Meggen. Der Bergbau gehört zur DNA des Ortes Meggen. Der Förderverein Bergbaudenkmäler hält die Faszination lebendig und feiert jetzt Jubiläum.

Der 31. März 1992 hat sich in das Langzeit-Gedächtnis der Meggener eingebrannt. Damals gingen in der Grube Sachtleben die Lichter aus, es war eine „Zeitenwende“ für den Bergbauort. Hätten sich damals nicht kluge Köpfe zusammengefunden, die die kultur- und sozialgeschichtliche Bedeutung des Meggener Bergbaus erkannten, der bis heute zur DNA des Ortes gehört, dann wäre von dieser Zeit kaum noch etwas sichtbar. Dass es nicht so kam, ist der Verdienst des „Fördervereins Bergbaudenkmäler Lennestadt“, der am 16. Juni 1998 im Alten Kino in Meggen gegründet wurde. Am Samstag, 4. Mai, soll das 25-jährige Bestehen mit einer Feierstunde und einem Tag der Offenen Tür groß nachgefeiert werden.

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Die meisten Mitglieder des heutigen Vorstands haben die „Zeitenwende“ selbst als Bergleute miterlebt. 330 Kumpel gehörten 1992 noch zur Sachtleben-Belegschaft, 150 blieben für Restarbeiten bis 1997. Dann war endgültig Schluss. „Bis auf ein paar Leute haben alle schnell wieder Arbeit gefunden, für die Bauarbeiter, Schlosser oder Elektriker war das kein Problem. Das ist ganz gut gelaufen“, blickt Vereinsvorsitzender Gottfried Spies, damals Hauer und heute noch Chef des IGBCE-Ortsvereins Lennestadt mit 330 Mitgliedern aus der gesamten Region, zurück. Dass die Grube damals aus vermeintlich „wirtschaftlichen Gründen“ geschlossen werden musste, obwohl dort noch acht Millionen Tonnen Erz lagerten, ärgert den zweiten Vorsitzenden Willi Wolter, damals Reviersteiger, bis heute.

Jubiläumsfeier für alle Interessierten

Die Jubiläumsveranstaltung „25 Jahre Förderverein Bergbaudenkmäler Lennestadt“ beginnt am Samstag, 4. Mai, um 11 Uhr am Siciliaschacht in Meggen. Nach den Grußworten (u.a. Landrat Theo Melcher, Bürgermeister Tobias Puspas) lädt der Verein zum Tag der Offenen Tür auf dem Museumsgelände am Siciliaschacht ein (Eintritt frei). Die musikalische Unterhaltung übernimmt die Meggener Knappenkapelle. Für das leibliche Wohl und Kinderunterhaltuing (Kinderschminken) ist gesorgt. (Wegen der Jubiläen 100 Jahre Kirchenchor und 140 Jahre Meggener Knappenkapelle wurde die Feier des 25-jährigen Bestehens auf dieses Jahr verschoben.)

Das Bergbaumuseum Siciliaschacht ist jeden Sonntag von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Führungen (für Vereine, Gruppen, Schulklassen, Kindergärten, etc.) sind auch werktags nach Vereinbarung möglich. Kontakt: Gottfired Spies, Tel. 02721/9539954; Willi Wolter, Tel. 02721/80922, e-Mail: info@bergbaumuseum-siciliaschacht.de. Weitere Infos unter www. bergbaumuseum-siciliaschacht.de.

Doch das ist Schnee von gestern. Ziel des Fördervereins ist das zu erhalten, was aus der Bergbauzeit „gerettet“ werden konnte. Denn eigentlich wollte Sachtleben sämtliche Anlagen abreißen lassen. Der damalige Bergwerksdirektor Dr. Dietrich Wolff und der stellvertretende Bürgermeister Karl Knoche, selbst Bergmann, machten sich mit früheren Kollegen für den Erhalt der Anlage stark. Unter Mitwirkung des damaligen Bürgermeisters Alfons Heimes übernahm die Stadt Lennestadt die alten Anlagen am Siciliaschacht. Dann wurde 1998 der Förderverein gegründet und machte sich an die Arbeit. Dr. Wolff, so steht es in dem Jubiläumsflyer, gelang es, 1,6 Millionen Euro für die Sanierung zu generieren. Unter Mithilfe vieler früherer Sachtleben-Mitarbeiter wurden der 30 Meter hohe Förderturm und die Schacht- und Kompressorhalle auf Vordermann gebracht. Die alte Markenkontrolle am Eingang wurde zu einem Infozentrum umgebaut. Später kamen der Gesellschaftsraum „Bergmannstreff“ und ein nachgebauter Stollen dazu. Zusammen bildet das Ensemble heute das Bergbaumuseum Siciliaschacht, das 2003 eröffnet wurde und vom Förderverein betrieben wird. Die Besucherzahlen – 1000 pro Jahr – sind konstant, hinzu kommen Sonderveranstaltungen im Jahresverlauf. Darüber hinaus realisierte der Verein (220 Mitglieder) zwei bergbaugeschichtliche Wanderwege mit vielen sehenswerten Schautafeln in Meggen (4,3 km) und Halberbracht (3,7 km).

