Rahrbach. Die Gemeinde Kirchhundem ist auf der Suche nach Unterkünften in Rahrbach fündig geworden. Bei vielen Bürgern sorgt das für völliges Unverständnis.

Die Gemeinde Kirchhundem sucht nach weiteren Unterkünften für Geflüchtete und hat dabei nun auch die alte Schule in Rahrbach im Visier. Das Interesse an einer kurzfristig einberufenen Bürgerversammlung in der Schützenhalle war groß. Ein Containerbau in Welschen Ennest ist bereits beschlossene Sache. Nun soll eine weitere Bleibe im Rahrbachtal entstehen. Die Gemeinde plant, die frühere „Jugendbildungsstätte“ in der Rahrbacher Hochstraße zu erwerben und darin 30 Geflüchtete unterzubringen.

Große Informationsveranstaltung

Bürgermeister Jarosz informierte knapp 130 Gäste in Präsenz und bis zu 10 online zugeschalteten Gäste aus dem Rahrbachtal über die geplanten Maßnahmen und betonte die Notwendigkeit, Geflüchtete menschenwürdig unterzubringen. Obwohl nicht alle Bewohner mit dem Standort und dem Gebäude einverstanden sind, wurde die Entscheidung verteidigt, da die ehemalige Schule als geeignet angesehen wird und Container-Unterkünfte vermieden werden sollen.

Bürgermeister Björn Jarosz bei der Bürgerversammlung in Rahrbach.
Bürgermeister Björn Jarosz bei der Bürgerversammlung in Rahrbach. © Michael Meckel | Michael Meckel

„Wir nehmen nicht aus dem Füllhorn, sondern nehmen die Immobilie, die am besten geeignet scheint“, so der Bürgermeister. „Wir haben uns das Objekt angeschaut und sind zu dem Schluss gekommen, dass es sich gut als Flüchtlingsunterkunft eignet.“ Das sahen in diesem frühen Stadium nicht alle Dorfbewohner von Rahrbach so. Zum einen kritisierten sie den Standort als auch das Gebäude selbst. „Das ist unterste Schublade. In Rahrbach ist außer der „Taverne“ doch nichts. Wir haben Angst, wenn mitten im Ort 30 junge Männer leben, die nicht arbeiten dürfen. Die Kinder werden bestimmt nicht mehr auf den Spielplatz oberhalb der Unterkunft gehen. Außerdem ist das Gebäude als Flüchtlingsunterkunft völlig ungeeignet“, echauffierte sich eine Anwohnerin wegen der geplanten Maßnahme.

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Bürgermeister Jarosz nahm die Kritik an, verteidigte aber sein Vorhaben „Klar klatschen mir nicht alle Beifall und ich kann Bedenken verstehen. Aber wir sollten jetzt keine Horrorszenarien an die Wand malen. Die alte Schule und der Ort Rahrbach sind gut geeignet. Alles ist besser, als beispielsweise Turnhallen zu schließen. Wir reden immer viel über Integration. Wir müssen das dann auch machen“, sagte Bürgermeister Jarosz, der darüber hinaus auf gute Erfahrungen aus Oberhundem verwies.

Unterstützung bekam er unter anderem von Felix Färber, dem Vorsitzenden des Musikvereins. „Die Situation ist nun mal so, wie sie ist. Wenn es ein Ort schafft, dann Rahrbach. Das haben wir in den letzten Jahren bewiesen.“ Dem stimmte sein Vater Michael, CDU-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat, zu: „Wir haben seit den 90er Jahren Flüchtlinge aufgenommen. Gerade bei den Fußballern haben wir da sehr gute Erfahrungen in Sachen Integration gemacht. Ohne sie könnte beispielsweise eine „Alte Herren“ lange nicht mehr existieren.“

Gute Verkehrsanbindung

Auch Ortsvorsteher Christian Jung appellierte, die geplante Idee in Rahrbach als Chance zu sehen und wunderte sich über die geäußerten Zweifel am eigenen Heimatort: „Wir sind weder Köln noch Olpe Zentrum. Betrachten wir jedoch das Gemeindegebiet, sind wir besser angeschlossen als alle anderen.“ Er meinte damit die relativ gute Verkehrsanbindung. Alle zwei Stunden fahre ein Bus. „Das ist in anderen Orten anders. Aus Welschen Ennest heraus fahren je nach Zählweise ca. 60 Züge am Werktag. Das haben wir im Kreis Olpe weder in Wenden, Olpe, Drolshagen, Attendorn oder Kirchhundem; einzig in Finnentrop. Unsere Erfahrung, Vereinsstruktur und unsere Lage machen uns hier prädestiniert für ein neues Zuhause der Bewohner.“

Weitere Themen

Andrea Schlüngermann: „Bitte erzählt Mankos nicht in der Nachbarschaft, sondern kommuniziert direkt an den Ortsvorsteher oder die Gemeinde, damit dem früh und fair begegnet werden kann. Oder ruf doch mal ‚Kumpel, komm doch mal rüber, trinken wir ein Bier, wenn nicht, dann einen Tee‘. Bürgermeister Jarosz schloss: „Ob sich die neuen Nachbarn wohlfühlen, wird nicht an den älteren Toilettenanlagen liegen, sondern daran, wie wir sie empfangen“.

Die Entscheidung über den Erwerb der alten Schule liegt beim Gemeinderat, der am 25. April tagen wird.