergleichbar geblieben, aber in allen anderen Bereichen habe sich fast alles verändert. Die Corona-Krise ging auch an der Konditorei Lüning nicht spurlos vorbei. Nach reiflicher Abwägung entschied sich das Team um Maik Lüning aus betriebswirtschaftlichen Gründen dazu, den eigenen Café-Bereich schrittweise aufzugeben – bis der Sitzbereich 2022 völlig verschwand. „Wir mussten damals überlegen, was machen wir alles anders“, erzählt er. Statt eines Café-Bereichs mit Bewirtschaftung bietet der Familienbetrieb daher nun zusätzlich zu den eigenen Gebäcken und Torten weitere Spezialitäten, wie ausländische Nudeln, Saucen und verpackte Knabbereien an – auch die Zusammenarbeit mit dem heimischen Einzelhandel ist deutlich intensiver geworden – so wird in verschiedenen Discountern Ware aus dem Geschäft angeboten.
Café Konditorei Lüning
Mitarbeiter: 20
Standort: 1
Branche: Konditorei
Tarif: ja
Arbeitszeiten: 40h-Woche
Arbeitsplatz: Küchen- und Thekenbereich
Kooperationen: keine
Benefits: keine
Weiterbildung: regelmäßige Fortbildungen
Weitere Besonderheiten: familiäres Umfeld
Trotz der aktuellen Entwicklungen blickt Lüning optimistisch in die Zukunft, auch weil das gesamte Team von der jungen Auszubildenden bis zur langjährigen Mitarbeiterin über die Jahre zu einer echten Familie zusammengewachsen ist. „Ich bin seit 35 Jahren hier. Ich habe hier meine Heimat gefunden“, bestätigt die langjährige Mitarbeiterin Dany Oppen.