Das Bergbaumuseum Siciliaschacht in Meggen mit dem 30 Meter hohen Förderturm wurde 2003 eröffnet, der anliegende Bergmansstreff ist die Heimat des Fördervereins.
Das Bergbaumuseum Siciliaschacht in Meggen mit dem 30 Meter hohen Förderturm wurde 2003 eröffnet, der anliegende Bergmansstreff ist die Heimat des Fördervereins. © WAZ FotoPool | Volker Speckenwirth

Wer die alten Bergbaustätten betritt, etwas Zeit mitbringt und den authentischen Schilderungen der erfahrenen Museumsführer in ihren Bergmannsuniformen lauscht, der wird schnell von der Faszination „Bergbau“ erfasst. Dass unter Tage 55 Kilometer Straßen angelegt waren, auf denen 140 Fahrzeuge bis zum riesigen Schaufellader verkehrten, die zum Teil mit Elektromotoren mit Oberleitungen betrieben wurden, so Manfred Griese, Beisitzer im Vorstand und früher als Diesel-Gerätemonteur unter Tage im Einsatz, löse bei den Besuchern heute immer noch großes Staunen aus. Die Kompressorhalle – Maschinen und Bohrhämmer wurden viele Jahre mit Druckluft angetrieben – beherbergt unzählige Werkzeuge, Maschinen, Ausrüstungsgegenstände und die sehenswerte Mineralienausstellung von Willi Wolter. Im Bergmannstreff sind viele Bilder, Schilder, Fahnen, Skizzen, Lampen, Uniformen ausgestellt. „Wir bekommen heute immer noch viele Sachen, Bilder und Bergkittel von Angehörigen früherer Bergleute geschenkt“, so Gottfried Spies. Bergmannstradition, die wirft man nicht einfach weg, das weiß auch Schriftführerin Lena Hoppe, deren Großvater Reviersteiger bei Sachtleben war und viel von seiner Arbeit erzählt habe. „Die Kumpel waren immer stolz auf ihre Arbeit“, erklärt Willi Wolter.

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Im Ort Meggen selber gibt es nur noch wenige Zeichen und Hinweise, die an die große Bergbauzeit erinnern, dennoch spielt der Bergbau im sozialen Leben immer noch eine große Rolle. Die Grußformel „Glück auf“ ist nach wie vor aktuell und es gibt kaum ein Fest, bei dem das „Steigerlied“ nicht erklingt. „Ist Meggen immer noch Bergbauort?“ Auf jeden Fall, da sind sich die Vorstandsmitglieder des Jubiläumsvereins einig.

Im Ort gibt es 34 Jahre nach der Schließung der Grube Sachtleben nur noch wenige Zeichen, die von der großen Bergbaugeschichte Meggens zeugen. 
Im Ort gibt es 34 Jahre nach der Schließung der Grube Sachtleben nur noch wenige Zeichen, die von der großen Bergbaugeschichte Meggens zeugen.  © Volker Eberts / FUNKE Foto Services | Volker Eberts

So sieht es auch Hermann Dörnemann, Vorsitzender des Heimatvereins „Mein Meggen“. „Es hat sich sicher einiges verändert, aber die Tradition des Bergbaus ist hier lebendig.“ Denn die „Denke“ der Kumpels, auch geprägt durch den gemeinsamen gefährlichen Job unter Tage, der täglich Solidarität und gegenseitiges Eintreten füreinander forderte, die sei noch in den Köpfen drin. „Vieles ist noch da, auch wenn das von vielen nicht mehr so wahrgenommen wird“, so Dörnemann.